Seit März 2025 können deutlich mehr Menschen von einer Impfung gegen das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) profitieren. Denn nun lässt sich auch im mittleren Alter schweren Verläufen, Hospitalisierungen und der Verschlechterung von Grunderkrankungen vorbeugen.
Nachdem die RSV-Meldepflicht in Deutschland seit 2023 bundesweit gilt, ist die Zahl der gemeldeten Fälle von 57 540 (Saison 2023/2024) auf 68 000 (2024/2025) gestiegen. Dennoch müsse man von einer Untererfassung ausgehen, so Dr. med. Markus Frühwein (München). Denn die derzeitigen Schnelltests für RS-Viren bei Erwachsenen seien wenig sensitiv. Zudem unterblieben diese Tests meist in der Praxis, weil sie keine therapeutische Konsequenz eröffneten. Die fehlenden kausalen Behandlungsmöglichkeiten machten die Primärprävention zur wichtigsten Maßnahme gegen RSV, betonte er.
Die Europäische Kommission hat im März 2025 die Zulassung für den nicht adjuvantierten, bivalenten Präfusions-F-Impfstoff RSVpreF erweitert. Er kann nun bereits ab 18 Jahren, statt wie bisher ab 60 Jahren, eingesetzt werden und Erwachsene jeden Alters vor einer RSV-bedingten Erkrankung der unteren Atemwege schützen – auch Menschen mit Vorerkrankungen und/oder einer Immundefizienz sowie Gesunde, die in medizinischen Berufen oder als Pflegende arbeiten. RSVpreF steht außerdem zur Immunisierung in den Schwangerschaftswochen 24 und 36 zur Verfügung und dient dann der Vorbeugung RSV-bedingter Erkrankungen der unteren Atemwege bei Säuglingen im Alter bis zu 6 Monaten.
Hospitalisierungen und Verschlechterung der Grunderkrankung
Die aktuelle Zulassungserweiterung stützt sich auf Daten aus der Phase-III-Studie MONeT bei Erwachsenen im Alter von 18 bis 59 Jahren, die infolge einer chronischen Erkrankung oder einer Immundefizienz ein hohes Risiko für schwere RSV-assoziierte Atemwegserkrankungen trugen. Die Daten der Studie zeigen, dass mit RSVpreF bei gefährdeten und vulnerablen Personen solide Immunantworten zu erreichen sind.
Dies bedeute Schutz durch eine RSV-Impfung für Menschen mit immunvermittelten Krankheiten wie Multipler Sklerose, Rheuma oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, die eine immunsuppressive Therapie erhalten. Auch Personen mit chronischen Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD profitierten, ergänzte Frühwein. Das Risiko RSV-assoziierter Hospitalisierungen sei in diesen Gruppen 3- bis 6-mal so hoch wie das Gesunder im selben Alter. Die Impfung senke zudem das Risiko, dass eine RSV-Infektion die bisher erreichten Therapieerfolge bei Grunderkrankungen zunichtemache.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und weitere Fachgesellschaften befürworten die RSV-Impfung Erwachsener jeden Alters mit schweren pulmonalen oder kardiovaskulären Vorerkrankungen oder deutlich kompromittierter Immunabwehr. Die 18- bis 59-jährigen Patienten und Patientinnen können für die RSV-Impfung bei der Krankenkasse eine Erstattung beantragen, zum Teil gehört sie bereits zu den Satzungsleistungen.
Virtuelle Fachpressekonferenz „Zulassungserweiterung bei Abrysvo®: Schutz vor RSV bei Erwachsenen ab 18 Jahren“ (Veranstalter: Pfizer Pharma GmbH), Mai 2025