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Allgemeinmedizin

Sarkopenie

Wer rastet, der rostet

Univ.-Prof. Dr. med. Hans Jürgen Heppner

Gute Fitnessleistung und Mobilität bis ins hohe Lebensalter sind ausschlaggebend für ein selbstständiges Leben und das Meistern des Alltags. Wichtig hierfür ist eine ausreichende Muskelkraft und Muskelmasse, die durch Bewegung bewusst aufgebaut werden sollte.

Mit zunehmendem Lebensalter verlieren wir ­Muskelkraft und Muskelmasse. Dieser durchaus physiologische Prozess kann aber schnell zu einem großen Problem für den geriatrischen Patienten werden. Verringerte Muskelkraft führt zu weniger körperlicher Aktivität und bedeutet damit zwangsläufig einen Verlust an Funktionalität und Alltagskompetenz. ­Diesem Verlust an Selbsthilfefähigkeit gilt es, frühzeitig zu erkennen und dem entgegenzuwirken.

Diagnostik

Es steht außer Frage, dass körperliche Aktivität auch im höheren Lebensalter uneingeschränkt von Nutzen ist. Die Sarkopenie (sarx = Fleisch, penia = Mangel), also der Verlust von Muskelmasse und Muskelfunktion, ist ein häufig zu beobachtendes geriatrisches Syndrom, das mit deutlichem Funktionsverlust in der Bewältigung der Alltagsaufgaben einhergeht.  Schon zwischen dem 24. und 50. Lebensjahr kommt es zu einem Muskelmasseverlust von ca. 10 %, ­zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr kommen noch einmal 30 % Muskelmasseverlust hinzu. Sowohl die Muskelfaseranzahl als auch der Muskelfaserquerschnitt werden geringer. Durch die Muskelatrophie der Typ-II-Fasern ist der Kraft- und Leistungsverlust größer als Masseverlust. Die Grenzwerte der appendikulären, also fettfreien Muskelmasse, erfasst durch die bioelektrische Impedanzmessung, liegen bei 7 kg/m2 für Männer und bei 6 kg/m2 für Frauen.
Mithilfe einfacher Funktionsuntersuchungen und einem kurzen Fragebogen kann das Risiko erfasst werden und Therapiemaßnahmen im Bereich Ernährung und Training eingeleitet werden. In der Praxis sollte nach den neuen Empfehlungen zur Diagnostik der Sarkopenie (Abb.) vorgegangen ­werden. An erster Stelle steht die Ergänzung der Anamnese durch den Fragebogen zur Sarkopenie (SARC-F), mit dem anhand alltäglicher Fragen die körperliche Leistungs­fähigkeit beurteilt wird (Tab.). In der weiterführenden ­Diagnostik kann nun die Muskelkraftbestimmung abgearbeitet werden. Steht dann die Diagnose, ­erfolgt die Bestätigung mittels der Dual-Röntgen-­Absorptiometrie (DEXA) oder der bioelektrischen Impedanzanalyse (BIA). Die Krankheitsschwere wird dann über die Ganggeschwindigkeit (definierte ­Strecke, 5 Meter, max. 6 Sekunden) ermittelt.

Therapieoptionen

An erster Stelle stehen körperliche Aktivität, ­gezieltes (Kraft-)Muskeltraining und eiweißreiche Ernährung (durchschnittlich 30 g Eiweiß pro Mahlzeit). Wichtig zu beachten ist, dass nur die Kombination der Therapieansätze Erfolg versprechend ist. Zusätzlich muss darauf geachtet werden, dass der Vitamin-D-Haushalt ausgeglichen ist. Zur Antikörpertherapie, mit beispielsweise Myostatin-Antikörpern, gibt es bisher nur wenige Studienergebnisse, und sie werden im klinisch-praktischen Alltag nicht verordnet.

Der Schlüssel in der Behandlung der Sarkopenie ist die körperliche Aktivität mittels Krafttraining (Zunahme des Muskelquerschnitts) und Ausdauertraining (Zunahme der Muskelleistung) des Patienten. Diese positiven Auswirkungen konnten in verschiedenen, randomisierten ­Studien gezeigt werden. Entscheidend ist die Kombi­nation von protein­reicher bzw. angereicherter ­Ernährung und Kraft-/Ausdauertraining, um die Muskelbio­synthese zu ermöglichen, die Zunahme der ­skelettalen Muskelmasse zu fördern und den Behandlungserfolg zu erreichen.

Der Autor

Univ.-Prof. Dr. med. Hans Jürgen Heppner, MHBA
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e. V.
Klinik für Geriatrie HELIOS
Klinikum Schwelm
Lehrstuhl Geriatrie Universität
Witten/Herdecke
58332 Schwelm

hans.heppner@uni-wh.de

Literatur beim Autor

Bildnachweis: privat

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