Menschen mit metabolischem Syndrom (MetS) haben ein erhöhtes Parkinson-Risiko. Das ergab eine prospektive Analyse der UK Biobank durch das schwedische Karolinska Institut. Das internationale Forschungsteam untersuchte, wie sich MetS auf das Risiko für eine Parkinson-Erkrankung (PD) auswirkt. Für die klinische Praxis bedeutet das, dass MetS nicht nur als kardiovaskulärer, sondern auch als neurologischer Risikofaktor eingeordnet werden sollte.
Über 467.000 Menschen ohne Parkinson-Diagnose wurden im Median 14,6 Jahre nachbeobachtet. Rund 38 % erfüllten zu Beginn die Kriterien für MetS – definiert nach den harmonisierten Kriterien als Vorliegen von mindestens drei der folgenden Komponenten: abdominelle Adipositas (erhöhter Taillenumfang), Bluthochdruck, niedriges HDL-Cholesterin, Hypertriglyceridämie oder erhöhte HbA1c-Werte (Hyperglykämie). Im Verlauf erkrankten 3.222 Teilnehmende an Parkinson. Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, Lebensstilfaktoren, sozioökonomischen Status und die genetische Prädisposition für Parkinson zeigte sich für Personen mit MetS ein um 39 % erhöhtes Risiko (Hazard Ratio, HR: 1,39). Zudem bestand eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung: Mit jeder zusätzlichen MetS-Komponente stieg das Risiko (HR pro Komponente: 1,14), bei fünf Komponenten war es mehr als doppelt so hoch wie bei Teilnehmenden ohne MetS-Komponenten (HR: 2,23). Unter den Einzelkomponenten waren abdominelle Adipositas, niedriges HDL-Cholesterin und ein erhöhter HbA1c-Wert jeweils signifikant mit einem erhöhten Parkinson-Risiko assoziiert.
Auch die genetische Prädisposition spielte eine entscheidende Rolle. Mithilfe eines polygenen Risikoscores (PRS) für Parkinson wurden die Teilnehmenden in Gruppen mit niedrigem, mittlerem und hohem genetischem Risiko eingeteilt. Personen mit sowohl einem MetS als auch einer hohen genetischen Risikokonstellation wiesen ein 2,58-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko auf (verglichen mit Personen ohne MetS und mit niedrigem PRS). Damit deutet sich ein synergistisches Zusammenspiel zwischen modifizierbaren metabolischen Faktoren und der nicht beeinflussbaren genetischen Veranlagung an.
Konsequenzen für die Praxis
Die Ergebnisse wurden zusätzlich in einer Metaanalyse mit acht weiteren Studien überprüft, die zusammen Daten von fast 25 Millionen Personen und 98.582 Parkinson-Neudiagnosen umfassten. Auch hier bestätigte sich der Zusammenhang: Menschen mit MetS hatten im Durchschnitt ein um 29 % erhöhtes Parkinson-Risiko (Relatives Risiko, RR: 1,29). Die Metaanalyse der Einzelkomponenten zeigte signifikant erhöhte Risiken für abdominelle Adipositas, Bluthochdruck, niedriges HDL-Cholesterin und Hyperglykämie, während für erhöhte Triglyzeride allein kein signifikanter Zusammenhang festgestellt wurde.
Da Parkinson bislang nicht heilbar ist, kommt präventiven Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Blutdruckkontrolle, Gewichtsmanagement, Verbesserung der Blutzuckerwerte und ein optimiertes Lipidmanagement (insbesondere Anhebung von HDL-C) könnten potenziell nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen, sondern langfristig auch das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson senken. Die Studie legt nahe, dass dies besonders für Personen mit einer hohen genetischen Prädisposition für Parkinson von Bedeutung sein könnte.
Chancen und Limitationen
Die Studie überzeugt durch ihre Größe, die lange Nachbeobachtungsdauer und die Einbeziehung genetischer Daten. Dennoch ist sie rein beobachtend und erlaubt keine kausalen Schlüsse. Zudem stammte die Kohorte überwiegend aus der weißen Bevölkerung Großbritanniens, weshalb die Übertragbarkeit auf andere ethnische Bevölkerungsgruppen begrenzt sein kann. Unklar bleibt auch, ob (subklinische) frühe Parkinson-Veränderungen bereits das metabolische Profil beeinflusst haben könnten (reverse Kausalität), obwohl eine Sensitivitätsanalyse, die Fälle aus den ersten drei Follow-up-Jahren ausschloss, robuste Ergebnisse lieferte.
Trotz dieser Einschränkungen ist die Botschaft klar: MetS ist ein potentiell modifizierbarer Risikofaktor, dessen Kontrolle weit über die Herz-Kreislauf-Medizin hinausreicht. Für die tägliche Praxis ergibt sich damit ein weiterer, wichtiger Grund, Prävention und Behandlung des metabolischen Syndroms konsequent umzusetzen – nicht nur um Herz und Gefäße, sondern auch das Gehirn zu schützen.
Zhang X et al.: Metabolic Syndrome and Incidence of Parkinson Disease: A Community-Based Longitudinal Study and Meta-Analysis. Neurology. 2025 Sep 23;105(6):e214033 (DOI 10.1212/WNL.0000000000214033).
* Pressemitteilung: Metabolic syndrome linked to increased risk of Parkinson‘s disease. Karolinska Institutet, Stockholm, 21.8.2025 (https://news.ki.se/metabolic-syndrome-linked-to-increased-risk-of-parkinsons-disease).