In ihrer aktualisierten S3-Leitlinie fordern die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) sowie die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) zur strukturierten Zusammenarbeit zwischen Allgemein- und Fachmedizin auf, um eine leitliniengerechte Versorgung sicherzustellen.
Auf eine solche nahtlose Zusammenarbeit sind gerade vulnerable Gruppen angewiesen, z. B. Menschen mit chronischen Grunderkrankungen. Sie profitieren von präventiven Interventionen besonders, u. a. von vollständigen Impfungen.
Chronische Nierenkrankheit und Herpes Zoster
Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, durch Immunseneszenz, therapeutische Immunmodulation oder eine chronische Krankheit wie Diabetes oder chronische Nierenkrankheit (CKD), erleiden häufiger eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (VZV) und einen komplizierten Herpes-Zoster(HZ)-Verlauf. CKD-Patientinnen und -Patienten haben ein 1,2-fach höheres HZ-Risiko als die Allgemeinbevölkerung, unter einer Hämodialyse steigt dieser Faktor auf 1,4, unter einer Peritonealdialyse auf 3,6 und nach einer Nierentransplantation auf 8,5.
Verantwortlich für diesen Anstieg sind verschiedene Faktoren, darunter eine gestörte T-Zell-Antwort, der Anstieg von proinflammatorischen Zytokinen und urämischem Toxin, die der Immunfunktion schaden. All dies begünstigt Virusinfektionen und beispielsweise Herpes Zoster. CKD-assoziierte Risikofaktoren wie chronische Infektionen und Inflammationsprozesse schwächen die Immunantwort zusätzlich, ebenso Komorbiditäten wie Herz- und Lebererkrankungen oder Hypervolämie.
Umgekehrt kann eine durchgemachte HZ-Erkrankung das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt steigern. Die eingeschränkte Nierenfunktion erhöht das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen und Arzneimittelinteraktionen, wenn ein HZ antiviral behandelt werden muss. Die Behandlung eines Herpes Zoster sei insgesamt suboptimal, erklärte Prof. Dr. med. Sylvia Stracke (Greifswald), weshalb zur Prävention dieser Risiken eine Impfung besonders sinnvoll sei. Dies geht auch aus der S3-Leitlinie hervor, die die Impfung bei chronisch Kranken, übereinstimmend mit den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), ab dem 50. Lebensjahr empfiehlt.
Aufholen ist angesagt, um Impflücken zu schließen
Trotz dieser Erkenntnisse sind nur 17,5 % der chronisch Kranken über 50 Jahre ausreichend gegen Herpes Zoster geschützt – in der Gruppe der 50- bis 59-Jährigen nur 3,2 %.
Diese große Impflücke „können die drei Beteiligten – Hausarzt, Facharzt und auch der Patient – kooperativ schließen“, betonte Dr. med. Uta Groger (Bielefeld). „Jeder Arzt-Patienten-Kontakt sollte genutzt werden, um den Impfschutz zu überprüfen und zu komplettieren. […] Unabhängig von Fachrichtung und Versorgungsstufe tragen alle behandelnden Ärztinnen und Ärzte die Verantwortung, Impflücken zu identifizieren, Impfungen aktiv anzubieten und so die Impfquoten nachhaltig zu verbessern“, forderte Groger.
Virtuelles Pressegespräch „Ein Fall für Zwei: Impfprävention in Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten bei Patienten mit chronischen Erkrankungen“ (Veranstalter: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG), September 2025