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Abrechnung

Reizdarmsyndrom

Abrechnung: Diagnosestellung zumeist durch Ausschlussdiagnostik

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter

22.3.2024

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist mit unangenehmen Symptomen verbunden, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Die Diagnosestellung kann sich als schwierig erweisen und oft eine Reihe von Differenzialdiagnosen benötigen. Eine korrekte Diagnose ist jedoch die Basis für eine erfolgreiche Therapie.

Bei der chronischen, hoch prävalenten Darmkrankheit RDS können als typische Beschwerden Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe und Blähungen auftreten. Zudem kann sich der Stuhlgang verändern und in unterschiedlichster Form zeigen: häufiger, seltener, als Diarrhoe oder als Obstipation. Es können auch Schleimbeimengungen im Stuhl und das Gefühl einer unvollständigen Stuhlentleerung auftreten.

Die Darmprobleme sind nicht gefährlich, jedoch sehr unangenehm und sie wirken sich negativ auf die ­Lebensqualität aus. Weitere Probleme können Rücken-, Gelenk- und Kopfschmerzen sein.

Differenzialdiagnostisch wichtig für Patientinnen und Patienten mit Reizdarmsyndrom ist das typische Fehlen nächtlicher Beschwerden. Wegen der mannigfaltigen Symptome des Reizdarmsyndroms lassen sich einige Symptome doch eher als Ausschlusskriterien verwenden: Blutbeimengungen im Stuhl, Gewichtsverlust, eine eher kurze Krankheitsgeschichte, Störung des Nachtschlafs durch die Symptomatik und deren fehlende Verschlimmerung durch Stress sowie keinerlei Besserung in Entlastungssituationen sprechen gegen ein ­RDS.

Die Diagnostik

An erster Stelle stehen die eingehende Anamnese zur Erstellung einer detaillierten Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung. In der Diagnostik müssen zuerst alle möglichen Ursachen für die Entzündung ausgeschlossen werden. Das ­bedeutet Blut- und Stuhluntersuchungen sowie eine Oberbauchsonografie wie auch die differenzialdiagnostische Beurteilung der psychosomatischen Komponente. Zu den wichtigsten Laboruntersuchungen gehören: Blutbild, Blutsenkung, Leberwerte, Krebsmarker u. a. sowie eine Stuhluntersuchung, vor allem auf okkultes Blut.

Zu den weiteren Untersuchungen, die die Diagnose dahingehend sichern, dass keine organischen pathologischen Veränderungen nachweisbar sind, gehören die Urinuntersuchung, die Koloskopie zur Untersuchung der Darmschleimhaut und zum Ausschluss von Darmkrebs, der Lactose-Belastungstest zum Ausschluss einer Lactose-Unverträglichkeit sowie der H2-Atemtest zum Ausschluss einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms und der Test auf Sorbit-Unverträglichkeit.

Gelegentlich sind auch eine Computer- oder Magnetresonanztomografie zur Diagnosestellung medizinisch indiziert.

Zeigen sämtliche Untersuchungen keinerlei pathologische Ergebnisse, kann von einem Reizdarm­syndrom ausgegangen werden. Letztendlich stellt die Diagnostik eines Reizdarmsyndroms eine Ausschlussdiagnostik dar.

Die Therapie

Das Reizdarmsyndrom ist nicht heilbar, aber in seiner Auswirkung und Symptomatik gut zu behandeln. Zum Einsatz kommen vor allem Medikamente, die in der Lage sind, die Schmerzen und Verdauungsbeschwerden der Patientinnen und Patienten zu reduzieren. Bei Darmbeschwerden auch an die psychosomatische Komponente denken! Psychosozialer Stress und emotionale Belastungen führen zu Fehlregulationen des Immunsystems. Dies kann bei entsprechender Veranlagung zur Krankheitsaktivierung  nicht nur eines Morbus Crohn, ­sondern auch zu anderen Entzündungen im Darmbereich führen. Damit ist es für Betroffene mit chronischem Reizdarmsyndrom wie auch für Behandlerinnen oder Behandler wichtig, sich offen mit den im Einzelfall möglichen und ggf. symptomauslösenden psychosozialen Faktoren auseinanderzusetzen.

Der Fall

Zunehmend krampfartige Bauchbeschwerden und Stress

Der Patient, 47 Jahre alt, stellt sich mit seit Längerem anhaltenden Bauchbeschwerden vor. Er berichtet von zunehmenden krampfartigen Mittel-/Unterbauchbeschwerden. Seit einigen Wochen ­beobachtet er geringe schleimige Beimengungen beim Stuhlgang. Der grenzwertig normgewichtige Patient (179 cm, 78 kg) ist Raucher und treibt etwas Ausdauersport.

Bekannt sind umfangreiche komplexe familiäre und andere psychosoziale Belastungsfaktoren. Die berufliche Situation ist sehr angespannt, ein Arbeitsplatzwechsel wird bei dem aktuellen Arbeitsmarkt aber nicht in Erwägung gezogen.

Es werden eine körperliche Untersuchung inklusive digital-rektaler Untersuchung und eine Oberbauchsonografie durchgeführt sowie Blut für die Labordiagnostik entnommen. Es lassen sich keine ­speziellen pathologischen Parameter finden, sodass – über Ausschlussdiagnostik – der Verdacht auf ein Reizdarmsyndrom im Raum steht und mit dem Patienten besprochen wird. Des Weiteren wird die familiäre Gesamtsituation mit dem Patienten diskutiert, was der Analyse seines psychophysischen Zustands dienen soll.

Befundbesprechung

Nach einigen Tagen findet die Befundbesprechung statt. Dem Patienten wird die endoskopische Untersuchung zur differenzialdiagnostischen Erhärtung der Verdachtsdiagnose eines Reizdarmsyndroms vorgeschlagen.

Therapieeinleitung

Die Endoskopie übernimmt eine gastroenterologische Fachpraxis. Da sich der V. a. ein Reizdarmsyndrom erhärtet, findet ein ausführliches Gespräch über die Erkrankung, die Therapie- und Ernährungsmöglichkeiten statt. Zudem werden die psychosomati­schen Komponenten besprochen. Auf eigenen Wunsch bekommt der Patient einen gesonderten schriftlichen Ernährungsvorschlag ausgehändigt.

Mit dem Patienten wird vereinbart, regelmäßig unterstützende therapeutische Gespräche zu führen.

Der Autor

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de

Dr. Dr. Peter Schlüter ist promo­vierter Naturwissenschaftler und ­Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemein­medizin mit betriebs­­wirtschaftlich ­opti­mierter Praxis nieder­gelassen. Als Berater zu allen ­Fragen der Praxisorganisation, Praxis­manage­­ment und ­Abrechnung ist er seit 1987 tätig.

Bildnachweis: privat

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