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Morbus Alzheimer

Herausforderungen für die Forschung

Die Alzheimer Forschung Initiative (AFI) e.V. erklärt vor dem Welt-Alzheimer-Tag am 21. September 2021 vier Gründe, warum es so schwierig ist, ein Medikament gegen die Krankheit zu finden, trotz eines nach fast zwei Jahrzehnten in den USA kürzlich erstmals zugelassenen Alzheimer-Medikaments mit dem Wirkstoff Aducanumab.

Die AFI dämpft die Hoffnungen auf dieses Produkt ‒ es könne Alzheimer weder heilen noch stoppen, obwohl es Amyloid-Plaques im Gehirn entfernt, die bekanntlich mit der Alzheimer-Krankheit im Zusammenhang gebracht werden. Allerdings wurde noch kein Nachweis darüber geliefert, dass damit auch eine Verbesserung der kognitiven Leistung von Patienten einhergeht.

Langer und komplexer Krankheitsverlauf

Forscher gehen davon aus, dass die Alzheimer-Krankheit in Form einer Kaskade verläuft, also in einer Kettenreaktion, bei der im Gehirn über einen Zeitraum von möglicherweise bis zu 30 Jahren unterschiedliche Veränderungsprozesse ineinandergreifen. Diese führen schließlich zum Absterben von Gehirnzellen und zum Gedächtnisverlust. „Wenn die ersten Symptome auftauchen, sind in der Regel schon mehrere Jahre bis Jahrzehnte vergangen und die nachweisbaren Hirnveränderungen schon sehr weit fortgeschritten. Ursachen und Verlauf sind zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ohne Weiteres nachzuvollziehen“, erklärt Prof. Dr. med. Thomas Arendt, Leiter des Paul-Flechsig-Instituts für Hirnforschung der Universität Leipzig. Deshalb sei es schwierig, einen wirksamen therapeutischen Ansatz zu finden. Außerdem seien die Grundlagen der Alzheimer-Krankheit bisher noch zu wenig verstanden: „Wir können schon kaum nachvollziehen, wie ein gesundes Gehirn arbeitet. Bei mehr als drei Nervenzellen verstehen wir nicht mehr, wie die Funktionsweisen und Wechselwirkungen im neuronalen Netz reguliert sind. Deshalb ist Alzheimer-Grundlagenforschung auch so wichtig“, sagt Arendt, der auch Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Alzheimer Forschung Initiative ist.



Bis heute keine passenden Alzheimer-Modelle

Diese Komplexität in konkreten Forschungssettings und Modellen abzubilden und zu untersuchen, sei eine große Herausforderung: „Die Mausmodelle, die in der Alzheimer-Forschung oft genutzt werden, sind auf zu kurze Zeitspannen ausgelegt. Die Ergebnisse haben deshalb nur eine begrenzte Aussagekraft für die Mechanismen der Krankheit, deren Verlauf sich auf mehrere Jahrzehnte erstrecken kann. Außerdem sind Ergebnisse aus Mausmodellen nur sehr begrenzt auf den Menschen übertragbar, denn die Störungen betreffen ja die Kognition, eine sehr typisch menschliche Fähigkeit“, betont Arendt. „Evolutionär gesprochen, sind Mäuse einfach zu weit weg von der Komplexität, der wir uns bei dieser Erkrankung gegenübersehen.“ Dies könne als Hinweis gedeutet werden, dass es etwas spezifisch Menschliches geben muss, dass die Krankheit bedinge.

Keine verlässlichen Biomarker für die Frühdiagnose

Es gibt bisher noch keinen Biomarker, mit dem man den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit frühzeitig und niedrigschwellig diagnostizieren kann. Für die Alzheimer-Krankheit wird zurzeit weltweit an unterschiedlichen Bluttests geforscht. „Die Verfügbarkeit eines Blut-Biomarkers ist die Voraussetzung für jede wirksame Wirkstoffentwicklung, denn nur so können wir die frühen Erkrankungsstadien identifizieren, in denen eine Behandlung auch Aussicht auf Erfolgt hat. Ich bin aber zuversichtlich, dass es in wenigen Jahren gelingen wird, einen derartigen Bluttest zur Früherkennung zu entwickeln“, sagt Arendt.

Der Wirkstoff muss durch die Blut-Hirn-Schranke

Die Blut-Hirn-Schranke muss für zukünftige Alzheimer-Medikamente überwindbar sein (so wie für Aducanumab), was die Entwicklung erschwert. Deshalb ist die Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems, wie die Alzheimer-Krankheit, eine große Herausforderung: „Moderne Methoden des computergestützten Moleküldesigns werden es aber in naher Zukunft erlauben, Wirkstoffe so zu modifizieren, dass sie in der Lage sind, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden“, erklärt Arendt.

Pressemitteilung Alzheimer Forschung Initiative e. V., September 2021

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