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Kongress-Ticker

Erstes Retard-Kontrazeptivum

Dienogest als Gestagen

20.11.2024

Prof. Dr. med. Christoph Keck (Berlin) eröffnete das Symposium zur neuen Retardpille Kelzy®. Sie enthält als Estrogenkomponente 0,02 mg Ethinyl­estradiol (EE) sowie als Gestagenkomponente 2 mg Dienogest.

Das Präparat soll im 24/4-Einnahmeschema eingenommen werden, auf 24 wirkstoffhaltige Retardtabletten (weiß) folgen 4 Placebo­tabletten (grün). Am Tag nach der letzten Tablette wird mit einer neuen Packung begonnen, die Entzugsblutung ist zu diesem Zeitpunkt möglicherweise noch nicht beendet. Diese wird etwa an Tag 2 bis 3 nach Beginn der Einnahme der Placebo­tabletten erwartet. Bei vergessener Pilleneinnahme soll das Sicherheitsfenster 24 Stunden betragen.

Prof. Keck stellt die Eigenschaften von Dienogest vor und wurde dabei fast emotional: „Es werden viele sagen, Endokrinologen sind schräge Leute, die haben Lieblings-Gestagene. Aber es ist tatsächlich so, denn Dienogest hat so viele wirklich wichtige Partialwirkungen, dass es als Bestandteil eines Kombinationspräparates wirklich viel Sinn ergibt.“ Im Detail ging er dann auf die starke Wirklung am Endometrium und die antiandrogene Wirkung ein.

Prof. Dr. med. Thomas Römer (Köln) stellte anschließend das Prinzip der retardierten Freisetzung vor. „Man kennt das ja auch aus anderen Bereichen, wo man vielleicht auch persönlich in manchen ­Situationen eine Retardtablette bevorzugen würde. Denn was wir ja immer vermeiden wollen, sind Hormonspitzen. Die sind sogar im Nebenwirkungsprofil relevant.“ Die Retardtablette wird nach der Einnahme zunächst hydratisiert, wodurch sich eine äußere Gelschicht um einen trockenen Tablettenkern bildet.

Die in der Gelschicht enthaltenen Wirkstoffe diffundieren durch diese in den Darm. Auf dem Weg durch den Darm wird dann auch der trockene Kern der Tablette mehr und mehr hydratisiert und die entstandene Gelschicht abgebaut. Die verlängerte Freisetzung bewirkt eine Reduktion der systemischen hormonellen Fluktuationen, was sich positiv auf die Zyklusstabilität auswirkt und ungeplante Blutungen reduzieren kann.

Dr. med. Anneliese Schwenkhagen (Hamburg) stellte schließlich die Ergebnisse der Zulassungsstudien vor (LPRI-424/301 und 302). Dabei wurde ein Pearl-Index von 0,2 ermittelt. Der Prozentsatz der Frauen, die die Studien aufgrund einer unerwünschten ­Arzneimittelwirkung im Zusammenhang mit Blutungen abbrachen, betrug 1,7 %. Das spricht für eine hohe Zufriedenheit mit dem Blutungsmuster. In einer Phase-I-Studie (LPRI-421/101) war die Retardtablette mit einer Formulierung mit sofortiger Wirkstofffreisetzung (0,03 mg Ethinylestradiol und 2 mg Dienogest) verglichen worden. Dabei trat bei Kelzy® der Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (Tmax) beider Wirkstoffe im „steady state“ später auf (3,8 versus 1,3 Stunden) und die maximalen Plasmakonzentrationen (Cmax) waren niedriger. Das ermöglicht ein Zeitfenster von 24 Stunden und nicht nur von 12 Stunden wie bei anderen Pillen. Dadurch muss auch bei Durchfall und Erbrechen nicht gleich eine neue Tablette genommen werden.

In der abschließenden Diskussion ging es um die „ideale Anwenderin“. Laut dem Expertenpanel des Symposiums ist das vor allem die junge Patientin, die wenig Blutungen haben möchte und wenig Nebenwirkungen. Auch bei Patientinnen, die unter einer anderen 20-µg-EE-Pille Blutungen haben, kann es sinnvoll sein, bevor man da auf 30 µg EE erhöht, auf Kelzy® umzustellen.

Lunch-Symposium (Veranstalter: Exeltis Germany GmbH)

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