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Allgemeinmedizin

Pruritus bei cholestatischen Lebererkrankungen

Hoffnung auf PPAR-Ag und IBATi

12.8.2025

Hepatischer Juckreiz beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen zum Teil schwer. Welche antipruriginösen Interventionen können ihn lindern? Derzeit gibt es einige in Studien getestete Arzneistoffe, die zu einer raschen und dauerhaften Pruritusverbesserung führen.

Insbesondere wenn die Gallensekretion oder der Gallenfluss gestört sind, tritt bei Lebererkrankungen Juckreiz auf. Die Lebensqualität mit primär biliärer Cholangitis (PBC) und schwerem Pruritus ist vergleichbar mit der bei schwerer Parkinson-Erkrankung. Mit diesem Vergleich verdeutlichte Prof. Dr. med. Andreas Kremer (Zürich) den Stellenwert von Juckreiz bei hepatobiliären ­Erkrankungen.

Ein Grund sind Schlafstörungen, die mit dem Juckreiz assoziiert sind. Allgemeine Maßnahmen helfen auch bei internistischen Patienten und Patientinnen mit z. B. cholestatischem Pruritus. Das sind: kühlende Temperaturen vor allem im Schlafzimmer, lockere Baumwollkleidung und Hautpflege, am besten mit gekühlten Topika. Außerdem riet Kremer zum schrittweisen Einsatz des Anionenaustauscherharzes Colestyramin oder einem Off-Label-Use von 400 mg Bezafibrat, was unter Beachtung der hepatotoxischen Nebenwirkungen und dem GFR-Limit von 60 ml/min bei einem relevanten Anteil der ­Betroffenen gut funktioniere. Weiterhin kämen Rifampicin (ab 150 mg/Tag), Naltrexon und Sertralin infrage. Damit kombiniert werden könnten Gabapentin/Pregabalin, Doxepin, Mirtazapin und UV-B-Bestrahlung.

Neue Therapieoptionen bei Pruritus

Der zur Behandlung der PBC in Zweilinie zugelassene PPAR-Agonist (PPAR-Ag) Seladelpar verbessert nach Post-hoc-Analysen der Phase-III-Studien Response auch den cholestatischen Pruritus. Bei den Teilnehmenden mit zu Studienbeginn ­moderatem bis schwerem Pruritus verschwand bei jedem Vierten der Juckreiz quasi völlig, „und das schon nach drei Monaten“, berichtete Kremer. Das ebenfalls als Zweitlinienoption zugelassene Arzneimittel Elafibranor dagegen habe den sekundären Endpunkt Pruritusreduktion in der Phase-III-Studie Elative nicht erreicht, in Post-hoc-Analysen und offenen Verlängerungen gab es auch für diesen Wirkstoff Anzeichen für Pruritusreduktion.

Als invasive Optionen bei hepatischem Pruritus nannte Kremer die Entfernung von Pruritogenen aus der systemischen Zirkulation per Albumindialyse oder Plasmapherese sowie die nasobiliäre Drainage.

Bei unzureichendem Ansprechen auf diese Stufentherapie könne im Zuge von klinischen Studien die Behandlung mit IBAT-Inhibitoren (IBATi), die die Rückresorption von Gallensäuren im Darm hemmen, versucht werden. In der auf dem EASL-Kongress 2025 in Amsterdam vorgestellten Glimmer-Studie verbesserte Linerixibat den Pruritus bei 238 PBC-Betroffenen über 24 Wochen signifikant gegenüber Placebo, das ebenfalls eine deutliche Juckreizreduktion zeigte, wie Kremer anmerkte. Es wurde eine rasche und dauerhafte Pruritusverbesserung beobachtet, auch der Schlaf verbesserte sich. Hauptnebenwirkung war Durchfall bei 61 % der Teilnehmenden. Linerixibat könne ab 2026 zur Behandlung des Juckreizes bei PBC verfügbar sein.

Zur Behandlung des hepatischen Pruritus bei pädiatrischen Personen mit PFIC kommen nach Cholestyramin oder Rifampicin als zweite Wahl die IBAT-Inhibitoren Maralixibat und Odevixibat infrage.

Vortrag Prof. Dr. med. Andreas E. Kremer „Diagnostik und Therapie des Pruritus bei cholestatischen Erkrankungen” anlässlich des Pruritus Expert Summit, Mai 2025

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