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Gynäkologie

2021

Studien-Update: Gynäkologische Onkologie

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

Mamma-CA: OP-Methode beeinflusst spätere Lebensqualität

Eine US-amerikanische Gruppe hat untersucht, ob die Wahl der Operationsmethode das längerfristige Wohlbefinden von jüngeren Brustkrebspatientinnen beeinflusst. Dazu befragten sie 560 Brustkrebspatientinnen, die zum Zeitpunkt der Diagnose durchschnittlich 36 Jahre alt waren. Die Befragung fand knapp sechs Jahre nach der Diagnose statt. Die Operationsmethoden waren vielfältig. Bei rund der Hälfte der Frauen war eine beidseitige Mastektomie durchgeführt worden, bei 20 % eine einseitige Mastektomie und bei knapp 28 % eine brusterhaltende Operation. Die meisten Frauen nach Mastektomie wurden mit einer Brustrekonstruktion versorgt. Der größte Differenzierungsfaktor war die Zeit seit dem Eingriff. Je länger er zurücklag, desto positiver bewerteten die Frauen ihr Wohlbefinden. Bei der Art der Brustrekonstruktion waren Frauen mit autologer Brustrekonstruktion ohne Radiotherapie zufriedener mit dem Ergebnis als Frauen mit komplexen Rekonstruktionsmaßnahmen. Mastektomie mit Radiotherapie oder ein Lymphödem als Behandlungsfolge wirkten sich besonders negativ auf die Lebensqualität der Frauen aus.

Dominici L et al., JAMA Surg 2021; DOI 10.1001/jamasurg.2021.3758

Hysterektomie verlängert Überleben bei metastasiertem Uteruskarzinom

Sind Frauen an einem metastasierten Uteruskarzinom erkrankt, profitieren sie nach einer Chemo­therapie von einer zusätzlichen totalen abdominalen Hysterektomie. Dies haben Wissenschaftler um ­Dr. Yuefeng Wang vom West Cancer Center and Research ­Institute ­in Memphis in den USA nun herausgefunden. Eine Kohortenstudie vom West Cancer Center and Research Institute verglich das Gesamtüberleben der Frauen, die an einem metastasierten Uteruskarzinom mit entfernten Organmetastasen erkrankt waren. Von den rund 3 200 Betroffenen wurden 1 800 Frauen konservativ mit einer Chemotherapie behandelt, bei knapp 1 400 Patientinnen wurde zudem eine Hysterektomie durchgeführt. Die mediane Überlebenszeit für Patientinnen mit Uteruskarzinom im Stadium IVB, die eine systemische Therapie ­erhalten, betrug weniger als ein Jahr. Eine zusätzliche Hysterektomie war mit einer signifikant verlängerten Überlebensrate von fast neun Monaten verbunden. Auch eine Strahlentherapie verbesserte das Überleben gegenüber einer Chemotherapie ­allein, was belegt, dass Patientinnen von lokalen Therapien auch beim Vorhandensein von Fernmetastasen profitieren können.

Wang Y et al., JAMA Netw Open 2021; e2118603

Kinder von adipösen Schwangeren mit erhöhtem Kolonkarzinomrisiko

Adipositas gilt als Risikofaktor für kolorektale Karzinome (CRC). Das ist schon länger bekannt. In einer retrospektiven Studie untersuchte eine Gruppe aus Houston/Texas (USA) das CRC-Risiko bei erwachsenen Nachkommen von Müttern mit Adipositas während der Schwangerschaft. Dazu glichen sie die Daten einer prospektiven Kohortenstudie zur Schwangerschaftsvorsorge zwischen 1959 und 1966 mit den Daten der Nachkommen anhand des kalifornischen Krebsregisters ab. Insgesamt waren 19 000 Lebendgeburten eingeschlossen, die Diagnosen wurden bis 2019 erfasst, alle Nachkommen waren dann über 50 Jahre alt. Nach den Daten der Studie erhöht eine mütterliche ­Adipositas (BMI > 30) das CRC-Risiko bei den Nachkommen signifikant (HR = 2,51). Auch mütterliches Übergewicht (BMI 25–30) war im Vergleich zu Untergewicht/Normalgewicht mit einem erhöhten CRC-Risiko assoziiert (HR = 2,12). Die CRC-Inzidenzraten betrugen 16,2 pro 100 000; 14,8 pro 100 000 und 6,7 pro 100 000 bei den Nachkommen adipöser, übergewichtiger und unter-/normalgewichtiger Mütter.

Murphy CC et al., Gut 2021; DOI 10.1136/gutjnl-2021-325001

Frühe HPV-Impfung verhindert Neo­plasien am Besten

Die HPV-Impfung soll das Risiko für ein Zervixkarzinom senken. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) schon länger für Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren und mittlerweile auch für Jungen empfohlen. In Großbritannien wurde in den Jahren 2008–2010 zusätzlich ein „Catch Up“-Programm für 14- bis 18-Jährige durchgeführt, sodass die meisten Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren dort mittlerweile geimpft sind. Ein Team vom Guy‘s Cancer Centre in London hat jetzt in einer Beobachtungsstudie die bisherigen Auswirkungen auf die Zahl der Erkrankungen untersucht. Basis waren Daten des Krebsregisters.

Dabei konnten sie einen deutlichen Rückgang der Fälle sowohl beim Zervixkarzinom als auch bei der Vorstufe CIN3 beobachten. Am deutlichsten sanken die Zahlen in der Gruppe, die bereits im Alter von 12 bis 13 Jahren, also vor Beginn der sexuellen Aktivität, geimpft wurde. Die Zahl der Zervixkarzinome ging um 87 % (95%-KI 72–94 %) zurück, die Zahl der CIN3-Diagnosen um 9 % (95%-KI 96–98 %). Bei den Frauen, die im Alter von 14 bis 16 Jahren ­geimpft wurden, betrug der Rückgang nur 62 % (95%-KI 52–71 %) und 75 % (95%-KI 72–77 %). Nach einer Impfung im Alter von 16 bis 18 Jahren ging die Zahl der Krebserkrankungen sogar nur noch um 34 % (95%-KI 25–41 %) und 39 % (95%-KI 36–41 %) zurück. Die Ergebnisse bestätigen nach Ansicht der Autoren nachhaltig die Empfehlung, die Impfung möglichst vor Aufnahme der sexuellen Aktivität durchzuführen. Auf Basis ihrer Daten errechnen sie, dass die Impfung bis Ende Juni 2019 in England 448 (95%-KI 339–556) Zervixkarzinome und 17 235 (95%-KI 15 919–18 552) CIN3-Läsionen verhindert hat.

In einem Kommentar betont Maggie Cruickshank vom Aberdeen Centre for Women‘s Health ­Research die Bedeutung der globalen Strategie zur Beseitigung des Zervixkarzinoms, welche die WHO im Jahr 2020 auf den Weg gebracht hat. Gerade in Ländern, in denen kaum Vorsorgeprogramme ­bestehen, sollte die Immunisierung von Mädchen Vorrang haben, um HPV-bedingten malignen ­Erkrankungen vorzubeugen.

Falcaro M et al., Lancet 2021; DOI 10.1016/S0140-6736(21)02178-4

Krebs als Kind: Wie ist der Einfluss auf die Fertilität als Frau?

Der Erhalt der Fruchtbarkeit von Patienten mit Krebs im Kindesalter ist politisch in den vergangenen Jahren verstärkt im Fokus. Seit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) von 2019 fallen die Kosten für fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen für junge Patienten mit Krebs in die Leistungs­pflicht der gesetzlichen Krankenkassen. Allerdings lagen keine großen Studien über Lebendgeburten über Behandlungsjahrzehnte hinweg vor.

Eine Auswertung der fünf skandinavischen Krebsregister gibt jetzt Auskunft. Die Auswertung basiert auf den Daten von 8 886 Frauen, die zwischen 1954 und 2006 im Kindesalter eine Krebsdiagnose erhalten und diese überlebt hatten. Als Vergleich diente eine Kohorte von mehr als 60 000 Frauen, die hinsichtlich Alter und Herkunft den ehemaligen Krebs­patientinnen entsprachen. Die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt stieg mit der Behandlungsdekade. Während sie bis in die 1980er-Jahre bei einem RR unter 0,7 blieben, entsprachen sie bei Diagnose in den 1990er- und 2000er-Jahren fast derjenigen bei Frauen aus der Allgemeinbevölkerung:

• 1954–1969: RR 0,65 (95%-KI 0,54–0,78);
• 1970er-Jahre: RR 0,67 (95%-KI 0,60–0,74);
• 1980er-Jahre: RR 0,69 (95%-KI 0,64–0,74];
• 1990er-Jahre: RR 0,91 (95%-KI 0,87–0,95);
• 2000er-Jahre: RR 0,94 (95%-KI 0,91–0,97).

Die Autoren betonen den Stellenwert fertilitätserhaltender Maßnahmen vor und während der Behandlung. Damit ist fast der Standard der Allgemein­bevölkerung für Frauen erreichbar.

de Fine Licht S et al., Cancer 2021; DOI 10.1002/cncr.33791

PARP-Inhibitor und Myelomrisiko

Ein kleiner Prozentsatz (1–3 %) der Patientinnen, die mit einem PARP-Inhibitor für hochgradiges Ovarialkarzinom behandelt werden, entwickeln therapiebedingte myeloische Neoplasmen (t-MN). Diese Patientinnen haben eine schlechte Prognose. Für eine retrospektive genetische Assoziationsstudie wurden Proben von peripheren Blutzellen untersucht, die von mehr als 1 000 Patientinnen vor der Behandlung mit Rucaparib in den klinischen Studien ARIEL2 und ARIEL3 gewonnen worden waren. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse deuten darauf hin, dass bereits vorhandene klonale somatische CHIP-assoziierte Mutationen im Gen TP53 mit dem Auftreten von t-MN nach der Behandlung mit Rucaparib assoziiert sein könnten.

Kwan T et al., JAMA Oncology 2021; DOI 10.1001/jamaoncol.2021.4664

Bildnachweis: Jobalou (iStockphoto)

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