Patientinnen und Patienten, die früher schwer an Asthma erkrankt waren, können heute mit wenigen Medikamenten nachhaltig beschwerdefrei werden. Die Wege zur Remission führen über moderne inhalative Therapien, Allergenimmuntherapie und Biologika. Zentral ist dabei die individuelle Phänotypisierung.
„Vor 50 Jahren ging es nur darum, dass der Patient überlebt“, erklärte Prof. Dr. med. Marek Lommatzsch (Rostock) das frühere Ziel der Asthmatherapie. Heute könne eine Kombination aus inhalativem Steroid und β-Mimetikum (Salbutamol/Budesonid) als Bedarfstherapie beim leichten Asthma die Exazerbationsrate verglichen mit Salbutamol auf die Hälfte senken [1]. Die Zukunft gehöre den disease-modifying anti-asthmatic drugs (DMAADs). Dazu zählten insbesondere die modernen inhalativen Kortikosteroide ± lang wirksame β2-Agonisten oder Anticholinergika, die Allergieimmuntherapie (AIT) und die Biologikatherapie. Das Stufenschema der aktuellen Leitlinie werde nicht von Bestand sein [2].
„Nicht mehr Symptomen hinterherrennen!“
Das Konzept der Asthmatherapie wandele sich gerade grundsätzlich. Es gehe um die Remission der Erkrankung, das heiße: keine Exazerbationen, keine systemischen Steroide für die Asthmabehandlung, aber eine nachhaltig (≥ 12 Monate) stabile Lungenfunktion – vielleicht sogar eine normale (FEV1 ≥ 80 % Soll oder FEV1-Abfall ≤ 5 % Soll). Um sie zu erreichen, müsse man die Patienten und Patientinnen phänotypisieren und individuell therapieren [3].
Vom Assessment zum individuell ausgewählten DMAAD: das A²BCD-Schema
Leitlinien seien „schöngeistige Literatur“, die in der Kassenarztpraxis nicht ankämen, dies höre er aus der Praxis, berichtete Lommatzsch. Deshalb brauche es „die Leitlinie auf dem Bierdeckel“: das A²BCD-Remissionsschema [4-7].
Biologika
Für die Indikation „schweres Asthma” sind derzeit 6 Biologika verfügbar, die nach Anamnese, Biomarker, Komorbiditäten und Dosierungsintervallen (ABCD-Schema) unterschieden werden [8]. Für das allergische Asthma seien dies Omalizumab, Dupilumab und Tezepelumab. Die Anti-IL-5-Biologika brauche man beim allergischen Asthma nicht. Sie seien jedoch bei intrinsischem Asthma hoch wirksam [9].
Dass unter Berücksichtigung aller Studien bei schwerem Asthma Remissionsraten von 30 % erreicht würden, sei „an sich schon ein Riesenerfolg“. Nach Lommatzsch’ fester Überzeugung gehe man beim schweren Asthma sogar auf die 50 % zu, wenn die Haltung bezüglich oraler Kortikosteroide („Das haben wir doch schon immer so gemacht …“) überwunden werde. Hilfreich für den Ablöseprozess seien die frei verfügbaren Biologika-Verordnungsbögen auf der AeDA- und der BdP-Homepage, die in der Praxis helfen, Biologika regresssicher zu verordnen.