Das Paradigma einer obesogenen Umwelt, z.B. ausgestattet mit vielen Imbissbuden, Dönerläden, Hamburger-Restaurants oder Supermärkten, erfährt durch eine aktuelle Großstudie mit Daten von 115.260 Versicherten (18‒64 Jahre alt) des US-Versicherers Kaiser Permanente eine deutliche Korrektur. Die Studie findet bei dem anonymisiert erhobenen Gewichtsverlauf über fünf Jahre nahezu keine Auswirkungen von angeblich dick machender Umwelt („obesogenic environment“). Dies könnte, so die Autoren, Auswirkungen auf solche Strategien oder Programme zur Prävention oder Reduktion von Fettleibigkeit haben, die auf die Veränderung von „obesogenen“ Umweltbedingungen setzen („verschlankende Stadt“), und die nach den nun vorgelegten Einsichten als eher wirkungslos betrachtet werden müssen. Die Studie zeigte auch eine initial (Zeitpunkt 0) signifikante Assoziation von „obesogener“ Umwelt und Adipositasprävalenz der dort lebenden Bevölkerung. Diese Clusterung wird jedoch mit einer durch sozioökonomische, kulturelle oder Verhaltensfaktoren bedingten geografischen Häufung von Menschen mit Adipositas erklärt, anstatt durch eine umweltbedingte Übergewichtsförderung per se (im einfachsten Fall z.B. durch eine erhöhte Bevölkerungsdichte, die automatisch zu mehr Lokalen oder Läden führt)
Quelle:Buszkiewicz JH et al., Int J Obes (Lond), 2021.