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Schmerzmedizin

Zu wenig Zentren für pädiatrische stationäre interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST)

21.9.2023

Schmerzforscher haben mit einer jetzt veröffentlichten Übersichtsarbeit versucht, die Versorgungslage der pädiatrischen stationären interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST) in Deutschland zu beschreiben sowie die aktuelle Evidenz zur Wirksamkeit darzustellen. Ihre Hauptschlussfolgerung: Für die hohe Zahl von Kindern und Jugendlichen mit einem schwerwiegenden chronischen Schmerzproblem steht nur eine geringe Anzahl Therapieplätze in spezialisierten Zentren zur Verfügung, was auf eine deutliche Diskrepanz zwischen Bedarf und Angebot hinweist.

Mithilfe ihrer systematischen Literatursuche wurden Studien identifiziert, die sich mit der Wirksamkeit der pädiatrischen stationären IMST in Deutschland befassen. Zudem wurden weiterführende Quellen genutzt, um Informationen über IMST-Angebote in Deutschland, deren Behandlungsprogramme, die Qualifikation der Behandelnden und Charakteristika der Patienten zu beschreiben. Dabei zeigte sich, dass es in Deutschland lediglich vier pädiatrische Schmerzzentren gibt, die auf die stationäre IMST von Kindern und Jugendlichen spezialisiert sind. Die 3- bis 4-wöchige multimodale Behandlung dort wird von einem multiprofessionellen Team angeboten und steht in der Regel Patienten bis zum 18. Lebensjahr zur Verfügung. Die Mehrzahl der Patienten ist weiblich. Die Wirksamkeit der pädiatrischen IMST in Deutschland wurde bis zu 4 Jahre nach der Behandlung untersucht. Positive Effekte zeigen sich sowohl für Schmerzeigenschaften als auch für die emotionale Belastung. Ergänzende Therapiemodule können die bestehenden Effekte noch weiter optimieren.

Weitere Studien zur Wirksamkeit der IMST notwenig

Aus Sicht der Autoren wäre es wünschenswert, dass weitere spezialisierte Behandlungszentren für die betroffenen Kinder und Jugendlichen eingerichtet werden. Zudem könnten weniger spezialisierte Strukturen eine wichtige Ergänzung der Versorgungsstruktur in Deutschland sein. Im Speziellen sind dies ambulante oder stationäre Angebote, die während einer pädiatrischen Krankenhausversorgung eine psychosomatische oder eine kinder- und jugendpsychiatrische Komplexbehandlung anbieten. Auch ambulante psychotherapeutische Angebote von speziell ausgebildeten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten stellen einen wichtigen Teil der Versorgungsstruktur dar. Zudem halten die Autoren weitere Studien für wünschenswert, die mithilfe eines randomisierten, kontrollierten Designs neue Erkenntnisse zur spezifischen Wirksamkeit der IMST für Kinder und Jugendliche generieren, um so eine breitere und zuverlässigere Evidenzbasis zu schaffen sowie ergänzende Therapiemodule weiterzuentwickeln.

Wager J et al.: Pädiatrische stationäre interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie in Deutschland. Schmerz. 2023 Aug 29 (DOI 10.1007/s00482-023-00744-3).
* S3-Leitlinie „Stationäre Interdisziplinäre Multimodale Schmerztherapie (IMST) bei Kindern und Jugendlichen“. Bei der AWMF am 1.3.2022 eingereicht, die geplante Fertigstellung wird für 31.12.2023 erwartet (AMWF Registernr. 145-006, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/145-006#anmeldung).

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