Je jünger Kinder mit Alopecia areata sind, desto weniger Behandlungsmöglichkeiten existieren: Es kommen nur topische Therapien infrage – doch die etablierten Optionen helfen oft nicht ausreichend. Hoffnung gibt eine neue pflanzenbasierte Tinktur.
Alopecia areata (AA) ist bei Kindern und Jugendlichen keine Bagatelle – vielmehr gefährdet der kreisrunde Haarausfall mit seinen zum Teil entstellenden Effekten die persönliche emotionale und psychische Entwicklung. Um den Kindern Ausgrenzung und soziale Isolation zu ersparen, ist hier eine möglichst frühzeitige und effektive Behandlung erforderlich, betonte Prof. Dr. med. Ulrike Blume-Peytavi (Berlin).
Erstlinientherapie für Kinder unter 12 Jahren: topische Kortikosteroide
In der Erstlinientherapie haben die topischen Kortikosteroide in allen Altersklassen die höchste Evidenz. Für Kinder unter 12 Jahren werden mittelstarke Kortikosteroide der Klassen II und III (n. Niedner) empfohlen, wie Methylprednisolonaceponat oder Mometasonfuroat 0,1 %. Bei Jugendlichen und Erwachsenen kommen die Kortikosteroide der Klassen III und IV infrage. Intraläsionale Injektionen (streng intrakutan), beispielsweise mit Triamcinolonacetonid, sind nur für ältere Jugendliche und Erwachsene geeignet. Wenn dies nicht ausreichend hilft, kann in der Zweitlinientherapie – allerdings nicht im akuten Stadium/Schub – ein Versuch mit einer topischen Dithranol-Reiztherapie unternommen werden. Durch 0,5 % bis 1 % Dithranol als Lösung stellt sich zunächst eine irritative Kontaktdermatitis ein. Nach 6–12 Monaten zeigte sich bei etwa 30 % der Kinder mit schwerer AA ein vollständiges Nachwachsen der Haare, wie Blume-Peytavi berichtete. Nachteil: Insgesamt 43 % der Kinder, die auf die topische Dithranol-Therapie ansprachen, erlitten einen Rückfall [1].
Coacillium-Lösung lässt Haare wachsen
Es besteht also nach wie vor ein klinischer Bedarf an auch für kleine Kinder gut verträglichen Therapieoptionen. Eine könnte Coacillium sein, ein aus vier Arzneipflanzen-Extrakten bestehendes Externum: Zwiebel (Allium cepa), Zitrone (Citrus limon), Guarana (Paullinia cupana) und Kakao (Theobroma cacao). Blume-Peytavi berichtete von einer eigenen, noch unveröffentlichten placebokontrollierten Phase-II/III-Studie, bei der Kinder und Jugendliche (n = nicht genannt) ab 2 Jahren über 24 Wochen mit der Coacillium-Lösung behandelt worden waren. Am Ende des Behandlungszeitraums hatte sich bei 82 % der Patienten und Patientinnen wieder ein Haarwachstum eingestellt, in der Placebogruppe waren es nur 37 %. Auch nach Ende der Behandlung wuchsen die Haare weiter, sodass sich der SALT-Score (Severity of Alopecia Tool) von rund 60 Punkten auf 30 in der Verumgruppe (Woche 48) verringerte.
Session „Haarerkrankungen“, Vortrag „Alopecia areata“