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Dermatologie

Affenpocken

Von der Endemie zur Epidemie – der aktuelle Stand

Dr. med. Christine Adderson-Kisser

6.1.2023

Erste Anlaufstelle: Haus- und Hautärzte. Was es zum klinischen Bild der Affenpocken – von der WHO inzwischen „Mpox“ genannt – zu wissen gilt, wie sie diagnostiziert werden und welche therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen, wurde in einem Review zum Stand des Wissens zusammengetragen [1].

Am 23. Juli 2022 erklärte die WHO den globalen Ausbruch der Affenpocken zum internationalen Gesundheitsnotstand. Im Gegensatz zur klassischen direkten oder indirekten Übertragung des Monkeypox-Virus (MPXV) von infizierten Tieren auf den Menschen in den Endemiegebieten West- und Zentralafrikas, wird nun eine Übertragung von Mensch zu Mensch in Nicht-Endemiegebieten beobachtet – und zwar vorwiegend innerhalb sexueller Netzwerke von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) (> Sexualität). In Deutschland sind mit Stand vom 13.12.2022 bisher 3675 Fälle gemeldet worden; seit August nimmt die Inzidenz ab.

Übertragen wird das Orthopoxvirus meist durch engen Hau-zu-Haut-Kontakt bzw. über die Schleimhäute, insbesondere bei Kontakt mit dem Affenpockenausschlag, Wunden oder Schorf. Der klinische Verlauf der aktuellen Epidemie unterscheidet sich von dem der endemischen Krankheit.

Nach ein- bis dreiwöchiger Inkubationszeit treten Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie eine Lymphadenopathie auf. Darauf folgt typischerweise nach 1-3 Tagen ein dynamisch fortschreitender Auschlag, beginnend im Gesicht oder Genitoanalbereich sowie an Gliedmaßen und Rumpf, mit zunächst roten Flecken, dann Knötchen, Bläschen, Pusteln und schließlich Schorf. Aber auch das Fehlen von Fieber oder Auftreten des Ausschlags vor dem Fieber wurden beschrieben [Review]. Zusätzlich können Rückenschmerzen, Muskelschmerzen und Erschöpfung auftreten (> Schmerzmedizin).

Therapie je nach Krankheitsausprägung

Diagnostiziert wird die Infektion anhand einer PCR aus Abstrichmaterial von Bläschen und Krusten der Haut im Konsiliarlabor für Pockenviren des Robert Koch-Institus. Neben der Labormeldepflicht besteht auch eine ärztliche Meldepflicht bei Verdacht, Erkrankung und Tod gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG).

Bei leichten Verläufen bedarf es keiner Therapie, die Patienten genesen etwa 2-3 Wochen nach Erkrankungsbeginn. In schweren Fällen mit Lungenentzündungen, Augenbeteiligung oder Enzephalitis sowie bei Patienten mit Immundefizienz (Z. n. Organtransplantation, Stammzelltransplantation, HIV/AIDS mit CD-Zellzahl < 200/μl) können die Virustatika Tecovirimat oder das im Juni 2022 für die Pockenbehandlung zugelassene und weniger nephrotoxische  Brincidofovir eingesetzt werden. Bei Kontraindikationen oder fulminantem Verlauf kommen humane Vaccina-Immunglobuline zum Einsatz.

Wer sollte geimpft werden?

Eine generelle Impfempfehlung für die Allgemeinbevölkerung besteht nicht. Derzeit wird von der STIKO die Vakzinierung für Risikogruppen empfohlen, zu denen MSM und Mitarbeiter im Gesundheitswesen gehören. Hierfür verfügbar ist ein subkutan zu verabreichender, 2019 zugelassener  Lebendimpfstoff, der auf einem modifizierten Vaccinia-Virus Ankara (MVA) basiert, und bei Personen ab 18 Jahren als 2-Dosis-Serie mit einem Impfabstand von 28 Tagen angewendet werden kann. Der 2007 für Pocken zugelassene Lebendimpfstoff ACAM2000 wird dagegen aufgrund seines ungünstigen Nebenwirkungsprofils nicht empfohlen.

Literatur bei der Redaktion

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