- Anzeige -
NEWS

Vorteile bei Gewicht und Lipidparametern

Intermittierendes Fasten: Neue Evidenz aus Netzwerk-Metaanalyse

13.10.2025

Intermittierendes Fasten hat sich in den letzten Jahren als populäre nicht-pharmakologische Strategie zur Gewichtsreduktion und zur Verbesserung der metabolischen Gesundheit etabliert. Eine aktuelle systematische US-Übersichtsarbeit mit Netzwerk-Metaanalyse analysierte nun die Effekte unterschiedlicher Formen des Intervallfastens im Vergleich zu kontinuierlicher Kalorienrestriktion (CER) und ad-libitum Ernährung.

Die Analyse, veröffentlicht im BMJ und unter Beteiligung der Harvard T.H. Chan School of Public Health, umfasste 99 randomisierte klinische Studien mit insgesamt 6.582 Erwachsenen, von denen die Mehrheit übergewichtig oder adipös war und häufig bereits kardiometabolische Vorerkrankungen aufwies. Die untersuchten Fastenformen beinhalteten das alternierende Fasten (Alternate Day Fasting, ADF), bei dem jeden zweiten Tag gefastet wird, das zeitlich begrenzte Essen (Time Restricted Eating, TRE), etwa im 16:8-Modell, sowie das Ganztagsfasten (Whole Day Fasting, WDF), wie beispielsweise die 5:2-Diät mit zwei Fastentagen pro Woche. Primärer Endpunkt war die Veränderung des Körpergewichts; zusätzlich wurden Parameter wie BMI, Lipidprofil, Blutdruck sowie Marker der Glukose- und Insulinregulation berücksichtigt.

Die Ergebnisse zeigen, dass alle untersuchten Diätstrategien zu einer signifikanten Gewichtsreduktion im Vergleich zur ad-libitum Ernährung führten. Besonders hervorzuheben ist dabei ADF: Diese Methode erzielte im Vergleich zur ad-libitum Ernährung den größten Gewichtsverlust (-3,40 kg). Im direkten Vergleich zur kontinuierlichen Kalorienreduktion war ADF zudem die einzige Fastenform mit einem signifikanten Vorteil hinsichtlich der Gewichtsabnahme (-1,29 kg; 95 %-KI: -1,99 bis -0,59). Auch im Vergleich zu TRE (-1,69 kg) und WDF (-1,05 kg) schnitt ADF leicht besser ab. Allerdings lagen diese Unterschiede unterhalb der in der Studie definierten Schwelle für klinisch relevante Effekte von 2 kg („minimally important difference“).

Darüber hinaus zeigte ADF Vorteile bei bestimmten kardiometabolischen Risikoparametern: Im Vergleich zu TRE und WDF war ADF mit einer stärkeren Reduktion des Gesamtcholesterins, der Triglyzeride sowie des Non-HDL-Cholesterins assoziiert. TRE wiederum war im Vergleich zu WDF mit einem leichten Anstieg von LDL- und Gesamtcholesterin verbunden. Für HbA1c und HDL-Cholesterin konnten hingegen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Diätformen festgestellt werden. Eine triviale bis moderate Verbesserung zeigten sich beim Nüchternblutzucker und der Insulinresistenz (HOMA-IR), wobei ADF die ausgeprägtesten Effekte aufwies.

Bei längerem Fasten Nachlassen der Adhärenz

Allerdings waren die beobachteten Effekte in Studien mit einer kürzeren Dauer von unter 24 Wochen deutlicher. In Studien mit einer Laufzeit von 24 Wochen oder mehr zeigten sich zwar weiterhin Vorteile gegenüber der ad-libitum Ernährung, jedoch keine signifikanten Unterschiede mehr zwischen den einzelnen Diätstrategien. Dies könnte auf eine abnehmende Adhärenz im Zeitverlauf und auf metabolische Anpassungseffekte zurückzuführen sein. Die Autoren weisen darauf hin, dass gerade bei längeren Interventionszeiträumen die Adhärenz häufig nachlässt. So sank beispielsweise die Einhaltung der WDF in einer 52-Wochen-Studie von 74 % auf lediglich 22 %. In anderen Studien blieb die Adhärenz hingegen auch über längere Zeiträume stabil.

Insgesamt unterstreicht die Netzwerk-Metaanalyse, dass intermittierendes Fasten insbesondere in Form von ADF eine wirksame Option zur kurzfristigen Gewichtskontrolle und zur Verbesserung bestimmter kardiometabolischer Parameter darstellen kann. Gleichzeitig relativieren die Daten den direkten Vorteil gegenüber einer kontinuierlichen Kalorienrestriktion in längerfristigen Studien. Die Autoren betonen, dass die Langzeiteffekte dieser Ernährungsstrategien weiterhin unklar sind, da es bisher nur sehr wenige Studien mit Laufzeiten von über einem Jahr gibt. Für die Bewertung der Nachhaltigkeit und der klinischen Relevanz sind daher weitere hochwertige randomisierte Studien mit längerer Nachbeobachtungszeit erforderlich.

Für die ärztliche Beratungspraxis bedeutet dies: Intermittierendes Fasten kann - insbesondere in Form von ADF - eine sinnvolle, nicht-medikamentöse Maßnahme zur Gewichtsreduktion und zur Verbesserung einzelner metabolischer Parameter sein. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der erzielbare Gewichtsverlust im Vergleich zu modernen medikamentösen Therapien – etwa GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid – eher moderat ausfällt. Während mit intermittierendem Fasten in der Regel Reduktionen im Bereich von 3 bis 4 Kilogramm erreichbar sind, liegen die Effekte medikamentöser Strategien teils bei 10 bis 15 % des Körpergewichts, verbunden mit deutlich stärkeren Verbesserungen des HbA1c und des kardiovaskulären Risikoprofils. Intermittierendes Fasten stellt somit eher eine niederschwellige Option dar - ohne pharmakologische Nebenwirkungen, aber auch mit begrenzter Wirkungstiefe.

Semnani-Azad Z et al.: Intermittent fasting strategies and their effects on body weight and other cardiometabolic risk factors: systematic review and network meta-analysis of randomised clinical trials. BMJ. 2025 Jun 18;389:e082007 (DOI 10.1136/bmj-2024-082007) und Ergänzung 18.8.2025.

No items found.
Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt