Inkontinenz ist eine häufige Nebenwirkung einer Prostatektomie, wobei jeder zweite Patient auch nach drei Monaten noch Probleme beim Halten des Urins hat. Physiotherapie kann einen wichtigen Beitrag zur Besserung der Beschwerden leisten. Dies ist nicht zuletzt auch deswegen bedeutsam, weil „die Lebensqualität der meisten Betroffenen enorm darunter leidet, Urin nicht richtig halten zu können. Das führt in vielen Fällen zu großer Verunsicherung“, erklärt Ute Repschläger, Physiotherapeutin und IFK-Vorstandsvorsitzende. „Mit der richtigen physiotherapeutischen Behandlung kann man allerdings eine deutliche Verbesserung erzielen, in vielen Fällen verschwinden die Probleme sogar ganz.“ (Thema > Urologie)

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Bereits präoperativ Termine zur Anschlussbehandlung vereinbaren

Zu Beginn einer physiotherapeutischen Behandlung führt der Therapeut eine physiotherapeutische Diagnostik durch und erstellt einen individuellen Behandlungsplan. Elemente der Behandlung können beispielsweise Wahrnehmungsschulungen zum Erspüren des Beckenbodens oder das Erlernen der gezielten Regulierung der Muskelspannung sein. Auch Entspannungstechniken, Koordinationsübungen sowie Kraft-, Kraftausdauer- und Verhaltenstraining können Teil der Behandlung sein. Der Physiotherapeut prüft dabei, welche Behandlungselemente individuell sinnvoll sind. Der Patient sollte dazu am besten schon vor der Operation mit seinem behandelnden Arzt über die Anschlussbehandlung sprechen und frühzeitig Physiotherapietermine vereinbaren, um Wartezeiten zu vermeiden.

„Neben der eigentlichen Behandlung gibt der Physiotherapeut wertvolle Tipps für den Alltag“, sagt Repschläger. „Bei körperlichen Aktivitäten sollte beispielsweise zu viel Druck auf den Beckenboden vermieden werden, um diesen nicht übermäßig zu beanspruchen. Denn eine ständige Druckbelastung würde den Beckenboden eher schwächen als stärken. Aus diesem Grund sollten Patienten darauf achten, aus dem Liegen über die Seite aufzustehen, anstatt den Oberkörper gerade aufzurichten. Beim Heben von schweren Gegenständen empfiehlt es sich, auf eine gerade Oberkörperhaltung zu achten und aus der Beinmuskulatur heraus zu heben. Zudem sollten schwere Gegenstände nah am Körper gehalten werden, ohne dabei die Luft anzuhalten.“

Eine jüngst publizierte, spanische Metaanalyse zu den Effekten von physiotherapeutischer Anleitung bestätigt diese Aussagen: Die Auswertung von sechs kontrollierten Studien zeigt, dass entsprechende Interventionen (z. B. Vermittlung psychologischer Krankheitsbewältigungsstrategien, Anleitung zu selbstständig durchgeführten (Beckenboden-)Übungen etc.) zu signifikanten Verbesserungen der Inkontinenz-Krankheitslast nach einer Prostatektomie führen, einschließlich der psychischen Belastung und der Selbstwirksamkeit. Die Metaanalyse zeigte auch, dass solche edukativen Interventionen signifikante Effekt auf postoperative Depressionen haben (u. a. eine Folge der Androgendeprivationstherapie bei der Langzeitbehandlung).