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Versorgungsqualität

Radiologie Initiative Bayern: „Immer mehr Arztpraxen in Investorenhand“

3.5.2022

Immer mehr Arztpraxen werden von privaten Investoren aufgekauft. Die haben nicht das gesundheitliche Wohlergehen der Bevölkerung im Sinn, kritisiert die Radiologie Initiative Bayern.

Ein von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) in Auftrag gegebenes Gutachten zeigt, dass sich in Bayern die Anzahl der Arztpraxen in Investorenhand von Anfang 2018 bis Ende 2019 um 72% erhöht hat, berichtet die Radiologie Initiative Bayern, einem Zusammenschluss von inhabergeführten radiologischen Praxen in ganz Bayern. Fast jedes zehnte Medizinische Versorgungszentrum zählt demzufolge inzwischen zu den sogenannten Private-Equity-Praxen. „Die Ausbreitung solcher investorengeführten Institutionen zieht sich dabei durch alle Fachbereiche. Auch die radiologische Versorgung ist mittlerweile stark betroffen, leider mit negativen Auswirkungen auf die Versorgung der Patienten“, sagt der Radiologe PD Dr. med. Philipp Schlechtweg (Weißenburg), stellvertretender Vorsitzender der Initiative.

Die Radiologie Initiative Bayern sieht die Gefahr, dass das Wohlergehen der Bevölkerung immer mehr zum Spekulationsobjekt reicher Investmentfirmen verkommt. Investments müssen vor allem wirtschaftlich sein ‒ auch im medizinischen Bereich. Für Patienten von investorengeführten Praxen bedeutet dies oft eine schlechtere Versorgung bei dennoch höheren Kosten. „Wie das KVB-Gutachten zeigt, rechnen diese Praxen etwa 10% mehr Honorar ab als ihre inhabergeführten Pendants. Hinzu kommt, dass hinter diesen medizinischen Versorgungszentren in der Regel internationale Unternehmen stecken, die in Deutschland keine Steuern zahlen“, sagt der Radiologe Dr. med. Friedrich Meer (Oberasbach), Mitglied des Vorstands der Radiologie Initiative Bayern. Um noch mehr Profit zu erzielen, werden Patienten außerdem häufiger unnötige Zusatzleistungen verkauft, die sie selbst zahlen müssen. „Mit einem oder mehreren Investoren im Hintergrund geht die ärztliche Therapiefreiheit verloren. Mediziner entscheiden dann nicht mehr unabhängig, welche Behandlung für den Patienten am besten ist, sondern womit sie am meisten Geld verdienen können“, kritisiert Schlechtweg.

Oftmals konzentrieren sich investorengeführte Praxen auf Ballungsgebiete, da sie dort mehr Profit erzielen können. „Drohende Versorgungsengpässe auf dem Land werden deshalb häufig von inhabergeführten Praxen aufgefangen. Wer von einem unabhängigen Arzt behandelt werden möchte, sollte stattdessen diese inhabergeführten Praxen aufsuchen“, sagt Schlechtweg. Dort ist der Arzt selbst der Eigentümer und kann frei Entscheidungen im Sinne des Patientenwohles treffen, ohne von Geldgebern unter Druck gesetzt zu werden. „Wir stellen uns klar gegen investmentorientierte Institutionen, die das Gesundheitssystem mit überflüssigen Untersuchungen, Behandlungen und Therapien belasten und sich auf Kosten der kassenärztlichen Gemeinschaft bereichern“, betont Meer. „Profit darf niemals zulasten der Gesundheit von Patienten gehen. Praxen sind keine Spekulationsobjekte“.

Pressemitteilung der Radiologie Initiative Bayern, Mai 2022
Tisch T et al., Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, März 2022

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