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Schlaganfall

Zerebrale Mikroblutungen keine grundsätzliche Lyse-Kontraindikation

Ob Schlaganfallpatienten mit vorbestehenden zerebralen Mikroblutungen (CMB) in der Kernspintomografie tatsächlich ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer größeren intrazerebralen Blutung (ICB) bei der Lysetherapie haben, wurde jetzt im Zuge einer deutschen Studie geklärt.

Prof. Dr. med. Christian Gerloff, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und einer der Studienautoren, fasst zusammen: „In [einer] Subgruppenanalyse konnten wir bei ischämischen Schlaganfällen mit unbekanntem Zeitpunkt des Symptombeginns und begleitenden zerebralen Mikroblutungen keinen Hinweis auf einen verminderten Behandlungseffekt der intravenösen Thrombolyse finden, auch wenn das Blutungsrisiko beim Vorliegen von Mikroblutungen etwas höher war. Initial vorhandene Mikroblutungen stellen also bei dieser Konstellation keine Kontraindikation für eine Lyse dar.“

Bei der Studie handelte es sich um eine präspezifizierte Subanalyse der randomisierten, kontrollierten, multizentrischen WAKE-UP-Studie, berichtet die DGN in einer Pressemitteilung. Die WAKE-UP-Studie (2012‒2017) hatte Nutzen und Sicherheit der Thrombolyse im erweiterten Zeitfenster bzw. bei unbekanntem Zeitpunkt des Symptombeginns (z.B. im Schlaf) bei MRT-basiert selektierten Patienten untersucht. Die Teilnehmenden wurden randomisiert und erhielten entweder eine i.v. Thrombolyse (mit Alteplase) oder Placebo. Der CMB-Status (Vorhandensein, Anzahl und Verteilung von CMB) wurde erst nach Komplettierung der Studie analysiert, verblindet hinsichtlich klinischer Informationen. Endpunkte waren ein gutes funktionelles Outcome nach 90 Tagen ‒ definiert durch einen mRS-Score ≤1 (modifizierte Rankin-Skala) sowie symptomatische ICB 22 bis 36 Stunden nach der Lysetherapie gemäß den NINDS-Kriterien (National Institute of Neurological Disorders and Stroke).

Thrombolysetherapie bleibt essentiell für den Therapieerfolg

In der Subanalyse konnten 459/503 (91,3%) der Teilnehmenden der WAKE-UP-Studie ausgewertet werden (63% Männer). 98/459 (21,4%) hatten mindestens eine Mikroblutung in der initialen Bildgebung, 45 (9,8%) hatten eine, 37 (8,1%) hatten zwei bis vier und 16 (3,5%) hatten fünf oder mehr CMB. Der Nachweis von Mikroblutungen ging mit einem nicht signifikanten Anstieg des ICB-Risikos einher (11,2% versus 4,2%, adjustierte OR 2,32; p=0,052), jedoch gab es keinen Effekt auf das funktionelle 90-Tages-Outcome (einen mRS-Score ≤1 hatten 45,8% versus 50,7%; p=0,955) und keine Interaktion des Nachweises von CMB mit dem Therapieeffekt der Thrombolyse. Insgesamt hatte die Lyse-Gruppe ein signifikant besseres funktionelles Outcome: einen mRS-Score ≤1 hatten 54,6% der lysierten Patienten versus 44,6% der Placebogruppe (adjustierte OR 1,61; p=0,022).

Das bedeutet, betont Prof. Dr. med. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN, dass „der möglichst frühzeitige Beginn einer Thrombolysetherapie für den Therapieerfolg essenziell bleibt. Es ist wichtig zu wissen, dass zerebrale Mikroblutungen nicht grundsätzlich eine Kontraindikation der Lyse darstellen“.

Pressemeldung Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), November 2021

Schlemm L et al., Neurology 2021 Nov 15; 10, DOI 10.1212/WNL., PMID 34782419

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