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Allgemeinmedizin

COPD

Neue Initiative: Von der Reaktion zur Prävention

Dr. rer nat. Christine Reinecke

8.8.2022

Die Krankenhaus-Mortalität von COPD-Exazerbationen ist höher als nach einem Myokardinfarkt. Diese Kernaussagen sollten auf allen Ebenen kommuniziert werden, sagte Dr. med. Anja Selig in einer Pressekonferenz. Ziel der neuen Initiative sei es, mehr Aufmerksamkeit zu schaffen.

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung ist eine der häufigsten Ursachen für chronische Morbidität und Mortalität und lag im Jahr 2020 auf Platz sieben der Todesursachen. Besonders problematisch sind akute Exazerbationen. Verschlimmert sich die COPD, wird das von Patienten oft nicht ernst genommen. Doch auch die Ärzte sind zu wenig sensibilisiert, so dass gerade die Erstverschlimmerung nicht ausreichend therapiert wird.

Jede Exazerbation birgt jedoch das Risiko für eine weitere, erklärte Prof. Claus Vogelmeier, Direktor der Pneumologischen Universitätsklinik Marburg. Eine Verschlimmerung lasse die Erkrankung schneller fortschreiten, erhöhe die Entzündungswerte und verringere die Lebensqualität. Die Wahrscheinlichkeit, bei einer COPD eine Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) auszubilden, liegt bei 80%. Auch lässt sich ein Verhältnis zwischen der Schwere und Häufigkeit von Exazerbationen und dem Anstieg der Gesamtmortalität und der COPD-bedingten Sterblichkeit erkennen.

Mangelndes Bewusstsein beim Patienten

Ein Problem in der Praxis sei, dass Patienten eine Exazerbation überhaupt nicht mit den Symptomen Auswurf, Husten und Atemnot in Verbindung bringen, so Dr. Petra Sandow, Ärztin für Allgemeinmedizin aus Berlin. Aus diesem Grund sollte patientengerechter gefragt werden, ergänzte Dr. Christian Gade, Pneumologe aus Lüneburg. Ebenso wichtig sei die ausführliche Anamnese und Differentialdiagnose. Besonders die Hausärzte sollten umfassend informiert werden, da dort die meisten COPD-Patienten zu finden sind. Für die niedergelassene Praxis empfehlen sich Point of Care- Systeme mit einfachen Algorithmen ohne zeitintensive Laboranalysen, beispielsweise durch Messung von Herzfrequenz, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung.

Kommt es trotzdem zu Exazerbationen, muss sofort reagiert werden. Auf der einen Seite mit nichtmedikamentösen Maßnahmen wie Rauchstopp, Rehabilitation und Shielding Measures (Masken, Abstand, Händedesinfektion). Aber auch mit einer rechtzeitigen medikamentösen Eskalation. Dass die Triple-Therapie mit LABA, LAMA + ICS bei moderaten bis schweren Exazerbationen die Lungenfunktion und Symptomatik verbesserte, die Exazerbationsrate senkte und auch das Mortalitätsrisiko verringerte, zeigte die Impact-Studie1. Nicht gerne hören Patienten das Stichwort Rauchstopp, so das Expertengremium. Da helfe nur, das Thema immer wieder freundlich anzusprechen. Gelernt werden muss der Umgang mit den Inhalationsgeräten. Hier haben sich Patientenschulungen bewährt. Da aber weiterhin die Aut-idem-Regel besteht, weiß der Arzt nicht, welches Gerät sein Patient erhält und kann ihn nicht entsprechend einweisen. Wie sich die zukünftige Schulung in der Apotheke auswirken wird, lässt sich bisher noch nicht abschätzen.

COPD-Verschlechterung: nicht warten, handeln! Digitale Pressekonferenz, 12.07.2022, veranstaltet von Berlin Chemie

  1. Lipson DA et al, N Engl J Med 2018; 378: 1671-80
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