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Allgemeinmedizin

COVID-19

Antikörper als Therapieoptionen bei Long-COVID

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

27.10.2021

Bei Long-COVID halten die Beschwerden länger als vier Wochen post infectionem an. Eine gesicherte Behandlung gibt es nicht, doch es laufen Studien mit monoklonalen Antikörpern. Wie ist der aktuelle Stand?

Wenn die Beschwerden nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion länger als vier Wochen anhalten, liegt Long-COVID vor oder postakute Folgen von COVID-19. Persistieren die Beschwerden mehr als zwölf Wochen, hat man es mit dem Post-COVID-Syndrom zu tun, das bei 15% der Erkrankten auftritt. Beschrieben werden Luftnot, Husten und eine reduzierte Lungenfunktion sowie Fatigue und eingeschränkte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Gesicherte therapeutische Interventionen bei Post-/Long-COVID sind nicht bekannt [1].
Möglicherweise könnten jedoch Moleküle infrage kommen, die die intensive Entzündungsantwort bei COVID-19 unterdrücken.

Leronlimab

Leronlimab ist ein monoklonaler Antikörper, der die Funktion des CC-Chemokin-Liganden-5 blockiert. Dieses Zytokin wirkt bei der Immunantwort chemotaktisch auf T-Lymphozyten, natürliche Killerzellen sowie eosinophile und basophile Granulozyten. Leronlimab erwies sich bei HIV als wirksam und sicher und reduzierte bei COVID-19 die Plasmaspiegel von Interleukin-6 (IL-6). Die Wirksamkeit wird in einer laufenden klinischen Studie bei Post-COVID-19 untersucht. Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-II-Studie wird an fünf US-amerikanischen Zentren bei 50 Patienten mit verlängerten Symptomen aufgrund von COVID-19 durchgeführt. Die Patienten erhielten wöchentlich entweder 700mg Leronlimab oder Placebo subkutan über eine Dauer von 91 Tagen. Beendet wurde die Studie im Juli 2021 [2,3].

Tocilizumab

Dieser Antikörper blockiert die IL-6-Rezeptoren und war bei 21 Patienten mit COVID-19 wirksam: Er verbesserte die klinischen Symptome und unterdrückte die Verschlechterung bei den schwer erkrankten Patienten. Ganz allgemein werden bei COVID-19 T-Lymphozyten und mononukleäre Makrophagen in großer Zahl aktiviert und bilden IL-6, welches an den IL-6-Rezeptor auf den Zielzellen bindet. Dadurch werden ein Zytokinsturm und eine schwere Entzündungsantwort unter anderem in der Lunge hervorgerufen. Der rekombinante humanisierte antihumane IL-6-Rezeptor- monoklonale Antikörper bindet mit hoher Affinität an den IL-6-Rezeptor und mildert damit die Entzündungsantwort. In einer laufenden Phase-III-Studie in Belgien wird prospektiv und randomisiert die Wirksamkeit und Sicherheit von kombinierten IL-6- und IL-1-Blockaden (mit den Substanzen Anakinra, Siltuximab und Tocilizumab) im Vergleich zur Standardtherapie bei 342 Patienten untersucht. Ziel ist die klinische Verbesserung am 15. Behandlungstag und die Verbesserung der Oxygenierung sowie die Kurz- und Langzeitergebnisse bei Patienten mit akutem respiratorischen Versagen und systemischem Zytokinausstoß bis zu 28 Tagen [4].

1 S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVID:
 020-027l_S1_Post_COVID_Long_COVID_2021-07.pdf (awmf.org)
2 Long covid—mechanisms, risk factors, and management | The BMJ
3 COVID-19 Long-Haulers Study - Full Text View - ClinicalTrials.gov
4 Treatment of COVID-19 Patients With Anti-interleukin Drugs - Full Text View - ClinicalTrials.gov

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