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Dermatologie

Androgenetische Alopezie

Klassifizierung, Verlauf und Therapie

Dr. med. Michael Pees, Christopher Chrissostomou

4.12.2020

Bei der androgenetischen Alopezie kommt es zu einer Verkürzung des Haarwachstumszyklus und gleichzeitig zur Miniaturisierung der Haarfollikel in bestimmten Kopfhautregionen. Für die Entwicklung dieser Erkrankung spielen Androgene eine entscheidende Rolle, v. a. bei Männern.

Die androgenetische Alopezie (AGA) des Mannes verläuft zumeist nach einem typischen Haarausfallmuster. Um das genaue Haarstadium eines Patienten zu definieren, wurde die Hamilton-Norwood(NW)- Klassifizierung eingeführt. Gemäß dieser Klassifizierung wird der androgenetische Haarausfall von Männern in verschiedene Stadien eingeteilt (Abb.). Somit lässt sich durchaus eine standardisierte medizinische Dokumentation ermöglichen.

AGA-Klassifizierung und -Verlauf bei Frauen

Hinsichtlich der androgenetischen Alopezie bei der Frau ist bisher nur wenig bekannt. Aufgrund der Erkenntnisse in den vergangenen Jahren verfestigte sich der Eindruck, dass Androgene in Bezug auf den Haarausfall eine untergeordnete Rolle spielen. Eher scheint hier ein Enzym, genannt Aromatase, in den Fokus als Ursache des androgenetischen Haarausfalls zu rücken. Die verminderte Aromataseaktivität und die dadurch verminderte Estrogenbildung scheinen die AGA bei Frauen zu begünstigen. Die genauen Ursachen der AGA bei Frauen und Männern bleiben weiterhin unbewiesen und bedürfen weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen. Das Haarausfallmuster bei Frauen unterscheidet sich zu dem der Männer. Hier findet gerne das Klassifizierungssystem nach Ludwig-, Olsen-, Savin-Schema Anwendung. Der Haarausfall zeigt sich bei Frauen eher im Mittelscheitelbereich und sich seitlich nach vorne und hinten ausgedehnt. Mischformen gibt es ebenso bei Frauen. Die vordere Haarlinie bleibt im Gegensatz zum Mann meist länger erhalten. Ebenso die klassische Geheimratseckenbildung kommt so eher selten vor.

Medikamentöse Therapie der AGA

Mit Minoxidil und Finasterid schützen beide Mittel die Haarfollikel vor dem Absterben und zögern somit den genetisch bedingten Haarausfall hinaus. Die Wirksamkeit beider Substanzen wurde in wissenschaftlichen Studien belegt. Jedoch wirken diese auch nur so lange wie sie eingenommen bzw. aufgetragen werden. Minoxidil wird auf die Kopfhaut entweder als Schaum oder Lösung an die betroffenen Stellen aufgetragen. Diesen Wirkstoff können Frauen und Männer verwenden. Finasterid ist ein Hormon und wird in Tablettenform eingenommen. Hierbei wird das Dihydrotestosteron, kurz DHT, gesenkt und somit auch der Haarausfall reduziert. Finasterid ist nur für den Mann geeignet. Nahrungsergänzungsmittel, z. B. Vitamin-B-Komplex, Biotin etc., sind erst nach einer vorherigen Blutbildkontrolle sinnvoll. Hierauf kann schließlich eine abgestimmte medikamentöse Therapie durch den Arzt empfohlen werden.

Weitere Methoden für den Haarerhalt:

PRP – Platelet Rich Plasma (Eigenblut)

Hierbei werden 20–30 ml des eigenen Blutes entnommen und zentrifugiert. Das gewonnene Plasma, die flüssigen Blutbestandteile mit den aktivierten Wachstumsfaktoren, wird hiernach in die Kopfhaut unterspritzt. Vor Ort wird die Haarwurzel aktiviert, die Telogenphase verkürzt und das Haar in die Anagenphase gebracht. Es wird eine Aufsättigungsphase zu drei Sitzungen alle vier Wochen und anschließend halbjährlich eine Sitzung zur Erhaltungstherapie empfohlen. Laut Studienlage profitieren 80 % von dieser Methode.

Mesohair-Behandlung:

Der bei Mesohair in die Kopfhaut injizierte Revitalisierungscocktail führt zu einer Stimulation und Regeneration der Haarwurzel. Es kann zu einem erneuten, anhaltenden Haarwachstum kommen, mit einer Verbesserung der Haarqualität. Frühestens nach sechs bis acht Wochen ist ein neuer Haarwuchs sichtbar. Ein Nachlassen des Haarausfalls ist hingegen früher zu erwarten.

Carboxytherapie:

Hierbei wird mittels einer feinen Kanüle CO2 in die Kopfhaut unterspritzt. Hierbei kommt es zunächst zu einem gezielten Sauerstoffmangel. Die Folge ist, dass der Körper hierbei mit einer verstärkten Durchblutung (Bohr-Effekt) antwortet. Dies kann in gleicher Sitzung mit einer Meso- oder PRP-Therapie angeboten werden.

Low-level Laser/Light-Therapie:

Durch die Methode werden gezielt Strukturen in der Zelle aktiviert und der Stoffwechsel wird verbessert, was wiederum positiven Einfluss auf den Haarerhalt hat. Die Laser benötigen eine gewisse Stärke, um die Effekte auszulösen. Auch hier sind mehrere Sitzungen notwendig, um Ergebnisse zu erzielen.

Bildnachweis: Medesulda (iStockphoto)

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