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Allgemeinmedizin

Sportmedizin

Wie profitieren ältere Menschen?

Dr. med. Wolfgang Grebe, Dr. med. Alexander Grebe

21.1.2021

Grundsätzlich gelten alle günstigen Wirkungen des Sports auch für Senioren, für deren Alter es keine allgemein gültige Grenze gibt. In der Medizin ist bei dem Begriff „Alterssport“ meist die Zielgruppe der über 65-Jährigen gemeint.

Altern kann sehr unterschiedlich verlaufen und hängt von vielen Faktoren ab. Entscheidend sind dabei nicht allein die genetischen Voraussetzungen, Lebensstil und Bewegung spielen ebenfalls eine Rolle. Idealerweise wurde schon in jungen Jahren mit dem Sport begonnen. Nichtsdestotrotz profitieren auch Menschen, die erst spät mit einem Bewegungsprogramm beginnen. Typische, mit dem Alter assoziierte Krankheiten können beispielsweise wie folgt positiv beeinflusst werden:


• metabolisches Syndrom (Hypertonie, Zucker-, Fettstoffwechselstörungen, zu viel viszerales Fett) verhindern
• Schlaganfälle und Herzinfarkte eindämmen
• Muskelabbau verzögern
• Osteoporose und Stürze inklusive Folgen: Frakturen, Immobilität vorbeugen
• Krebserkrankungen vermeiden bzw. erträglicher gestalten
• Immunsystem stärken
• neurologische/psychiatrische Erkrankungen (M. Parkinson, Depressionen, Demenz etc.) vermeiden oder günstig beeinflussen
• Lebensqualität erhalten/verbessern

Nach wissenschaftlichen Untersuchungen spielt ­Seniorensport jedoch nicht nur für die körperliche, sondern auch für die geistige Fitness eine entscheidende Rolle. Die Senioren selbst schätzen darüber hinaus auch die sozialen Kontakte, die sich daraus ergeben. Letztendlich sollte dem Patienten bewusst werden, wie hoch der Benefit sein kann, wenn der Risikofaktor Bewegungsmangel eingedämmt wird.

Auch beim Sport muss die Dosis stimmen

Unterschiedliche Ziele erfordern individualisierte Trainingsprogramme. So sollten zur Krebsprophylaxe und -therapie eine Verbesserung der Ausdauerleistung sowie soziale Integration im Vordergrund stehen, während zum Erhalt der kardiokorporalen (allge­meinen) Leistungsfähigkeit ca. zweieinhalb Stunden Ausdauer- und eine halbe Stunde Kraftsport pro ­Woche durchgeführt werden sollten. Auch die neuen Kenntnisse über den Testosteronmangel bei alternden Männern sowie über die zunehmende Osteoporoseinzidenz bei Männern und Frauen erfordern ein Umdenken: Während bislang die deutsche Sportmedizin vorwiegend Ausdauertraining, z. T. auch in Intervallform empfahl, wird jetzt vermehrt auch Krafttraining befürwortet, wobei statische und dynamische Muskelbeanspruchungen gefordert werden. Alle älteren Zielgruppen sollten Sportarten wählen, bei denen es nicht zu abruptem Lagewechsel oder zu einer Pressatmung kommt und bei denen Wettkämpfe nicht erforderlich sind. Ballspiele sind beispielsweise meist mit viel Ehrgeiz verbunden, sodass es schnell zu Überforderungssituationen kommt, wodurch das Verletzungsrisiko ebenso wie das Herz-Kreislauf-Risiko ansteigt. Um bei Krankheiten einen Zusatznutzen zu generieren, werden folgende Bewegungsarten empfohlen:


• Spazierengehen, leichtes Jogging, Ski-Langlauf (degenerative Herz-Kreislauf-Erkrankungen, metabolisches Syndrom, COPD)
• Tanzen (ohne Leistungsattitüden und Posen) mit anschließenden Gesellschaftskontakten
• Rudern/Kajak in Doppel-, Vierer-, Achter-Booten
• Schwimmen (bei guter Schwimmtechnik, Kraul-, Rückentechnik in angenehm temp­eriertem Wasser)
• Tennis-Doppel
• Golf

Vorsicht ist bei Sportarten in der Halle mit plötz­lichen Richtungswechseln, Abstoppen, schwieriger Technik oder ungewohntem Bewegungsablauf geboten, wobei Abwechslung und das Erlernen neuer Bewegungsformen auch im Alter den Spaß am Sport erhöhen können. Besonders geeignet zur Prävention von Stürzen und deren oft dramatischen Folgen ist die Kombination eines Koordinations-, Muskelkraft- und Ausdauertrainings mit unterstützenden Systemen, z. B. Rüttel­platten. Auch wäre ein aufs Alter und die möglicherweise vorliegenden Grunderkrankungen abge­stimmter Trainingszirkel in besonderen Fitness- und Gesundheitssporteinrichtungen zu empfehlen, ebenso eine sportärztliche Untersuchung vor Wiederaufnahme eines Trainingsprogramms.

FAZIT:

Sport bietet auch im Alter viele Vorteile für die Gesundheit und die Lebensqualität. Nachteilige Effekte lassen sich vermeiden, indem die Senioren hauptsächlich mit Spaß und weniger mit Ehrgeiz an den Sport herangehen. Zudem sollten sie mit ihrem Arzt zuvor besprechen, welche Sportart in welcher Intensität am besten zu ihrer Situation passt.

Der Autor

Dr. med. Wolfgang Grebe
Facharzt für Allgemeinmedizin
Sportärztliche Untersuchungs- und Beratungsstelle
LK Waldeck-Frankenberg
Privatpraxis (Internist-Sportmedizin)*

wo.grebe@t-online.de

*Tätigkeitsschwerpunkte gem. § 27 (4–3) der Berufsordnung: Burnout-Berater; Gesundheitsförderung und Prävention, Tabakentwöhnung und Männergesundheit-cmi

Der Autor

Dr. med. Alexander Grebe
Facharzt für Allgemeinmedizin
Hausärzte Kölner Südstadt –
Internistische Gemeinschaftspraxis

info@internisten-suedstadt.de

Literatur bei den Autoren

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