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Neurologie

Antidiabetisches Inkretinmimetikum hilft auch bei M. Parkinson

17.6.2024

Das Inkretinmimetikum Lixisenatid, ein GLP-1-Rezeptoragonist zur Diabetes-Behandlung (in Deutschland nicht im Handel) könnte möglicherweise auch bei Morbus Parkinson helfen, zeigen Ergebnisse einer jetzt im New England Journal of Medicine veröffentlichten klinischen Studie. Lixisenatid verlangsamt das Fortschreiten der Symptome in einem geringen, aber statistisch signifikanten Umfang. Unklar ist, wie sich der positive Effekt des Diabetes-Medikaments bei Parkinson erklären lässt (möglicherweise wegen ähnlicher Signalwege von Diabetes Typ 2 und einigen neurodegenerativen Krankheiten).

„Die Ergebnisse sind sehr interessant. Wenn sich Parkinson mit dieser Klasse von Medikamenten bremsen ließe, wäre das ein Riesenerfolg“, meint Prof. Dr. med. Joseph Claßen, erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG). „Allerdings müssen erst noch Langzeitstudien durchgeführt werden, auch mit besser verträglichen, verwandten Wirkstoffen, um die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit an mehr Patientinnen und Patienten nachzuweisen“, so Claßen weiter.

Die Wirksamkeit von Diabetes-Medikamenten bei Parkinson wird schon seit längerem untersucht. Die aktuelle Studie ist jedoch die erste multizentrische klinische Studie, die Anzeichen für eine Wirksamkeit liefert. Untersucht wurden 156 Personen mit leichten bis mittelschweren Parkinson-Symptomen, die alle bereits das Standard-Parkinson-Medikament Levodopa oder andere Arzneimittel einnahmen. Die eine Hälfte von ihnen erhielt ein Jahr lang den Wirkstoff Lixisenatid, die andere ein Placebo. Nach zwölf Monaten zeigten die Personen der Placebo-Kontrollgruppe wie erwartet eine Verschlechterung ihrer Symptome. Auf einer Skala zur Bewertung des Schweregrads der Parkinson-Krankheit, mit der gemessen wird, wie gut die Betroffenen Aufgaben wie Sprechen, Essen und Gehen ausführen können, war ihr Wert um drei Punkte gestiegen. Bei denjenigen, die das Medikament einnahmen, änderte sich die Punktzahl auf dieser Skala nicht.

„Das Ergebnis ist aufgrund des Studiendesigns interessant. Man muss aber berücksichtigen, dass drei Punkte in der Bewertung wenig sind. Es müssen weitere Studien folgen, unter anderem um zu klären, wie sich die Wirkung über mehrere Jahre hinweg entwickelt“, erklärt Claßen. Zudem führte die Behandlung zu Nebenwirkungen: Übelkeit trat bei fast der Hälfte und Erbrechen bei 13 % der Personen auf, die das Medikament einnahmen. Neuere Medikamente derselben Substanzklasse könnten weniger und mildere Nebenwirkungen haben oder in niedrigeren Dosen wirken. „Wissenschaftlich interessant sind auch die in der aktuellen Studie nicht untersuchten Fragen, ob GLP-1-Medikamente vor dem Verlust von Dopamin-produzierenden Neuronen schützen und vielleicht den Ausbruch von Parkinson verhindern können“, sagt Prof. Claßen. Das wären sehr wichtige Ziele, denn Parkinson lässt sich bisher nicht ursächlich behandeln.

Pressemitteilung „Neue Studie: Diabetes-Medikament könnte das Fortschreiten der Parkinson-Erkrankung bremsen“. Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG), Berlin, 15.4.2024 (https://parkinson-gesellschaft.de/die-dpg/presseservice/pressemeldungen/217-neue-studie-diabetes-medikament-koennte-das-fortschreiten-der-parkinson-erkrankung-bremsen).

*  Meissner WG et al.: Trial of Lixisenatide in Early Parkinson‘s Disease. N Engl J Med. 2024 Apr 4;390(13):1176-1185 (DOI 10.1056/NEJMoa2312323).

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