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Post-COVID

Apherese: Keine Evidenz für Nutzen bei neurologischen Symptomen

4.10.2022

In der frisch erschienenen S2k-Leitlinie „Neurologische Manifestationen bei COVID-19“ wird das Post-COVID-Syndrom thematisiert. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) äußert sich zu den Empfehlungen zum Aphereseverfahrungen und psychosomatischer Therapie.

Ein Kapitel der S2k-Leitlinie widmet sich ausdrücklich dem Post-COVID-19-Syndrom und bezieht Stellung zu immunmodulatorischen Therapien. Dazu gehören auch Aphereseverfahren, die derzeit ein hohes Medienecho erfahren. Außerdem empfiehlt die Leitlinie eine psychosomatische Mitbehandlung der Betroffenen, was immer wieder zu emotional aufgeladenen Diskussionen vor allem in den sozialen Medien führt. Für diese Therapieempfehlung gibt es aber durchaus eine Rationale, so betont die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) in einer Pressemitteilung.

Insbesondere das Kapitel „Neurologische Manifestationen bei Post-COVID-19-Syndrom“ der neuen Leitlinie wird auf ein breites Interesse stoßen. Nicht zuletzt, weil Mitte August eine Folge von „Hirschhausens Check-up“ der ARD das Thema Long-COVID und mögliche Heilversuche erneut in den Fokus des öffentlichen Interesses rückte und eine Lanze für Apheresebehandlungen, allem voran die Lipidapherese, brach.

Höchstens als individueller Heilversuch

Fakt ist aber, so betont die DGN: Die genauen pathophysiologischen Mechanismen des Post-COVID-19-Syndroms sind bislang noch unbekannt. Diskutiert werden Neurotransmitter-vermittelte Veränderungen, eine postinfektiös fortbestehende Entzündung sowie (virusgetriggerte) immunvermittelte Mechanismen. Wenn Hinweise auf einen autoimmunologischen Erkrankungsmechanismus bestehen, also bestimmte Autoantikörper im Blut nachgewiesen werden, dann kann eine immunmodulatorische Therapie als individueller Heilversuch begonnen werden – so lautet die Empfehlung der Leitlinie.

„Dazu würde dann das Verfahren der Immunadsorption zählen, die Lipidapherese, die Herr Hirschhausen im Selbstversuch durchgeführt hat, eher nicht“, so Berlit. „Wir möchten herausstellen: Es gibt derzeit keine kausale Therapie für Post-COVID mit den typischen neurologischen Beschwerden wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Fatigue, Kopfschmerzen, Myalgien und Neuropathien. Und es fehlt derzeit die Evidenz, um extrakorporale Verfahren breit zu empfehlen. Die Aufgabe der Medizin ist es nun, Studien aufzulegen, um Wirkung und Sicherheit dieser Therapie zu untersuchen – erste Studien wurden bereits in interdisziplinärer Zusammenarbeit an verschiedenen Universitätskliniken aufgelegt“.

Psychosomatik als begleitende Therapie

Die jetzt publizierte Leitlinie empfiehlt im Weiteren eine frühzeitige und parallelisiert eingeleitete psychosomatische Mitbehandlung der Betroffenen. „Das bedeutet aber nicht, dass wir die Beschwerden der Betroffene nicht ernst nehmen oder wir sie gar als eingebildet krank einstufen, wie häufig der Vorwurf in Internetforen lautet. In der Neurologie gibt es verschiedene Erkrankungen, bei denen wir ähnlich wie bei Post-COVID die auslösende Ursache nicht kennen und daher keine kausale Therapie anbieten können. Ein Beispiel sind chronische Schmerzsyndrome. Bei diesen Krankheitsbildern haben wir die Erfahrung gemacht, dass eine psychosomatische Mitbehandlung den Betroffenen hilft, besser mit den Beschwerden und der Krankheitssituation zurechtzukommen, und die Lebensqualität verbessert. Zum Nutzen gibt es zahlreiche Erhebungen. Warum sollten wir also Post-COVID-Betroffenen diese begleitende Therapieoption vorenthalten?“, betont Berlit.

Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), September 2022

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