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Kongress-Ticker

Aktuelle Therapieoptionen

Adipositas in der gynäkologischen Praxis

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

23.11.2022

Die Auswirkungen von Übergewicht und Adipositas sind nicht nur kardiovaskulärer Art. Auch die Fortpflanzung ist massiv betroffen. Der Bogen spannt sich dabei von der Fertilität über schwangerschaftsbezogene Probleme bis zur Geburtshilfe. Gewichtsreduktion ist in all diesen Fällen mit einem Risikorückgang assoziiert.

Adipositas ist ein bekannter Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit (KHK), Vorhofflimmern, Herzversagen und Apoplex. Adipositas ist assoziiert mit arterieller Hypertonie, Dyslipidämie, Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes und Schlafstörungen und vielen Störungen im Hormonhaushalt. Darauf wies Dr. med. Katrin Schaudig (Hamburg) hin und stellte eine Reihe von Kasuistiken aus ihrer Hormonsprechstunde vor.

Sie spannte dabei den Bogen vom 14-jährigen Teenager mit BMI 35, der wegen Amenorrhoe und Hirsutismus in die Praxis kommt, bis zur postmenopausalen Mittsechzigerin, die bei einem BMI von „nur“ 32 schon massiv mit Hypertonus, Typ-2-Diabetes und erhöhten Blutfettwerten zu kämpfen hat. Ein Gewichts­verlust von bereits 5–10 % reduziert bei allen diesen Patientinnen die Risikofaktoren.

Verschiedene Medikamente werden zur Gewichtsabnahme angewandt, darunter Liraglutid und Sema­glutid. Die Liraglutid-Zulassung besteht für die Anwendung bei BMI über 30 kg/m2 oder einem BMI über 27 kg/m2 mit einer gewichtsassoziierten Komorbidität wie Prädiabetes oder arterielle Hypertonie. Semaglutid wird in Deutschland und Österreich voraussichtlich ab Mitte 2023 für die Indikation der Gewichtsreduktion erhältlich sein. Beide sollen laut der S3-Leitlinie „Adipositas: Prävention und Therapie“ zum Einsatz kommen, wenn durch Änderung der Bewegung keine ausreichende Gewichtsreduktion erreicht werden kann. Prof. Dr. med. Wiebke K. Fenske (Bonn) stellte die – erschreckenden – Ergebnisse des WHO European Regional Obesity Reports 2022 vor. Demnach betreffen Übergewicht und Adipositas 60 % der Erwachsenen in Europa und fast jedes dritte Kind im schulpflichtigen Alter. Besonders alarmierend: Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas steigt kontinuierlich weiter, auch im reproduktiven Alter. Viele übergewichtige Frauen leiden am polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS). Neben der bariatrischen Chirurgie, die aus Praktikabilitätsgründen aktuell auf extrem adipöse Patienten beschränkt ist, sind der GLP-1-Rezeptoragonist Liraglutid und Lebensstilintervention die derzeit effizientesten Maßnahmen zur Gewichtsreduktion und Zyklusregulierung. Die Wirksamkeit und Sicherheit neuer Therapien bei Frauen mit PCOS und Adipositas wird zu untersuchen sein. Die Daten zur Gewichtsreduktion sind jedenfalls vielversprechend.

Prof. Dr. med. Nicole Sänger (Bonn) ging schließlich auf die Probleme von Patientinnen mit Adipositas bei der Fertilität ein. Sie empfahl, das Thema Gewichtsreduktion bei jeder übergewichtigen Frau mit Kinderwunsch aktiv anzusprechen, um so auf Seite der Patientin Hürden abzubauen. Ein engmaschiger Kontakt zur Patientin sollte sie zur Lebensstiländerung motivieren und grundsätzlich auch den Partner mit einbeziehen. Insgesamt betonten alle Referentinnen, dass die medikamentöse Therapie nur gemeinsam mit einer Ernährungsumstellung und einem Bewegungskonzept eingesetzt werden soll. Eine Gewichtsreduktion unterstützt durch GLP-1-Rezeptoragonisten könnte auch in der Gynäkologie – z. B. bei Frauen mit PCOS – eine Option darstellen. (> Schwangerschaft)

Lunchsymposium „Aktuelle Therapieoptionen bei Adipositas in der gynäkologischen Praxis“ (Veranstalter: Novo Nordisk Pharma GmbH)

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