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Suchterkrankungen

Selbst moderater Alkoholkonsum erhöht das Demenzrisiko

23.6.2025

Eine aktuelle, bevölkerungsbasierte Autopsiestudie aus Brasilien liefert nun robuste neuropathologische Belege dafür, dass selbst moderater Alkoholkonsum mit strukturellen Hirnveränderungen assoziiert ist, die das Risiko für Demenz erhöhen können.

Die bevölkerungsbasierte Studie mit post mortem neuropathologischen Analysen analysierte Daten von 1 781 verstorbenen Personen (Durchschnittsalter 74,9 Jahre) aus der Biobank for Aging Studies. Basierend auf Interviews mit Angehörigen wurden die Probanden in vier Gruppen eingeteilt: Niemals-, moderat-, stark- und ehemals stark Trinkende. Die neuropathologische Untersuchung umfasste die Bewertung von Alzheimer-typischen Veränderungen (senile Plaques, Amyloidablagerungen, Alzheimerfibrillen/neurofibrilläre Tangles), Lewy-Körperchen, TDP-43-Proteinopathien, lakunären Infarkten, hyaliner Arteriolosklerose und zerebraler Amyloidangiopathie. Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde retrospektiv anhand der Clinical Dementia Rating Scale Sum of Boxes (CDR-SB) eingeschätzt, und das Hirngewicht wurde in Relation zur Körpergröße gesetzt.

Im Vergleich zu Abstinenten zeigten moderate (OR 1,60; 95 %-KI 1,19-2,15), starke (OR 2,33; 95 %-KI 1,50-3,63) und ehemals starke Trinkende (OR 1,89; 95 %-KI 1,41-2,54) eine signifikant erhöhte Prävalenz von hyaliner Arteriolosklerose. Zudem waren starke (OR 1,41; 95 %-KI 1,10-2,30) und ehemals starke Trinkende (OR 1,31; 95 %-KI 1,02-1,68) häufiger von neurofibrillären Tangles betroffen. Ehemals starke Trinkende wiesen zudem ein signifikant reduziertes Hirngewicht in Relation zur Körpergröße (β = -4,45 g/cm; 95 %-KI -8,55 bis -0,35) sowie schlechtere kognitive Leistungen (β = 1,31; 95 %-KI 0,54-2,09) auf. Eine Mediationsanalyse ergab, dass die Assoziation zwischen Alkoholkonsum und kognitiver Beeinträchtigung signifikant durch hyaline Arteriolosklerose vermittelt wurde (β = 0,13; 95 %-KI 0,02-0,22, p<0,05).

Auswirkungen von Alkohol auf die Gehirngesundheit

Diese Ergebnisse legen nahe, dass selbst moderater Alkoholkonsum strukturelle Veränderungen der zerebralen Mikrogefäße und taupathologische Prozesse fördern kann, die mit kognitivem Abbau assoziiert sind. Die Tatsache, dass ehemals starke Trinkende signifikante Hirnveränderungen und kognitive Defizite aufwiesen, unterstreicht die langfristigen Auswirkungen von Alkohol auf die Gehirngesundheit. Die vollständige Mediation der kognitiven Beeinträchtigung durch vaskuläre Veränderungen hebt die zentrale Rolle der zerebralen Mikroangiopathie im Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Demenz hervor.

Die vorliegenden Daten deuten auf überzeugende neuropathologische Evidenz hin, dass selbst moderater Alkoholkonsum mit strukturellen Hirnveränderungen assoziiert ist, die das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz erhöhen können. Diese Erkenntnisse sollten, so fasst die Arbeitsgruppe zusammen, in der klinischen Beratung und in öffentlichen Gesundheitsstrategien berücksichtigt werden, um das Bewusstsein für die potenziellen Risiken auch moderaten Alkoholkonsums zu schärfen.

Justo AFO et al.: Association Between Alcohol Consumption, Cognitive Abilities, and Neuropathologic Changes: A Population-Based Autopsy Study. Neurology. 2025 May 13;104(9):e213555 (DOI 10.1212/WNL.0000000000213555).

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