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Allgemeinmedizin

Histamin-Rezeptor-Blockade

Antihistaminika bei allergischer Rhinitis

Prof. Dr. med. Ludger Klimek

Weltweit leiden etwa 10–20 % der Bevölkerung an allergischer Rhinitis (AR). Bedingt durch den hohen Leidensdruck greifen viele auf der Suche nach einer effektiven Therapie zu Antihistaminika. Die neueren Wirkstoffe zeichnen sich dabei insbesondere durch ein gutes Nutzen-/Risikoprofil aus.

Antihistaminika blockieren zellständige Histaminrezeptoren und reduzieren somit die Wirkung von Histamin im Gewebe, das seine Wirkung auf Zellen über vier Histaminrezeptoren (H1 bis H4) entfaltet. Da für die allergische Sofortreaktion hauptsächlich H1-Rezeptoren verantwortlich sind, werden für die Behandlung der allergischen Rhinitis zurzeit nur H1-Antihistaminika eingesetzt. Erste klinische Studien zur Wirksamkeit von H3-Antihistaminika weisen jedoch ebenfalls auf einen potenziellen Nutzen bei der Reduzierung der nasalen Symptome hin.

Grundsätzlich unterscheidet man bei den H1-Antihistaminika Substanzen der ersten und zweiten Generation. Die erste Generation weist eine ausgeprägte sedierende Wirkung auf. H1-Antihistaminika der zweiten Generation passieren aufgrund ihres hydrophilen Charakters nur im verringerten Maße die Blut-Hirn-Schranke und zeigen dadurch nur geringe bis keine sedierenden Eigenschaften.

Die neueren Antihistaminika wie Levocetirizin, ­Desloratadin, Fexofenadin, Ebastin, Rupatadin, ­Olopatadin und Bilastin sind weiterentwickelte ­Formen der zweiten Generation und werden oftmals als Antihistaminika der dritten Generation bezeichnet.

H1-Antihistaminika stehen sowohl für den systemischen als auch topischen Einsatz zur Verfügung. Vorteil beider Anwendungsformen: effektive Linderung der meisten AR-Symptome, z. B. Rhinorrhoe, Pruritus und okulare Symptome. Die nasale Obstruktion wird jedoch besser durch die topische Anwendungs-form reduziert. Bei topischen Antihistaminika, z. B. Azelastin, tritt die Wirkung besonders schnell (ca. 15 Minuten) ein. Nachteilig ist die kürzere Wirkdauer, die eine zweimal tägliche Applikation erforderlich macht, während bei den meisten oralen Antihistaminika eine einmalige Tagesdosis reicht. Im Vergleich zu nasalen Glukokortikoiden (GKS) schreiben einige Studien beiden Therapieformen eine ähnliche Effektivität zu, während andere die bessere Wirksamkeit bei den nasalen GKS sehen.


Antihistaminika der dritten Generation

Neuere und in Deutschland bei AR bislang wenig verwendete Antihistaminika sind Rupatadin, Bilastin und Olopatadin. Diese modernen Antihistaminika sollten neben der H1-blockierenden Wirkung möglichst weitere antiinflammatorische Eigenschaften aufweisen.


Rupatadin

Ein Antihistaminikum mit erweitertem Wirkspektrum stellt Rupatadin dar. Verglichen mit etablierten ­Präparaten war Rupatadin bei der Behandlung der AR effektiver als Präparate wie Loratadin oder ­Cetirizin bezogen auf den täglichen Symptomscore und das globale Ranking von Patient und Unter­sucher. In den Zulassungsstudien mit insgesamt 2 450 erwachsenen, gesunden Freiwilligen führte Rupatadin in Dosen bis 80 mg zu keinerlei Veränderungen im EKG. Kofaktoren wie Alkohol, Nahrung, Komedikation mit Erythromycin oder Ketoconazol, Alter und Geschlecht hatten keinerlei Einfluss auf dieses Ergebnis.


Bilastin

Ein weiteres modernes Antihistaminikum ist Bilastin als potenter H1-Rezeptorantagonist. In Studien an gesunden Probanden konnte das gute Sicherheitsprofil mit nicht vorhandenen antimuskarinergen Effekten bzw. fehlender Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit, der Reizleitungsfähigkeit am Herzen bzw. der Aufmerksamkeit nachgewiesen werden. Die Standardtherapie mit 20 mg als einmal tägliche Dosis führte in klinischen Untersuchungen bei der Behandlung der AR-Symptome zu größerer Wirksamkeit als Placebo und war mit denen der bekannten Vertreter wie Cetirizin oder Desloratadin vergleichbar. Kuna et al. verglichen in einer randomisierten, doppelblinden Studie mit 683 Patienten mit intermittierender AR die Effektivität und Sicherheit von Bilastin 20 mg mit einer Dosierung von Cetirizin 10 mg gegenüber einer Placebogruppe. Die Betroffenen erhielten das jeweilige Prüfpräparat in einer einmaligen täglichen Dosis für einen Zeitraum von 14 Tagen und bewerteten anschließend ihre Eindrücke von den vergangenen zwölf Stunden sowie eines nasalen Symptomscores (nasale Obstruktion, Rhinorrhoe, nasaler Pruritus und Niesreiz) bzw. eines nicht nasalen Symptomscores, der Tränenfluss, ­Rötung und Juckreiz umfasste. Dabei zeigten Bilastin und Cetirizin eine vergleichbar gute und signifikante Symptomreduktion im Verhältnis zu Placebo. Lediglich bei den aufgetretenen Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit und Müdigkeit schnitt Bilastin im Vergleich zu Cetirizin signifikant besser ab. Bachert et al. verglichen Bilastin 20 mg mit Desloratadin 5 mg ebenfalls bei Patienten mit intermittierender AR. In dieser multizentrischen, randomisierten Doppelblind-Studie wurden die Probanden jeweils für zwei Wochen mit einem der beiden Prüfpräparate oder Placebo behandelt. Im Vergleich zu Placebo konnte Bilastin signifikant die Beschwerdesymptome reduzieren, verhielt sich aber ansonsten ähnlich wie Desloratadin (Nebenwirkungsrate: Bilastin 20,6 % vs. Desloratadin 19,8 %).


Olopatadinhydrochlorid

Olopatadinhydrochlorid (OPH) ist ein H1-Rezeptorantagonist, der in den USA und Europa in der Darreichungsform als Nasenspray und Augentropfen für die Behandlung der allergischen Rhinokonjunktivitis zugelassen ist. Eine Studie von Yamamoto et al. untersuchte an 110 Patienten mit allergischer Rhinokonjunktivitis auf Zedernpollen, ob die perorale Verabreichung ebenso zuverlässig die allergischen Beschwerden, insbesondere die Nasenatmungsbehinderung, zu therapieren vermag. Die Auswertung erbrachte eine signifikante Reduktion der Symptome Niesen (p < 0,01), Rhinorrhoe (p < 0,01) und nasale Obstruktion (p < 0,05). Keinen Effekt zeigte Olopatadin in der oralen Darreichung gegenüber den Symptomen Augentränen bzw. Augenjucken im Gegensatz zur Applikation als Augentropfen. Schwerwiegende unerwünschte Wirkungen traten nicht auf. Somit ergibt sich mit der peroralen ­Olopatadin-Gabe eine mögliche Alternative zur ­Behandlung der allergischen Rhinitis.

Der Autor

Prof. Dr. med. Ludger Klimek
Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen
Zentrum für Rhinologie und Allergologie
65183 Wiesbaden

ludger.klimek@allergiezentrum.org

Literatur beim Autor

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