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Komplementärmedizin

Kunstbetrachtung reduziert Angst und Depression von Krebskranken

28.2.2022

Kunsttherapeutische Interventionen reduzieren Angst bei Krebspatienten und können den Dialog im Behandlungskontext verbessern. Mit dem kunstbasierten Krankenhausbesuchsprogramm der University of Rochester/USA „Art at the Bedside“ wurde jetzt untersucht, ob spezielle Kunstbetrachtungssitzungen und unterschiedliche Formate dabei (mit oder ohne gelenkte Gespräche) therapeutische Auswirkungen auf das seelische Wohlbefinden von Krebspatienten haben könnten.

Im Rahmen der randomisierten, kontrollierten Pilotstudie wurden die Auswirkungen von Kunstbetrachtung am Krankenbett auf das Angstempfinden bei einer Stichprobe von 73 stationären hämatologischen Krebspatienten untersucht. Dabei wurde die Zustandsangst (state anxiety) mit einer abgekürzten Form des Spielberger State-Trait-Angstinventars (STAI Y-6) erfasst und über drei Gruppen hinweg verglichen (Teilnehmer, die für jeweils 30 Minuten eine elektronische Auswahl von Kunstwerken mit und ohne geführtes Gespräch betrachteten und eine Kontrollgruppe, die an keiner der beiden dezidierten Kunstbetrachtungen beteiligt war).

Die Patienten wählten auf einem Tablet-PC jeweils eines von acht Themen (Wolken, Blumen, Kindheit, Wasser, Engel, Bäume, Tiere, Jahreszeiten) aus, zu denen zwischen 8 bis 22 verschiedene Bilder – vor allem klassische Gemälde - betrachtet und gegebenenfalls besprochen werden konnten. Das Programm hatte weniger mit akademischer Museumspädagogik oder mit Krankenhausseelsorge zu tun, sondern mit einem hoch individualisierten Angebot an Krebspatienten über sich, ihre Wahrnehmung, Gefühle und Gedanken zu sprechen, wobei die Bilder als Katalysatoren für die Gespräche wirkten. Ansprechpartner waren Medizinstudenten mit Kunstinteresse, aber ohne formale (kunst-)therapeutische Ausbildung, die zuvor durch erfahrene Anwender von „Art at the Bedside“ angeleitet worden waren.

"Vielversprechende Ergänzung"

Es zeigte sich, dass die mittleren Angstwerte bei denjenigen, die an geführter Kunstbeobachtung teilnahmen, signifikant niedriger waren als bei denen, die dies nicht taten (8,92 vs. 12,1, bewertet auf einer Skala von 6 bis 24, p=0,009, mit mittlerer Effektgröße (η2 = 12,7)). Die Mehrheit der an der Kunstbetrachtung beteiligten Patienten war der Meinung, dass die Aktivität für eine positive Ablenkung (85,7%) und weniger Langeweile (79,6%) sorgte. Viele stellten zudem fest, dass die Kunstbetrachtung Angstgefühle (46,9%) und Depressionen (24,5%) verringerte. Aus Sicht der Forscher deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass Kunstbetrachtung am Krankenbett, vor allem mit geführtem Gespräch, eine vielversprechende ergänzende Therapie zur Verringerung krebsbedingter Angstzustände und zur Verbesserung der Patientenerfahrung im stationären Hämatologie-/Onkologie-Setting sein kann.

Hinweis: Die Ende 2021 erschienene S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ sieht in keiner Form der Kunsttherapie therapeutische Effekte, während eine ASCO-Leitlinie immerhin Musiktherapie als relevante Therapie einschätzt, unter anderem zur Reduktion von Angst/Stress und Depression/depressiver Stimmung bei Brustkrebspatienten (DOI 10.1200/JOP.18.00283).

Quelle: Gore E et al.: Support Care Cancer. 2022 Apr;30(4):3585-3592. doi: 10.1007/s00520-021-06747-z | PMID 35022885)

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