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Kongress-Ticker

Atopische Dermatitis

Neues zur Systemischen Therapie

Steffen Robens

9.8.2022

Lange Zeit tat sich wenig in der Therapie der atopischen Dermatitis. Seit dem Aufkommen der small molecules stehen Ärzten wesentlich mehr Therapieoptionen zur Verfügung. Eine Übersicht über die Therapie mit Biologika und JAK-Inhibitoren gab Prof. Dr. med. Dr. es sci. Thomas Bieber vom Universitätsklinikum Bonn.

Derzeit sind über 70 neue Wirkstoffe in unterschiedlichen Phasen der klinischen Entwicklung für die Indikation atopische Dermatitis/Neurodermitis. In der systemischen Therapie bereits etabliert ist das Biologikum Dupilumab. Etwa 30 % der Patienten reagieren so gut auf das Medikament, dass sie innerhalb weniger Wochen auf die topische Therapie verzichten können. Bei 10–15 % verbessern sich die Symptome hingegen nicht. In der dermatologischen Entzündungsreaktion scheint IL-13 das wichtigste Interleukin zu sein. Aktuell befinden sich sechs IL-13-Biologika in der Entwicklung. Der Wirkstoff Tralokinumab ist für diesen Rezeptor bereits zugelassen und zeigt bei 16 % der Patienten Erfolg. ­Nemolizumab bindet an den IL-31-Rezeptor und lindert Juckreiz und hilft bei Prurigo nodularis. Da er nicht in die Entzündungsreaktion eingreift, hat er ­allerdings keine Zulassung für die atopische Dermatitis. Die sogenannten small molecules wirken unter anderem in den Keratinozyten, den Immunzellen und bei der Antigenpräsentation. In Deutschland zugelassen sind bisher die systemisch wirkenden Januskinase-Inhibitoren Baricitinib (JAK1/2); Abrocitinib (JAK1) und Upadacitinib (JAK1). Baricitinib zeigt mit IGA 0/1 bei 22,4 % der Behandelten gute Ergebnisse. Allerdings können unerwünschte Symptome wie Kopfschmerzen, Nasopharyngitis, Akne und Infektionen der oberen Atemwege auftreten. Wesentlich wirksamer ist Upadacitinib. Damit erreichen 62 % der Patienten den Wert IGA 0/1. Allerdings können vereinzelt unter anderem kardinale Ereignisse auftreten. „Eine Neigung zu Thrombosen oder eine ­Infektion wie Tuberkulose wäre eine klare Kontraindikation“, sagte Prof. Dr. med. Dr. es sci. Thomas ­Bieber. Im Vergleich schneiden die JAKi auf kurze Zeit besser ab als Dupilumab, weil sie schneller wirken und den Juckreiz unter Kontrolle bringen. Nach ­12–16 Wochen werden sie deutlich besser bewertet als Dupilumab. Nach sechs Monaten gibt es keinen Unterschied mehr. Ausschlaggebend bleibt das Neben­wirkungsprofil. Aktuell noch in der Zulassung befindet sich Lebrikizumab, das IL-13 blockiert. Bisher zeigt es eine gute Wirksamkeit und möglicherweise seltener Konjunktivitiden.

Besonderes Potenzial sieht Bieber sowohl bei der atopischen Dermatitis als auch bei anderen Krankheiten für die Strategie, früher in die Entzündungsreaktion einzugreifen. Spannend sei der Wirkstoff Amlitelimab (Anti-OX40L). Dieser blockiert den ­Liganden auf den antigenpräsentierenden Zellen. Mittelfristig zeigt es eine gute Wirkung. Die Hoffnung ist, die Entzündungsreaktion durch Injektionen alle drei bis sechs Monate unter Kontrolle zu halten. ­Allerdings muss die Wirksamkeit noch bestätigt werden. Zukünftig werden sich Dermatologen noch mehr als bisher die Frage stellen müssen, welches Präparat das aktuell beste für den jeweiligen Patienten ist. „Es gibt nicht das eine Präparat, das allen Menschen gleichermaßen hilft. Wir müssen individuell abwägen“, fasste Bieber zusammen.

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