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Allgemeinmedizin

Stütz- und Bewegungsapparat

Typische Sportverletzungen in der täglichen Praxis

Dr. med. Christian Schneider

20.5.2024

Nach der aktuellen Bestandserhebung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gibt es mehr als 27 Millionen Mitgliedschaften in den knapp 90 000 Turn- und Sportvereinen. Bei dieser gewaltigen Anzahl Sporttreibender kommt es zu Verletzungen: Für eine Quote von ca. 5 % ist eine ärztliche Behandlung notwendig.

Gerade beim Joggen und längeren Laufen werden Knochen, Muskeln, Bänder und Sehnen stark ­belastet. Alle Organe – also nicht nur das Herz-Kreislauf- und Atmungssystem – passen sich der wiederholten sportlichen Belastung an. Die einzelne Organ-Maximalbelastung wird reduziert und die Leistungsfähigkeit steigt. Allerdings haben nicht alle Organsysteme die gleichen Anpassungszeiträume. Der guten und schnellen Adaptation der quergestreiften Muskulatur hinkt die Anpassung von Knochen, Knorpel, Sehnen und Bändern mit dem Faktor 3 hinterher. So können bei inadäquatem Trainingsaufbau akute Verletzungen, aber auch Fehl- und Überbelastung auftreten. In der täglichen Praxis stellen sich diese sporttreibenden Akut-Patienten und -Patientinnen mit einem spezifischen Problem vor und können dieses meist vom Verletzungsmechanismus bis zum „gespürten Schaden“ konkret benennen. Häufig ist ein Gegenspieler oder ein Kontakt-Gegenstand beteiligt – aber auch ohne „Gegnereinwirkung“ sind teils schwer­wiegende Verletzungen von Muskeln oder Bändern möglich. Im Gegensatz dazu sind Achillessehnen­reizungen, diffuse Kniebeschwerden, stetig zunehmende Beschwerden z. B. bei Stressfrakturen oder auch Rückenschmerzen als chronische Überlastungsschäden infolge von Fehlbelastungen anzusehen. Die gezielte Anamnese und Befragung zur Häufigkeit und Art der sportlichen Betätigung innerhalb der vergangenen Wochen weist den Weg in die richtige Richtung. Eine Dokumentation der Angaben hilft, bei erneuten Beschwerden auf eine möglicherweise zu schnelle Steigerung der Belastung oder Ähnliches hinzuweisen und auch direkt konkrete Trainings­hinweise zu geben.

Untersuchung und weiterführende Diagnostik  

Die Untersuchung der schmerzhaften Region steht im Vordergrund. Die Akut-/Vorbehandlung erfolgte idealerweise nach dem PECH-Schema zeitnah nach der Verletzung (Pause – Eis/Kühlung – Compression/Verband – Hochlagerung/Schonung). So ist das Ausmaß einer Einblutung und Weichteilschwellung auf ein geringeres Ausmaß begrenzbar und die Beurteilbarkeit der verletzten Strukturen wird verbessert.

Muskelverletzungen müssen in Konsistenz und ­Ausmaß beurteilt und beschrieben werden, um den Heilungsverlauf dokumentieren zu können. Der Lokal­befund in Ruhe und Anspannungszustand ­sowie ein möglicher Funktionsverlust weist die ­Richtung für weitere Diagnostik, die immer mit einem Ultraschall beginnen sollte (Abb.). Ob eine Kernspintomografie (MRT) durchgeführt wird, hängt vom Lokalbefund sowie vom sportlichen Anspruch ab: Sportprofis mit der Notwendigkeit einer planbaren möglichst schnellen Rückkehr in den Sport (Beruf) erhalten es frühzeitig und ausgiebig. Bei Bandverletzungen am Sprung- oder Kniegelenk sind Stabilitätstests von Bedeutung. Die Einordnung der Verletzung als instabil und damit operationsbedürftig, sollte möglichst früh durch die manuelle Untersuchung erfolgen. Die Absicherung und genaue ­Beurteilung des Verletzungsausmaßes erfolgt wieder mittels Ultraschall und ggf. MRT. Gehaltene Röntgenaufnahmen sind dabei heutzutage nicht mehr das Mittel der Wahl. Bei einer Fraktur kann die betroffene Extremität meist nicht belastet werden. In diesem Fall ist ein Röntgenbild zur Beurteilung und bei der Entscheidung, ob eine konservative oder ­operative Behandlung angezeigt ist, maßgeblich.

Außerdem erfolgt ein diagnostischer Überblick über den gesamten Bewegungsapparat: Die Einordnung der aktuellen Verletzung in den Gesamtkontext aus Trainingszustand, muskulären und körperlichen Voraussetzungen sowie weiteren Auffälligkeiten hilft bei der Behandlungsentscheidung. Auch die Notwendigkeit zur frühen sportlichen Belastbarkeit, z. B. bei Berufs- und Hochleistungssportlerinnen und -sportlern, ist zu berücksichtigen. Gegebenenfalls werden eher operative Maßnahmen ergriffen.

Jede körperliche Belastung und vor allem ein leistungsorientiertes Training bedürfen guten anatomischen Voraussetzungen. Einseitige und falsche Belastungen führen zu Mikrotraumen und längerfristig zu Fehl- und Überbelastungen. Muskuläre Dysbalancen sind oft ­ursächlich mit dem Entstehen von Beschwerden vergesellschaftet. Je länger diese Beschwerden vor­liegen, desto schwerer lassen sie sich wieder beheben. Richtige Vorbereitung, ein sinnvolles und angepasstes Ausgleichstraining sowie die Beachtung allgemeiner ­Trainingsempfehlungen reduzieren Beschwerden und beugen Verletzungen vor.

Der Autor

Dr. med. Christian Schneider
Privatärztliche Gemeinschaftspraxis Orthopädiezentrum Theresie
Dres. Schneider und Obersteiner
80339 München

praxis@oz-theresie.de
www.oz-theresie.de

Bildnachweis: privat

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