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Gynäkologie

Action teens-Studie vorgestellt

Adipositas bei Jugendlichen

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

1.9.2022

Etwa einer von vier Teenagern weiß nicht, dass er unter Adipositas leidet. Auch ein Drittel ihrer Eltern ist sich dessen nicht bewusst. Das zeigen Daten der neuen ACTION teens-Studie, die auf dem European Congress on Obesity (ECO) in Maastricht (Niederlande) erstmals vorgestellt wurde.

Adipositas ist mit vielen Komorbiditäten und Komplikationen assoziiert – von psychischen Problemen und Herzkrankheiten bis zu Typ-2-Diabetes, diversen Krebsarten und Problemen mit Knochen und Gelenken [1]. Und zunehmend sind bereits Kinder und Jugendliche davon betroffen, mit immensen Auswirkungen auf ihre zukünftige Gesundheit. In Deutschland wird geschätzt, dass etwa 6 % der Kinder und Jugendlichen von Adipositas betroffen sind [2]. Nach einer aktuellen Studie der World Obesity Federation steigt derzeit in Deutschland die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die mit einer krankhaften Adipositas leben, jährlich um ca. 2,2 % [3]. Hält der Trend an, sind bereits 2030 mehr als 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland betroffen.

ACTION teens-Daten zeigen Probleme

Wie gehen diese jungen Menschen und ihre Eltern mit der Erkrankung um? Dieser Frage ging die ACTION teens-Studie nach. Sie wertete Daten von mehr als 5 000 12- bis 17-jährigen Jungen und Mädchen mit Adipositas sowie von mehr als 5 000 Eltern und über 2 000 Fachkräften aus. Ziel der Studie war es, Wahrnehmungen, Einstellungen und Verhaltensweisen im Umgang mit Adipositas sowie potenzielle Hindernisse für eine wirksame Therapie zu ermitteln.

Die Studie belegt eindrücklich, dass das Problem bereits bei den Eltern beginnt. Einem von drei ­Elternteilen fällt es schwer, Adipositas beim eigenen Nachwuchs überhaupt zu erkennen [4]. Fast die ­Hälfte hofft, dass die Jugendlichen einfach aus der Krankheit herauswachsen – eine Hoffnung, für die es leider keinerlei medizinische Evidenz gibt. Dafür lässt sich eindeutig belegen, dass Menschen, die im Kindes- und Jugendalter bereits an Adipositas erkranken, im frühen Erwachsenenalter ein dreifach höheres Sterberisiko haben als die Vergleichsgruppe ohne Adipositas [5].

Vicki Mooney, Co-Autorin der Studie, kommentierte: „Die Ergebnisse zeigen, dass junge Menschen gerne abnehmen und ihre Gesundheit verbessern wollen. Allerdings hat ein Drittel von ihnen Hemmungen, mit den eigenen Eltern darüber zu sprechen. Viele ­suchen stattdessen in den sozialen Medien nach Rat – fast 70 % glauben, dass sie allein für das ­Abnehmen verantwortlich sind. Gleichzeitig wissen viele Eltern nicht, wie sie ihren Nachwuchs am ­besten unterstützen können.“ Auch auf ärztlicher Seite sieht die Studie Nachholbedarf: Die große Mehrheit (87 %) gibt an, nach dem Medizinstudium keine nennenswerte Aus- oder Weiterbildung im Umgang mit Adipositas erhalten zu haben [6].

Strategien gegen Adipositas

Im Sommer 2020 wurde Adipositas durch den Deutschen Bundestag als chronische Erkrankung anerkannt, die Etablierung eines Disease-Management-Programms (DMP) für Adipositas soll ab 2023 die defizitären Versorgungsstrukturen langfristig verbessern (> Gesundheitssystem). Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) erarbeitet wissenschaftlich fundierte Anforderungen an das geplante DMP [7].

Den Frauenärzten wird dabei eine besondere Bedeutung zukommen – zumindest beim weiblichen Teil der Patientinnen. Denn die sehen in diesem Alter häufig keinen Hausarzt, konsultieren zur Kontrazeptionsberatung aber regelmäßig die Frauenarztpraxis.

1) Freedman et al., J Pediatr 2007; 150: 12–17
2) Schienkiewitz A et al., J Health Monit 2018; 3: 16–23
3) World Obesity Federation, Obesity Atlas 2022, https://data.worldobesity.org/publications/?cat=15#DE
4) Fernández-Aranda F et al., ACTION teens global survey I, Poster presented at ECO, 5 May 2022, Maastricht, Niederlande
5) Lindberg et al., PLoS Med 2020; 17: e1003078
6) Maffeis C et al., ACTION teens global survey II, Poster presented at ECO, 5 May 2022, Maastricht, Niederlande
7) G-BA, www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/975/

Pressemitteilung „Gefahr unerkannte Adipositas – neue Daten aus ACTION teens-Studie“ der Novo Nordisk Pharma GmbH, Mai 2022

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