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Tumorerkrankung

Deutlich spätere Diagnostik: Krebs im oberen Gastrointestinaltrakt nach zunächst „tumorfreier“ ÖGD

Bei 10% der Patienten mit oberen gastrointestinalen Tumoren wurde drei Jahre vor Diagnosestellung eine Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) durchgeführt, im Englischen als post-EGD upper gastrointestinal cancer (PEUGIC) bezeichnet. Im Zuge eines systematisches Reviews und einer Metaanalyse haben britische Forscher jetzt versucht, die Eigenschaften von PEUGIC zu bestimmen und sie mit erkannten Krebsarten im oberen Gastrointestinaltrakt zu vergleichen. Dabei zeigte sich vor allem eine erhebliche Diagnoseverzögerung bei diesen Tumoren.

Im Zuge der Studie [1] wurden medizinische Datenbanken wie MEDLINE und Embase nach Studien durchsucht, die die Eigenschaften von PEUGIC und erkannten Tumoren des oberen Gastrointestinaltrakts (OGIT) verglichen und dabei über anfänglich „tumornegative“ endoskopische Ergebnisse berichteten. Mittels Random-Effects-Metaanalyse wurden die Ergebnisse aufgearbeitet. Es fanden sich insgesamt 2.696 Zitationen, von denen 25 Studien eingeschlossen wurden. Diese umfassten 81.184 OGIT, von denen 7.926 als PEUGIC eingestuft wurden. Bei einem innerhalb von 6 bis 36 Monaten nach einer „tumornegativen“ ÖGD auftretenden oberen Gastrointestinaltumor betrug das mittlere Intervall bis zur Diagnose rund 17 Monate. Patienten mit PEUGIC zeigten seltener eine Dysphagie (Odds Ratio [OR] 0,37) und Gewichtsverlust (OR 0,58), litten jedoch häufiger unter gastroösophagealem Reflux (OR 2,64) als Patienten mit bereits diagnostizierten Krebsentitäten. Zudem war PEUGIC bei Frauen häufiger in westlichen Bevölkerungen (OR 1,30). Schließlich erwiesen sich PEUGIC-Tumoren bei der Diagnose typischerweise als kleiner und in einem weniger fortgeschrittenen Krankheitsstadium im Vergleich zu bereits diagnostizierten Krebsarten (OR 2,87 für Stadium 1 vs. 2‒4). Die meisten OGIT (>75%) waren bereits vor der Diagnose von PEUGIC symptomatisch auffällig.

Die Autoren resümieren, dass die Diagnose von PEUGIC-Tumoren erheblich verzögert erfolgt. Vielleicht, weil die Patienten seltener Alarmsymptome haben als jene mit bereits erkannten Krebsarten. Die erst nach einer ÖGD identifizierten oberen Gastrointestinaltumoren sind bei Diagnosestellung insgesamt weniger fortgeschritten, gingen jedoch schon bei der vorangegangenen „krebsnegativen“ ÖGD mit Auffälligkeiten einher. Die in der Studie beschriebene Epidemiologie von PEUGIC könnte Auswirkungen auf wirksame Präventionsstrategien haben. Große Bevölkerungsstudien zeigen beruhigenderweise, dass Refluxpatienten mit krebsnegativem ÖGD-Ergebnis ein insgesamt signifikant verringertes OGIT-Risiko haben [2].

[1] Alexandre L et al., Gastroenterology 2021 Dec 24; S0016-5085(21)04166-4, DOI 10.1053/j.gastro.2021.12.270, PMID 34958760

[2] Holmberg D et al., Gastroenterology 2021; 10.1053/j.gastro.2021.10.003)

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