Menschen mit Typ-2-Diabetes, aber auch schon jene mit Prädiabetes können eine schmerzhafte Polyneuropathie entwickeln. Die Einteilung in unterschiedliche Schmerz-Syndrome vor Beginn der Schmerztherapie könnte der Schlüssel zu einer erfolgreicheren Behandlung sein.
Etwa jede vierte Person mit Typ-2-Diabetes und annähernd jede zehnte mit Prädiabetes leiden an einer schmerzhaften Polyneuropathie. Damit einhergehende Komorbiditäten wie Angststörungen und Depressionen verursachen erhebliche Funktionseinschränkungen im Alltag sowie Kosten.
Neben den in den Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie empfohlenen Medikamenten zur Behandlung der schmerzhaften Polyneuropathie (PNP) gibt es individuelle Therapieversuche mit 10-kHz-Rückenmarkstimulation, Cannabinoiden und Memantin. Günstig scheinen sich körperliche Bewegung, die Gabe von GLP-1-Agonisten oder ACE-Hemmern auf die schmerzhafte Polyneuropathie auszuwirken.
Herausforderungen für die Behandlung
Mit den derzeitigen medikamentösen Behandlungsstrategien erfährt nur etwa jeder dritte Patient bzw. Patientin mit schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie eine Schmerzreduktion um 30 %. Und nur etwa 1 von 7 Personen mit schmerzhafter diabetischer PNP kann zufriedenstellend schmerztherapeutisch behandelt werden. Mögliche Ursachen des mangelhaften Therapieerfolgs:
Tipps aus der Praxis
Ein Patient, der erst kurz (< 2 Jahre) an neuropathischen Schmerzen leidet, hat vermutlich eine Beeinträchtigung seiner zentralen Schmerzverarbeitung. Er spricht deshalb möglicherweise besser auf zentral wirksame Medikamente an (z. B. Duloxetin). Menschen, die schon lange unter ihren neuropathischen Schmerzen leiden, zeigen Hinweise für eine zentrale Schmerzverarbeitung („back to normal“) und sprechen deshalb eventuell besser auf peripher wirksame Medikamente an (z. B. Capsaicin-Pflaster).
Geht der neuropathische Schmerz mit einem myofaszialen Schmerz einher, bietet sich etwa die Gabe von Trizyklika an, da diese auch den myofaszialen Schmerz reduzieren können.
Patienten und Patientinnen mit einem irritablen Nozizeptortyp (Hyperalgesie) profitieren nachgewiesenermaßen von einer Oxcarbazepin-Therapie.
Bestehen psychosoziale Komorbiditäten wie Schlafstörungen und Depressionen, bietet sich die Gabe von Trizyklika an.
Unter Berücksichtigung der A-priori-Phänotypisierung mögen bei entsprechenden Patienten und Patientinnen auch Kombinationstherapien notwendig werden.
Die Autorin
PD Dr. med. Ilonka Eisensehr
Neurologie am Sendlinger Tor
80331 München
Literatur bei der Autorin
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