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Fokus Naturmedizin

Körperliche Aktivität fördert die Gesundheit

Biofaktoren wichtig für die Bewegung

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

27.1.2023

Nur bei Bewegung schüttet der Muskel regulatorisch wirksame Myokine aus, während das Fettgewebe rund um die Uhr entzündungsfördernde Adiponektine freisetzt. Körperliche Aktivität wirkt schützend auf Herz und Gehirn, Stoffwechsel und Psyche. Nötig für die Muskelarbeit sind zudem essenzielle Biofaktoren.

 „Regelmäßige körperliche Aktivität verringert das Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion und wirkt sich ebenso auf den Verlauf von COVID-19 aus“, sagte Univ.-Prof. Dr. med. Hans-Georg Predel ­(Köln). Evidenzbasiert sei der gesundheitliche Effekt einer Outdoor-Aktivität: Bewegt man sich draußen, profitiert auch das Gehirn, wie MRT-Scans verdeutlichten. Die graue Substanz im präfontalen Cortex nahm abhängig von der im Freien verbrachten Zeit zu, ebenso die Plastizität des Gehirns [1].

Bewegung schützt auch das Herz, sogar bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren, und verlängert nachgewiesenermaßen das Leben. So zeigte die Copenhagen Heart Study mit 5 107 herzgesunden Männern über ein Follow-up von vier Jahrzehnten, dass sich pro 10 ml maximaler Sauerstoff­verbrauch die allgemeine Sterblichkeit um 10 % reduzierte [2]. Bewegungsmangel hat dagegen ­deutliche Konsequenzen für das kardiovaskuläre ­System.

Dem kann man auch mit Mitte 50 entgegensteuern, wie eine Kohortenstudie mit 2 110 Personen im Alter von 38 bis 50 Jahren zeigte, welche ein Jahr lang einen Schrittzähler trugen und länger als zehn ­Jahre nachbeobachtet wurden. Hier wurde eine Korrelation zwischen der Anzahl der täglichen Schritte und der allgemeinen Sterblichkeit deutlich. So hatten Teilnehmer, die täglich 7 000 Schritte oder mehr ­zurücklegten, eine niedrigere Mortalität als die­jenigen, die weniger liefen. Ohne Einfluss war die Intensität der Schritte. An der physiologischen Vermittlung der Bewegung ist Vitamin D3 beteiligt, erläuterte Predel, das mit der kardiopulmonalen Ausdauer korreliert. ­Magnesium unterstützt die Herzfunktion und den Gefäßtonus, für den Sauerstofftransport ist das vor allem bei Frauen kritische Eisen nötig.

Regt die Myokin-Freisetzung an

Von den über 60-Jährigen erreichen 80 % nicht die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sich 2,5 Stunden in der Woche zu bewegen, berichtete Prof. Dr. med. Klaus Völker (Münster). Bei Immobilität kommt es zu einer adipokinen Dysregulation im Stoffwechsel, wobei sich das viszerale Fett vermehrt, die Insulinempfindlichkeit abnimmt und die ­Entzündungsaktivität steigt. Das wirkt sich auf die Entwicklung von Typ-2-Diabetes, von Tumorerkrankungen und von neurodegenerativen Prozessen aus. Primär sollte also die körperliche Inaktivität überwunden werden, so Völker, da der arbeitende Muskel hormonähnliche Signalstoffe ausschüttet. Diese Myokine wirken parakrin auf die Muskulatur und endokrin auf Entzündungs­prozesse, sie stimulieren das Immunsystem und die Knochenbildung, schützen vor einer Tumorentwicklung und erhöhen die Spiegel des Brain-Derived Neurotrophic Factor. Der Nervenschutzfaktor moduliert die Plastizität der Synapsen, erhält die ­Integrität der Neuronen und beeinflusst Lernen und Gedächtnis.

Für alle Bewegungsabläufe sind Vitamin B und D3, Magnesium und Zink wichtig. Diese unterstützen ­katabole und anabole Prozesse, die Bildung von Neurotransmittern und Nervenimpulsen, die Kontraktion von Herz- und Muskeln sowie das Skelettsystem.

Herz- und Gefäßschutz

Etwa 30 von 100 Personen über 65 Jahre stürzen einmal im Jahr, erläuterte Prof. Dr. med. Hans-Georg ­Classen (Stuttgart-Hohenheim). Das geschieht oft aufgrund nachlassender Muskelkraft, verminderter Reaktionsfähigkeit und allgemeiner Instabilität. Bei diesem Frailty-Syndrom sowie bei Osteoporose und bestehender Pflegebedürftigkeit sollte auf eine optimale Versorgung mit Biofaktoren geachtet werden, speziell auf Magnesium, Calcium und Vitamin D3. Für die Synthese der Neurotransmitter sind die ­Kofaktoren Magnesium, Eisen, Mangan und Zink nötig. Laut Prof. Dr. med. Karl-Heinz Reiners (Wegberg) sind die neurotropen Vitamine B1, B6 und B12 essenziell für das Nervensystem. Sie werden aber nur kurz- bis mittelfristig gespeichert. Für die gezielte Substitution eignet sich Vitamin B1 als fettlösliches, fünfmal besser bioverfügbares Benfotiamin ­sowie hoch dosiertes, orales Vitamin B12.

Dass körperliche Aktivität auch den Blutdruck, den Blutzuckerspiegel und das Lipidprofil senkt, erklärte Prof. Dr. med. Klaus Kisters (Herne). Die Tat­sache finde auch in den Leitlinien 2020 der European ­Society of Cardiology (ESC) zur Sportkardiologie Erwähnung. Gefäßschützend wirke zudem eine ­ausgewogene Ernährung und ein normales Kör­pergewicht, dazu die Biofaktoren Kalium (400 mg), Vitamin D3 (1 000–2 000 I. E.) und Magnesium (300 mg).

Organisch gebundenes, gut bioverfügbares Mag­nesiumorotat erwies sich bei Herzinsuffizienz, auch verbunden mit einer hypertensiven Herzerkrankung, als positiv und verbesserte signifikant die Lebensqualität und die Lebenserwartung. In Interventionsstudien wurden außerdem positive Effekte auf den Blutzucker, den HbA1C-Wert, den HOMA-Index (Homeostasis Model Assessment) und die Symptomatik bei Typ-2-Diabetes berichtet.

Die Autorin

Dr. rer. nat. Christine Reinecke
70378 Stuttgart

dres.reinecke@t-online.de
www.hello-biology.com

Dr. Christine Reinecke ist promovierte Diplom-Biologin und ­seit über 25 Jahren freiberufliche Autorin zahlreicher Publikationen der Naturheilkunde, Medizin und Pharmazie

  1. Kühn S et al., World J Biol Psychiatry 2022; 23: 201–207
  2. Clausen JRS et al., J Am Coll Cardiol 2018; 72: 987–995

Online-Symposium der Gesellschaft für Biofaktoren „Biofaktoren und Bewegung“, Oktober 2022

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