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Kongress-Ticker

128. Kongress der DGIM

Diabetestherapie in der Hausarztpraxis

Nicole Hein

18.5.2022

Typ-2-Diabetes effektiv zu therapieren, bedeutet heute, den Blick rechtzeitig auf das individuelle kardiovaskuläre Risiko sowie die Bedürfnisse der Patienten zu richten. Im Idealfall beginnt die Therapie in der Hausarztpraxis. Denn ein zeitgerechter Start mit einer passenden Injektionstherapie kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Etwa 40% aller Sterbefälle in Deutschland sind auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z.B. einen atherosklerotisch bedingten Herzinfarkt oder Schlaganfall, zurückzuführen. Zu den wichtigsten beeinflussbaren kardiovaskulären Risikofaktoren gehört unter anderem der Diabetes mellitus. Deshalb sollte Typ-2-Diabetes als multifaktorielle Erkrankung früh risikobezogen behandelt und im Verlauf kontinuierlich betreut werden. Die hausärztliche Praxis spielt dabei im Therapiemanagement eine zentrale Rolle, besonders wenn es um die Aufklärung zu Therapiebeginn und die Begleitung der Patienten im weiteren Verlauf geht. „80 bis 90% der Diabetesfälle werden in den Hausarztpraxen betreut. Wenn wir den Anspruch einer zeitnahen Einstellung erheben, kommen wir um die Einstellung in der Hausarztpraxis nicht herum“, betonte Hausarzt Dr. med. Jörg A. Hintze (Hainburg) auf dem 128. Kongress der DGIM (Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin), der Anfang Mai in Wiesbaden stattfand.

Immerhin sei bereits das Auffinden des Diabetes eine hausärztliche Grundkompetenz, so Hintze. Allerdings gebe es häufig Hürden, denn Menschen mit Typ-2-Diabetes wären gegenüber der Insulintherapie oft eher skeptisch eingestellt. Außerdem bedürfe es zu Beginn der Therapie einer individuellen Einstellung, Schulung und Betreuung. Die Zeit hierfür ist im Praxisalltag jedoch häufig begrenzt. In bestimmten Fällen ist die Zusammenarbeit mit diabetologischen Schwerpunktpraxen laut Hintze notwendig: „Die diabetologische Praxis sollte eingebunden werden, wenn individuelle Therapieziele über einen längeren Zeitraum nicht erreicht werden, wenn eine massive diabetische Stoffwechselentgleisung vorliegt, wenn bei Patienten häufig Unterzuckerungen auftreten, aber auch wenn neue sekundäre Erkrankungen auffallen. Zudem sollten Diabetologen eingebunden werden, wenn die Ressourcen in der eigenen Praxis fehlen, z.B. geschultes Personal für Schulungen und Pen-Einweisungen.“

„Erst das Herz, dann der HbA1c“

„Gerade bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und hohem kardiovaskulären Risiko ist die frühzeitige Therapie mit Substanzen wie GLP-1 RA, die sowohl auf Blutzucker als auch Herz und Gefäße sowie Gewicht positiv einwirken, besonders wichtig, da sie auch langfristig die Komplikationen vermindern kann“, ergänzte Diabetologe Prof. Dr. med. Stephan Jacob (Villingen-Schwenningen). Die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes empfiehlt dementsprechend bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und klinisch relevanter kardiovaskulärer Erkrankung, die Therapie direkt mit einer Kombination aus Metformin und einem SGLT2-Inhibitor oder GLP-1 RA zu beginnen. Im Hinblick auf den weiteren Krankheitsverlauf sagte Hintze: „Für den Start in die Insulintherapie braucht es ein möglichst alltagsfreundliches Basalinsulin. Die Therapie mit z.B. Insulin degludec ist einfach. Wir beginnen mit zehn Einheiten pro Tag, schauen uns wöchentlich die Nüchternglucosewerte an und eskalieren bei Bedarf.“

128. Kongress der DGIM (Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin), Wiesbaden und virtuell, April/Mai 2022

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