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Allgemeinmedizin

Verhaltenstherapie und Psychoeduktion

Bei unklaren somatischen Beschwerden eine Angststörung in Betracht ziehen

Angelika Bauer-Delto

30.1.2023

Bei körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Globusgefühl oder Schwindel sollte neben der organischen Abklärung auch eine Angststörung bedacht werden. Je früher Psychoedukation, kognitive Verhaltenstherapie und bei Bedarf eine Behandlung mit Psychopharmaka erfolgen, desto besser ist die Prognose.

Viele Menschen hätten einen langen Leidensweg hinter sich, bis ihre Angststörung erkannt sei, so die Psychiaterin Dr. med. Sabine Köhler (Jena). Dann ist die Gefahr einer Chronifizierung gegeben und eine „Angst vor der Angst“ möglich. Es kommt zu Vermeidungsverhalten bzgl. bestimmter Orte, Situationen oder sozialen Beziehungen. Oft treten Ein- oder Durchschlafstörungen auf. Auch Probleme in Partnerschaft oder Beruf können Folgen sein. Zudem bestehe das Risiko einer „Selbstbehandlung“ mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln, insbesondere Benzodiazepinen, erläuterte Köhler.

Verschiedene Formen der Angst

Bei einer Panikstörung kommt es immer wieder zu Angstanfällen mit Atemnot, Schwindel, Herzklopfen, Schwitzen, Globusgefühl und Druck in der Brust. Eine Panikattacke kann Minuten bis Stunden anhalten und mehrfach täglich bis monatlich auftreten. Betroffene befürchten oft, an einer lebensbedrohlichen Erkrankung zu leiden und suchen wiederholt Notfallambulanzen oder Arztpraxen auf. Eine Panikstörung kann gemeinsam mit einer Agoraphobie vorliegen, die alltägliche Aktivitäten wie das Nutzen von Fahrstühlen erheblich einschränken kann.

Die generalisierte Angststörung kennzeichnet anhaltende Ängste und Sorgen, die ohne ersichtlichen Grund auftreten oder sich als Sorge vor realen Bedrohungen wie Autounfällen äußern. Die Furcht ist unrealistisch übersteigert und geht mit Anspannung und Unruhe einher. Weitere körperliche Symptome können den Anzeichen einer Panikstörung ähneln. Diese treten jedoch häufig zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf, während sich bei einer Panikattacke verschiedene Symptome gleichzeitig manifestieren.

Spezifische Phobien können sich auf Tiere wie Hunde oder Spinnen beziehen, in Form einer Höhenangst auftreten oder sich als soziale Phobie äußern. Ärzte sollten Acht geben, wenn ein Patient mit Schwindelsymptomen schildert, wie ihn psychische Belastungen „aus dem Gleichgewicht gebracht“ haben. Dann könne es sich um eine depressive Episode oder einen phobischen Schwankschwindel handeln.

Frühzeitig behandeln

Eine Psychoedukation sollte bei Betroffenen das Verstehen der Beschwerden und des Zusammenhangs von Körpersymptomen und deren Auslöser fördern. Therapie der Wahl sei eine kognitive Verhaltenstherapie, meinte Köhler. Dabei erfolgt ein bewusstes Korrigieren von Vermeidungsverhalten durch Konfrontation mit angstauslösenden Situationen unter therapeutischer Begleitung. Falls erforderlich, werden zudem Antidepressiva verordnet.

Vortrag von Dr. med. Sabine Köhler „Angststörungen und Phobien“ anlässlich der 55. Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte, Mannheim, Oktober 2022

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