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Dermatologie Kompakt & praxisnah 2022

Kinderdermatologie

Hautinfektionen im Kindesalter – ein Überblick

Angelika Bauer-Delto

2.5.2022

Manche Viren attackieren die Haut direkt, bei anderen liegt ein systemischer Infektionsweg vor, erklärte Prof. Dr. med. Regina Fölster-Holst, Universitäts-Hautklinik Kiel. Einer der Erreger, der zu einer direkten Inokulation an der Haut führen kann, ist das Herpes-simplex-Virus (HSV).

Herpes-simplex-Infektion: Wann Aciclovir?

Eine erste Auseinandersetzung mit Herpes-simplex-Viren wird nur bei einem Viertel der Kinder manifest, sagte Fölster-Holst. Besteht jedoch eine ausgeprägte Gingivostomatitis herpetica, sind die Augen mitbeteiligt, liegt eine herpetische Läsion (Herpetic Whitlow) vor oder entwickelt sich ein ­Ekzema herpeticatum, sollte Aciclovir intravenös gegeben werden. HSV kann auch ein Erythema ­multiforme nach sich ziehen. Dies ist in der Regel selbstlimitierend. Bei einem rekurrierenden Erythema multiforme mit mehr als vier Attacken pro Jahr empfahl die Dermatologin jedoch ebenfalls die Gabe von Aciclovir, und zwar über einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten. Davon abzugrenzen ist eine Infektion mit Mycoplasma pneumoniae, die eine weitere Ursache eines Erythema multiforme sein kann (Erythema multiforme major). Häufig wird eine vorausgehende Pneumonie beobachtet. Mykoplasmen befallen bevorzugt die Schleimhaut, insbesondere in der Mundhöhle. Auch andere Erreger können Läsionen hervorrufen, die einer Mykoplasmen-induzierten Mukositis ähneln. Dazu zählen Chlamydophila pneumoniae, das Influenzavirus B, Entero- und Rhinoviren, das Varizella-zoster-Virus und das Epstein-Barr-Virus. Angepasst an die unterschiedlichen Ursachen wird das Krankheitsbild neuerdings als reaktive infektiöse mukokutane Eruption bezeichnet.

HPV: Impfen schützt

Ein weiterer Erreger, der zu einer direkten Inokulation an der Haut führen kann, ist das humane Papillomvirus (HPV). Es sind verschiedene HPV-Typen bekannt, die unterschiedlichen klinischen Krankheitsbildern zugeordnet werden können, erklärte Fölster-Holst. So werden unterschiedliche Warzen durch diverse HPV-Typen ausgelöst. Condylomata acuminata ­werden vor allem durch HPV 6 und 11 hervorgerufen, im Kindesalter auch durch HPV 2. Bei Condylomata acuminata im Kindesalter sollte an einen sexuellen Missbrauch gedacht werden, sagte die Dermatologin. Übertragungswege können jedoch auch eine Autoinokulation oder eine Heteroinokulation durch nicht genitale Warzen sein. HPV-Hochrisiko-Typen wie HPV 16 und 18 können verschiedene maligne Veränderungen verursachen.

Gegen verschiedene HPV-Typen gibt
es Impfungen für Kinder ab 9 Jahren.

Gegen verschiedene HPV-Typen stehen Impfungen zur Verfügung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen werden. Beide zugelassenen Impfstoffe schützen gegen HPV 16 und 18, einer der Impfstoffe darüber hinaus gegen HPV 6, 11, 31, 33, 45, 52 und 58. Die HPV-Impfung habe zu einer signifikanten Reduktion von genitalen Warzen und zervikalen Karzinomen geführt, berichtete Fölster-Holst.

Coxsackie-Viren: Unterschiedliche Krankheitsbilder möglich

Zu den systemischen Viruserkrankungen, die sich an der Haut, aber auch an anderen Organen manifestieren können, zählen Infektionen mit Coxsackie-Viren. Diese können den oberen Respirationstrakt betreffen, aber auch das zentrale Nervensystem (ZNS) befallen sowie zu einer Myokarditis, einer Endokarditis, einer Konjunktivitis oder einer Enteritis führen.

An der Haut können Coxsackie-Viren die Hand-Fuß-Mund-Erkrankung verursachen. Die „klassische“ Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird vor allem durch Coxsackie-Viren A16 vermittelt. Daneben kann insbesondere das Coxsackie-Virus A6 auch atypische Formen hervorrufen, die beispielsweise mit purpuri­formen oder Impetigo-ähnlichen Hautveränderungen perioral einhergehen sowie zu einer Onychomadese führen können, berichtete Fölster-Holst. Auch bei solchen Hauterscheinungen sollte daher an Coxsackie-Viren gedacht werden.

Paravirale Exantheme: Zahlreiche Auslöser

Eine besondere Gruppe viral bedingter Hautveränderungen stellen die paraviralen Exantheme dar. Dabei handelt es sich um Exantheme, die auf die Antwort des Immunsystems gegenüber Infektionserreger zurückzuführen sind, erklärte Fölster-Holst. Zudem ist nicht ein Virus, beispielsweise das VZV, verantwortlich, sondern Viren diverser Gruppen können zum gleichen Krankheitsbild führen. Ein weiteres Beispiel ist die Pityriasis rosea. Zu beachten sei, dass dieses Krankheitsbild auch als Arzneimittel- und Vakzine-assoziierte Pityriasis rosea auftreten könne, das charakteristische Primärmedaillon fehle dann jedoch. Ebenfalls um ein paravirales Exanthem handelt es sich bei der eruptiven Pseudoangiomatose, die mit Echo-, Adeno-, Epstein-Barr- und Parvovirus B19 assoziiert sein kann. Charakteristisch sind Angiom-ähnliche Veränderungen, denen jedoch keine Proliferation, sondern eine Dilatation der ­Gefäße zugrunde liegt. In der Regel kommt es nach vier bis sechs Wochen zu einer Spontanremission.

Die eruptive Hypomelanose, die durch kleine, hypopigmentierte Maculae gekennzeichnet ist, entwickelt sich meist nach einer Infektion der oberen Atemwege. Mit einer Spontanheilung ist nach wenigen Wochen zu rechnen.

Vortrag „Infektiöse Hauterkrankungen“ von Prof. Dr. med. Regina Fölster-Holst

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