Der Einfluss der Jahreszeiten auf atopische Erkrankungen +++ Guselkumab zur Behandlung von palmoplantarer Pustulosis +++ Ergebnisse des Epikutantests nicht von Jahreszeiten abhängig +++ Erythema Multiforme +++ Onychomykose im hohen Alter
Der Einfluss der Jahreszeiten auf atopische Erkrankungen
Frühere Ergebnisse weisen auf eine Abhängigkeit zwischen der Jahreszeit der Geburt und der Entstehung atopischer Erkrankungen wie atopische Rhinitis, Ekzem oder Asthma hin. Die Ätiologie ist noch nicht erforscht und wichtige Daten fehlen. Eine neue Auswertung von Daten des finnischen Populationsregisters zeigte nun einen Effekt der Außentemperatur während der Geburt auf das Risiko, später eine atopische Erkrankung zu bekommen. Ausgewertet wurden die Geburten der Jahre 1995 bis 2004 mit einer Beobachtung über 15 Jahre. Ungefähr die Hälfte der Kinder hatten während der Beobachtung mindestens ein Medikament gegen atopische Erkrankungen eingenommen. Probanden und Probandinnen, die während der Sommermonate geboren waren, hatten einen leicht erniedrigten Medikamentenbedarf gegenüber denjenigen, die im Herbst oder Winter geboren waren. Im Winter allerdings hatten diejenigen, die bei den niedrigsten Außentemperaturen geboren waren, ein erhöhtes Risiko eines späteren Medikamentenbedarfs bis zu 10 %, verglichen mit den warmen Monaten.
Fazit Weniger die Jahreszeit als die Umweltbedingungen, z. B. die Temperatur, scheinen das Erkrankungsrisiko zu beeinflussen.
Luukkonen J et al., Pediatr Allergy Immunol 2025; 36: e70118
Guselkumab zur Behandlung von palmoplantarer Pustulosis
Palmoplantare Pustulosis (PPP) ist eine schmerzhafte chronische inflammatorische Hauterkrankung der Hände und Fußsohlen. Guselkumab ist in Japan bereits zur Behandlung der PPP zugelassen, in den USA und Europa aber noch nicht. In der „multi-center“ Phase-II-Studie GAP wurden nun 50 kaukasische PPP-Patientinnen und -Patienten für 24 Wochen einmal täglich mit 100 mg Guselkumab subkutan behandelt. Der primäre Endpunkt war die Verbesserung des PPPASI (palmoplantar pustulosis psoriasis area and severty index) im Vergleich zum Ausgangswert. Dieser wurde mit statistischer Signifikanz mit einer Reduktion des PPPASI um 59,6 % erreicht (PPPASI-50 von 66,0 % und PPPASI-75 von 34 % der Behandelten). Durch eine Serum-Interleukin(IL)-19-Kontrolle wurde die klinische Reaktion nachgewiesen.
Fazit Guselkumab wurde als wirksame Therapieoption bei PPP auch für Europäer bestätigt.
Wilsmann-Theis D et al., JAAD int 2025; 18: 69–78
Ergebnisse des Epikutantests nicht von Jahreszeiten abhängig
In der Diagnostik der allergischen Typ-IV-Reaktion bei Kontaktdermatitis spielt der Epikutantest eine wesentliche Rolle. Frühere Studien wiesen auf einen geringeren Anteil an positiven Tests während den Sommermonaten hin und stellten damit die Validität des Tests besonders während des Sommers in Frage. Verstärkte UV-Strahlung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit wurden als mögliche Ursachen für eventuelle jahreszeitliche Unterschiede der Testergebnisse diskutiert. Allerdings waren die Ergebnisse der früheren Studien nicht eindeutig und nicht alle Datenerhebungen zeigten diesen Effekt. Eine israelische Forschungsgruppe untersuchte nun in einer retrospektiven Kohortenstudie die Daten ihres Zentrums von 2016 bis 2020 mit insgesamt 1 128 Patienten und Patientinnen bzw. 1 142 Epikutantests. Bei 70,8 % zeigte der Epikutantest ein positives Ergebnis. Die wichtigsten Testserien waren die Europäische Standardreihe und die kosmetische Serie. Zwischen den positiven Tests während Winter und Sommer konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden: 313 positive Tests von 419 im Winter (74,7 %) gegenüber 175 positive bei 245 Tests im Winter (71,7 %). Es ergab sich ein P-Wert von 0,35.
Fazit Die retrospektive Kohortenstudie konnte keinen jahreszeitlichen Unterschied in der Rate positiver Epikutantests finden. Der Test funktionierte ganzjährlich gleich.
Segal Z et al., IMAJ 2025; 27: 363–6
Erythema Multiforme
Das Erythema multiforme (EM), eine seltene immun-vermittelte Hauterkrankung, wird meist durch Infektionen, Medikamente oder Autoimmunreaktion ausgelöst. Aufgrund füherer Berichte über das Auftreten jahreszeitlicher Schwankungen untersuchte eine japanische Forschungsgruppe die saisonale Verteilung von EM anhand von Meldungen zwischen 2005 und 2019 in der japanischen Datenbank JADER für Arzneimittelnebenwirkungen.
In die Analyse wurden 3 843 Fälle von EM aufgenommen, 41,3 % bei männlichen und 56,3 % bei weiblichen Betroffenen. Es zeigte sich eine höhere Inzidenz im Frühling und Sommer als im Winter. Diese Schwankung war bei Männern viel deutlicher ausgeprägt als bei Frauen. Der Monat Juni wurde mit der höchsten Zahl an Meldungen identifiziert und war damit konsistent mit früheren Berichten.
Fazit Die Studie zeigte eine jahreszeitliche Variation bei arzneimittelbedingtem EM mit mehr gemeldeten Fällen im Frühling und Herbst als im Winter. Gleichzeitig fanden sich Hinweise auf geschlechts-spezifische Unterschiede.
Tanaka H et al., Biol Phar Bull 2025; 48: 1022–30
Onychomykose im hohen Alter
Besonders bei älteren Personen kann die häufig vorkommende Onychomykose wegen des verlangsamten Nagelwachstums schwer zu behandeln sein. Die gepoolte Post-hoc-Analyse erfasste die Daten zweier doppeltverblindeten Phase-III-Studien bei Erkrankten ≥ 65 Jahre mit mildem bis mittelschwerem Zehnagelbefall, die täglich mit topischer 10%iger Efinaconazol-Lösung oder Placebo (Randomisierung 3 : 1) behandelt wurden. Als Endpunkte waren vollständige Heilung bzw. eine negative Kultur festgelegt.
Nach Woche 52 war bei 13,6 % der Behandelten mit Efinaconazol der Nagelpilz vollständig verschwunden, bei der Placebo-Gruppe nur bei 3,6 %. Das Ergebnis war mit p < 0,05 statistisch signifikant. Eine negative Kultur zeigten 59,2 % der Efinaconazol-Gruppe gegenüber 12,5 % bei Placebo. Die aufgetretenen unerwünschten Ereignisse unterschieden sich kaum zwischen den beiden Studienarmen.
Fazit Der Behandlungserfolg der > 65-jährigen Subpopulation entsprach den Gesamtergebnissen beider Studien.
Lipner SR et al., Mycoses 2025; 68: e70069
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