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Leitlinien

AWMF will Versorgungsdaten für die Forschung

28.4.2022

Eine nationale Strategie zur Digitalisierung der Leitlinien und deren Integration in sämtliche digitale Gesundheitsanwendungen fordert die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Qualitativ hochwertige Versorgung könne es nur geben, wenn Ärzte Zugriff auf wissenschaftliche Leitlinien haben.

Auf der Pressekonferenz, anlässlich des Berliner Forums der AWMF, diskutierten Experten, wie Leitlinienwissen künftig noch besser entstehen und den Patienten noch schneller zugutekommen kann. Digitale Gesundheitsanwendungen können helfen, die medizinische Versorgung zu verbessern. „Entscheidend dafür ist jedoch, dass die Daten, die den Anwendungen zugrunde liegen, evidenzbasiert sind“, betont Prof. Dr. med. Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF. Im Zuge des Digitale-Versorgungs-Gesetzes hat die Politik bereits begonnen, die Erstellung qualitätsgesicherter Leitlinien finanziell und operational zu unterstützen. So kann der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) die Erstellung von Leitlinien in bestimmten Themenfeldern fördern, beispielsweise zu seltenen Erkrankungen oder im Bereich der Infektionskrankheiten. „Dieser Weg muss in Zukunft intensiviert und verstetigt werden“, betont Treede. Neben der Förderung der Leitlinienentstehung sei es wichtig, die Digitalisierung der Leitlinien voranzutreiben, damit Wissen für unterschiedliche Akteure im Gesundheitswesen jederzeit und ortsunabhängig unmittelbar in der Krankenversorgung verfügbar gemacht wird.

Für die aktuelle Legislaturperiode fordert die AWMF deshalb eine nationale Strategie, um evidenzbasiertes Wissen in digitalen Gesundheitsanwendungen, Patienteninformationen oder Arztinformationssystemen zu integrieren. „Diese sollte unter anderem eine unabhängige Finanzierung der Digitalisierung von Leitlinienwissen enthalten ‒ zum Beispiel in Form eines Fonds, in den alle Institutionen einzahlen, die von der Leitlinienerstellung profitieren“, erläutert Treede.


Forschung ja, Datenfriedhöfe nein

Medizinische Forschung und deren Erkenntnisse bilden die Basis für Leitlinien und damit für eine hochwertige und evidenzbasierte medizinische Versorgung. „Doch die Gesetzgebung hat in den vergangenen Jahren zunehmend Hürden für die klinische Forschung aufgebaut, was am Beispiel der Digitalisierung besonders deutlich wird“, sagt Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake, stellvertretender Präsident der AWMF.

Weil Gesundheitsdaten bereits heute digital erfasst werden, entstehen in den Registern der Krankenkassen große Mengen an medizinischen Informationen. Sie können dazu beitragen, Kenntnisse über die medizinische Versorgungsrealität zu gewinnen: Mithilfe dieser Routinedaten lässt sich beispielsweise der unmittelbare Nutzen bestimmter Behandlungen oder Therapeutika erforschen. Derzeit stehen diese Daten aber nicht für die Forschung zur Verfügung. Auch bei der Nutzung von Registerdaten gibt es bürokratische Hürden für die Forschung. „Es besteht die Gefahr, dass hier riesige Datenfriedhöfe entstehen, deren großes Potenzial für die Gesundheitsforschung ungenutzt bleibt“, betont Schliephake.

Bessere Bedingung für forschende Mediziner

Die AWMF fordert die Politik deshalb auf, die Nutzung von Gesundheitsdaten für die Forschung klar zu regeln und den Zugang zu diesen Daten zu erleichtern. „Sensible Gesundheitsdaten genießen zurecht einen besonderen Schutz. Diese berechtigten Schutzinteressen muss der Gesetzgeber mit dem ebenfalls berechtigten Forschungsinteresse in Einklang bringen – zum Wohle der Patientinnen und Patienten“, so Schliephake.

Damit auch in Zukunft Gesundheitsforschung betrieben werden kann, ist es aus Sicht der AWMF-Experten außerdem unerlässlich, den medizinischen Nachwuchs zu fördern. „Eine wichtige Aufgabe für die aktuelle Legislaturperiode ist daher auch, Weichen für eine systematische Personalentwicklung in der Medizin zu stellen“, betont Schliephake. Hierzu brauche es beispielsweise Angebote für Karriere-Coachings für wissenschaftlich tätige Ärztinnen und Ärzte sowie medizinische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und eine entsprechende Finanzierung solcher Angebote, beispielsweise aus einem Fonds der nationalen Gesundheitswirtschaft. „Darüber hinaus ist es unerlässlich, dass Karriereperspektiven für den akademischen Mittelbau verbessert werden“, fordert Treede abschließend.

Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), April 2022

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