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Allgemeinmedizin

Anaphylaxie

Nahrungsmittelinduzierte allergische Reaktionen auf dem Vormarsch

17.11.2022

Wer an einer Nahrungsmittelallergie leidet, hat ein relativ hohes Risiko, eine Anaphylaxie zu erleben. Das geht aus einer neuen Auswertung des Anaphylaxie-Registers hervor, die Prof. Dr. med. Margitta Worm von der Charité Berlin vorstellte.

Anaphylaxien kann man in eine Immunglobulin E­ (IgE)-abhängige und eine IgE-unabhängige Reaktion unterteilen. Die IgE-unabhängige Reaktion kann durch eine Vielzahl an Noxen, unter anderem durch Medikamente, Nahrungsmittel oder Insektengifte, ausgelöst werden. Worms Arbeitsgruppe wertete Daten von Patienten aus dem Anaphylaxie-Register nach den Phänotypen aus. Berücksichtigt wurden beispielsweise Alter, Geschlecht, Atopie und Schweregrad. Die Analyse ergab, dass Jungen besonders häufig auf non-steroidal anti-inflammatory Drugs (NSAID) reagieren. Auch Nahrungsmittel­allergien treten häufig bereits im jungen Alter auf. Wiederholte Reaktionen werden hier oft bei Kuhmilch und Erdnüssen (je 50 %) und Weizen (70 %) beobachtet. Relevante Kofaktoren sind sowohl Geschlecht als auch körperliche Anstrengung.

Bei Anaphylaxien ist so früh wie möglich die Verabreichung von Adrenalin indiziert, da es unter anderem die Mediatorfreisetzung senkt und die ­Vasokonstriktion sowie Bronchodilatation erhöht. Indikationen für einen Adrenalin-Injektor:

  • Kombination von systemischer allergischer Reaktionen und Asthma bronchiale
  • progrediente Schwere der Symptomatik der systematischen allergischen Reaktion
  • frühere anaphylaktische Reaktionen gegen nicht sicher vermeidbare Auslöser
  • systemische Allergie mit extrakutanen Symp­tomen auf potente Auslöser wie Erdnüsse, Baumnüsse, Milch und Sesam
  • hoher Sensibilisierungsgrad mit erhöhtem Anaphylaxierisiko
  • Reaktion auf kleinste Mengen des Allergens
  • Mastozytose (auch ohne bekannte Anaphylaxie)

Eventuell kann ein zweiter Autoinjektor sinnvoll sein, etwa bei Komorbiditäten wie Asthma bronchiale oder für Erwachsene mit Mastozytose, die eine erhöhte Gefahr für besonders schwere Anaphylaxien haben oder bei einem erhöhten Körpergewicht (> 100 kg). Auch organisatorisch machen zusätzliche Injektoren unter Umständen Sinn: zum Beispiel die Hinterlegung von einem Injektor in der Schule und einem in der Kinderbetreuungsstätte; oder bei einem abgelegenen Wohnort.

Die verfügbaren Autoinjektoren unterscheiden sich beispielsweise hinsichtlich der Dosierung nach Körpergewicht, Haltedauer bei der Injektion, der Nadellänge und der Haltbarkeit, die zwischen 18 und 24 Monaten rangiert. Wichtig bei allen Modellen ist eine intensive Schulung von Patient und Angehörigen. Worm empfahl, den Patienten während einer Provokation im sicheren Praxisumfeld seinen eigenen Injektor benutzen zu lassen, damit er Vertrauen und Routine in die Maßnahme erlangt. Es sei sinnvoll, auf dem Rezept „aut idem“ anzukreuzen, damit ­­der Patient genau das Produkt bekommt, auf das er geschult wurde.

Symposium „Allergien – Rasch erkennen und behandeln“ (Veranstalter: Mylan Germany GmbH), September 2022

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