Die erosive Osteoarthritis der Hand tritt häufig auf und ist mit einer hohen Krankheitslast verbunden. Bisher lassen sich nur ihre Symptome lindern. Nun zeigte eine Proof-of-Concept-Studie, wie weit der Anti-RANKL-Antikörper Denosumab die Erosionsprogression beeinflussen könnte.
Radiologische Kennzeichen der erosiven Osteoarthritis (OA) sind die Resorption des Gelenkknorpels und osteolytische Veränderungen des subchondralen Knochens. Reparaturprozesse führen zu einem Remodeling und zu knöchernen Knoten an den Gelenkrändern. Denosumab hemmt die Knochenresorption, indem es an den Liganden des Receptor Activator of Nuclear Factor-KB (RANKL) bindet und so die Aktivierung des NF-KB-Signalwegs in knochen- und knorpelresorbierenden Zellen inhibiert.
Eine aktuelle monozentrische randomisierte, placebokontrollierte und doppelt verblindete Phase-II-Studie zur Wirksamkeit von Denosumab schloss 100 Patientinnen (78 %) und Patienten ein, die chronisch-degenerative Gelenkveränderungen an mindestens einem Mittel- oder Endgelenk der Finger aufwiesen. Sie erhielten im Verum-Arm über 48 Wochen den monoklonalen humanen Antikörper Denosumab (60 mg alle 3 Monate), im Kontroll-Arm Placebo.
Messbarer Schutz vor erosiven Veränderungen
Als primären Endpunkt untersuchten die Forschenden die Veränderung des Ghent University Scoring Systems (GUSS) in Woche 24, bei dem ein Anstieg mit einem Knochen-Remodeling und ein Abfallen mit einer fortschreitenden Erosion korreliert. Sekundäre Endpunkte waren die GUSS-Veränderungen sowie die Anzahl zusätzlicher erosiv veränderter Gelenke in Woche 48.
Der GUSS-Score stieg im Denosumab-Arm von initial 155,9 auf 162,2 Punkte in Woche 24, in der Placebogruppe sank er von 158,7 auf 153,3. Damit wurde der primäre Endpunkt erreicht, die beiden Gruppen unterschieden sich signifikant um 8,9 Punkte (1,0–16,9). Die Messungen in Woche 48 bestätigten den Effekt: Der GUSS-Score stieg auf 163,5 unter Verum und fiel auf 149,2 unter Placebo, mit einer geschätzten signifikanten Differenz von 14,3 Punkten (4,6–24,0). Darüber hinaus hatten sich nach 48 Wochen im Placebo-Arm statistisch mehr erosiv veränderte Gelenke entwickelt als im Denosumab-Arm (38 erosive/535 zuvor nicht erosive Gelenke [7,0 %] bzw. 9/501 [1,8 %]). Die geschätzte Odds Ratio (OR) für eine erosive Progression war unter Denosumab um 76 % geringer als unter Placebo (OR 0,24).
Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren in beiden Studienarmen Infektionen und muskuloskelettale Beschwerden. Von 13 schwerwiegenden Ereignissen wurden 6 im Denosumab- und 7 im Placebo-Arm beobachtet. Jeweils 6 % der Teilnehmenden brachen ihre Teilnahme ab.
Die Studie habe erstmals gezeigt, dass sich strukturelle Schäden einer erosiven OA durch eine gezielte Therapie modulieren lassen, schreiben die Forschenden. Der Denosumab- und der Kontroll-Arm hätten sich nach 24 Wochen hinsichtlich der explorativen Endpunkte Schmerz und Funktionseinschränkung nicht signifikant unterschieden. Nach einer Verlängerungsphase bis Woche 96 sei jedoch beides rückläufig gewesen.
Wittoek R et al., Nature Medicine 2024; 30: 829–36