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Suchterkrankungen

Deutschland bei Rauchentwöhnung Schlusslicht in Europa

Die Politik unternehme viel zu wenig, um die Rauchentwöhnung in Deutschland voranzutreiben. Das beklagen Experten der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) in einer Pressemitteilung im Zuge der 37. Jahrestagung in Mannheim.

Dort informierten Experten aus unterschiedlichen Einrichtungen, u.a. das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) und die DGG, über die Situation der Raucher in Deutschland. Mehr als jeder Vierte über 14 Jahren greife regelmäßig zur Zigarette. Die Folgen des Tabakkonsums wie Kreislauf-, Atemwegs- und Suchterkrankungen seien bekannt, werden aber oft ignoriert. Die DGG rät zu einer objektiven Aufklärung über die Möglichkeiten einer Verbrennungszigarettenentwöhnung mithilfe etablierter Maßnahmen wie E-Zigaretten, Tabakerhitzern oder einer medikamentösen Nikotinersatztherapie, wenn die Entwöhnung ansonsten nicht gelingt.

Deutschland an letzter Stelle

Auch verhaltenstherapeutische Maßnahmen sind nach Ansicht der DGG-Experten sinnvoll. „Solche Maßnahmen werden neuerdings sogar im Einzelfall von den Krankenkassen finanziert“, betont Prof. Dr. med. Martin Storck, Gefäßchirurg und Organisator der Sitzung während der DGG-Tagung. „Kritisch anzusehen ist allerdings, dass die Gesundheitspolitik das Thema im europäischen Vergleich (tobacco regulation) nicht ausreichend aufgreift.“ So läge Deutschland bei der Tabakentwöhnung im europäischen Vergleich an letzter Stelle.

„Für Raucher, die nicht gänzlich mit dem Rauchen aufhören können oder wollen, bedeutet der vollständige Umstieg z.B. auf E-Zigaretten oder Tabakerhitzer eine erhebliche gesundheitliche Schadensminderung“, betont Storck. „Die Information der deutschen Bevölkerung bezüglich dieser möglichen Risikoreduktion ist jedoch mangelhaft“, so Storck. So zeige eine aktuelle Umfrage in Deutschland, dass 61% der Befragten das gesundheitliche Risiko der E-Zigarette hierzulande genauso, höher oder sogar viel höher im Vergleich zur Tabakzigarette einschätzen. „Dabei sind die Methoden der Rauchentwöhnung wissenschaftlich schon lange etabliert – sie werden in Deutschland im europäischen Vergleich nur viel zu selten angewandt“, berichtet Storck.

Besser über Alternativen informieren

Zwar sei vor Kurzem endlich ein Gesetz zum Werbeverbot von Verbrennungszigaretten und E-Zigaretten/Tabakerhitzer im Bundestag verabschiedet worden, aber die Alternativprodukte – wie E-Zigaretten – seien noch immer nicht als wirksame Mittel zur Rauchentwöhnung anerkannt worden. Auch ginge die Reform der Besteuerung einseitig zu Lasten der für die Rauchentwöhnung in wissenschaftlichen Studien anerkannten Ersatzprodukte wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer mit nur sehr milder Höherbesteuerung der hochgefährlichen Verbrennungszigaretten.

Laut aktuellen Erkenntnissen einer Studie aus England spielen regulatorische und gesundheitspolitische Maßnahmen bei der Rauchentwöhnung eine zentrale Rolle: Nur 34 von 100 Rauchern versuchten demnach ohne Coaching mit dem Rauchen aufzuhören – und nur einem gelang es letztlich ganz, mit dem Rauchen aufzuhören. „Die Politik tut noch viel zu wenig, um die Rauchentwöhnung in Deutschland voranzutreiben, deshalb sprechen wir als Expertinnen und Experten der DGG im Einklang mit den meisten internationalen Expertinnen und Experten klare Empfehlungen an die Gesundheitspolitik, Behörden, Arbeitgeber sowie an Ärztinnen und Ärzte und Patientinnen und Patienten aus“, so Storck abschließend. „Raucherinnen und Raucher müssen über die Risiken des Rauchens und über Risiken und Nutzen der einzelnen Alternativen aktiv informiert werden.“

Pressemitteilung Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin, November 2021

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