Eine Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) bei Patienten und Patientinnen mit fortgeschrittenem, nicht resezierbarem malignen Melanom durch antithrombotische Substanzen zu ergänzen, kann womöglich den therapeutischen Effekt der ICI verstärken und den Progress mehr hinauszögern.
Veränderungen von Blutgerinnung und Plättchenaktivierung beeinflussen Tumorwachstum und Metastasierung, und Krebskranke haben ein erhöhtes Thromboserisiko. Weil eine Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren das womöglich verstärkt, und thromboembolische Ereignisse die Prognose verschlechtern, haben deutsche Forscher und Forscherinnen Registerdaten von Menschen mit fortgeschrittenem malignem Melanom ausgewertet. Sie wollten wissen, ob eine gerinnungshemmende Komedikation den Verlauf beeinflussen könnte.
Tatsächlich hatten bereits präklinische Untersuchungen auf Synergieeffekte zwischen ICI und Antithrombotika hinsichtlich der Tumorkontrolle hingewiesen. Letztere ließen sich daher womöglich nutzen, um die Prognose der Patienten und Patientinnen zu verbessern. Denn obwohl ICI die Behandlung bei fortgeschrittenem malignem Melanom erheblich verbessert haben, sprechen viele Menschen nur unzureichend auf diese an.
Die in die aktuelle Untersuchung eingehenden klinischen Studiendaten stammen von 2 419 Personen mit fortgeschrittenem, nicht resezierbarem malignen Melanom und ICI-Therapie im prospektiven multizentrischen deutschen Hautkrebsregister ADOReg.
Bessere Prognose durch Beeinflussung von Gerinnungsparametern?
Unter diesen Personen erhielten 137 zu Beginn der ICI-Therapie wegen einer Begleitindikation Thrombozytenaggregationshemmer (TAH) – Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel – und 185 direkte orale Antikoagulanzien (DOAK), Phenprocoumon oder Heparin zur Antikoagulation (AC). Die restlichen 2 097 erhielten zu keinem Zeitpunkt der ICI-Behandlung Gerinnungshemmer. Unter ASS wie auch unter AC lebten die Patienten und Patientinnen noch durchschnittlich 15,1 Monate ohne weiteres Krebswachstum, ohne Blutverdünnung war das progressfreie Überleben mit 6,4 Monaten signifikant kürzer. Bei den 7 mit Clopidogrel Behandelten waren es im Mittel gerade einmal 3,2 Monate, ohne signifikanten Unterschied zu Personen ohne Gerinnungshemmer. Das Gesamtüberleben war bei mit DOAK oder Phenprocoumon Behandelten deutlich besser als ohne Antikoagulation. Niedermolekulares Heparin machte keinen signifikanten Unterschied. Die Beobachtungen sind noch durch prospektive randomisierte Studien zu bestätigen.
TAH oder AC nutzten hinsichtlich der Tumorkontrolle auch Personen ohne thromboembolische Ereignisse. Diese waren mit einem Auftreten von n = 47 – und nur 12 während der ICI-Therapie – seltener als aufgrund älterer Daten bei Krebskranken zu erwarten. Möglicherweise wurden jedoch nicht alle Thromboembolien erfasst.
Kött J et al., Eur J Cancer 2025; 214: 115159