Biologika sind eine vielversprechende Erweiterung des Therapiespektrums bei der chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen. Die aktuell zugelassenen Biologika weisen ein überzeugendes Sicherheitsprofil auf. Treten Nebenwirkungen auf, sollten diese sorgfältig erfasst werden.
Für die medikamentöse Therapie der chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (Chronic Rhinosinusitis with Nasal Polyps, CRSwNP) standen bis vor wenigen Jahren lediglich Steroide zur Verfügung, erläuterte Prof. Dr. med. Martin Wagenmann (Düsseldorf). Die Wirkstärke intranasaler Kortikosteroide reicht in vielen Fällen jedoch nicht aus, während systemische Kortikosteroide insbesondere bei langfristiger oder wiederholter Anwendung häufig mit erheblichen, teilweise irreversiblen Nebenwirkungen einhergehen. Die operative Therapie könne aufgrund von Rezidiven und Komplikationen ebenfalls problematisch sein, so Wagenmann.
Überzeugendes Sicherheitsprofil
Als Add-on zu intranasalen Kortikosteroiden sind Dupilumab, Omalizumab und Mepolizumab bei Erwachsenen mit schwerer, nicht ausreichend kontrollierter CRSwNP zugelassen. Das Sicherheitsprofil der Biologika sei unspektakulär, so Wagenmann. Die Daten aus Phase-III-Studien demonstrieren z. B. für Dupilumab nicht nur eine überzeugende Effektivität, sondern auch eine gute Verträglichkeit. Die Gesamtzahl der Nebenwirkungen war unter Placebo sogar höher als unter Dupilumab. Zu erklären sei dies dadurch, dass als unerwünschte Wirkungen neben Reaktionen an der Injektionsstelle auch Nasopharyngitis, Verschlechterung der Nasenpolypen, Asthma, Kopfschmerzen und Epistaxis erfasst wurden.
Omalizumab und Mepolizumab erwiesen sich in den Zulassungsstudien ebenfalls als effektiv, sicher und gut verträglich. Insgesamt seien schwere Nebenwirkungen bei der CRSwNP-Therapie mit den drei Biologika sehr selten, beschrieb Wagenmann die aktuelle Datenlage. Patienten sollten jedoch sorgfältig über das Nebenwirkungsspektrum aufgeklärt werden.
Weniger Atemwegsinfekte unter Biologika
Immer wieder diskutiert wird die Frage, ob Biologika die Infektanfälligkeit erhöhen könnten, berichtete Wagenmann. In einer Post-hoc-Analyse von Phase-III-Studien zur Behandlung von Asthma bzw. CRSwNP zeigte sich jedoch, dass die Inzidenz von respiratorischen Infektionen unter Dupilumab im Vergleich zu Placebo signifikant erniedrigt war. Auch der Verbrauch an Antiinfektiva war signifikant reduziert. Um die Mechanismen aufzuklären, die diesen Befunden zugrunde liegen, seien weitere Forschungen nötig.
Impfungen unproblematisch
Unter der Gabe von Biologika seien auch Impfungen in der Regel problemlos möglich, so Wagenmann. Bei Patienten mit CRSwNP ist kein erhöhtes Risiko für allergische Impfreaktionen bekannt. In einem aktuellen Positionspapier würden die Fortführung oder Neueinleitung einer Therapie mit Biologika auch bei einer geplanten COVID-19-Impfung empfohlen. Die COVID-19-Vakzinierung sollte im Abstand von mindestens einer Woche nach der vorherigen beziehungsweise vor der nächsten Gabe eines Biologikums erfolgen.
Vortrag von Prof. Dr. med. Martin Wagenmann „Biologicals in der Rhinologie – Nebenwirkungen und Komplikationen“ anlässlich der 55. Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte, Mannheim, Oktober 2022