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Kolonkarzinom

Sterbende Krebszellen versorgen benachbarte Tumorzellen mit Überlebensanleitung

22.11.2022

Eine Ursache, warum nur ein Teil der Zellen eines Darmtumors auf eine Chemotherapie anspricht, hat jetzt ein Forschungsteam des Georg-Speyer-Hauses und der Goethe-Universität in Frankfurt gefunden. Ihr Paper veröffentlichten ihre Ergebnisse in „Nature“.

Offenbar kommunizieren unter Chemotherapie absterbende Tumorzellen noch ein letztes Mal mit benachbarten Tumorzellen. Dabei programmieren sie Signalkaskaden von benachbarten Tumorzellen so um, dass sie nicht mehr anfällig für die Chemotherapie sind, was letztlich das Überleben des Tumors sichern hilft. Wenn Chemotherapeutika Darmkrebszellen zum Absterben bringen, stoßen diese Adenosintriphosphat (ATP) als Botenstoff aus, so die Forschungsergebnisse. Dieses ATP bindet an den P2X4-Purinorezeptor auf der Oberfläche umliegender Tumorzellen. Dadurch wird in diesen Nachbarzellen ein wichtiger Überlebenssignalweg aktiviert, der sie vor dem Zelltod schützt und den Tumor resistent gegenüber der Therapie macht. Die durch die Chemotherapie getöteten Zellen „warnen“ sozusagen ihre Nachbarzellen und liefern ihnen gleichzeitig eine Überlebensstrategie.

Wenn diese Kommunikation zwischen den sterbenden Tumorzellen und ihren Nachbarzellen jedoch unterbrochen wird – dies konnten die Wissenschaftler in präklinischen Modellen zeigen – erhöht das die Effizienz der Chemotherapie um ein Vielfaches, und ursprünglich resistente Tumore sprechen sehr gut auf die Chemotherapie an. Dr. Mark Schmitt, Erstautor der Studie erläutert: „Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass trotz jahrelanger erfolgreicher Forschung immer noch unbekannte Mechanismen entdeckt werden, die uns zeigen, wie perfide sich Tumorzellen einer therapeutischen Kontrolle entziehen. Unsere Ergebnisse liefern nun einen neuen vielversprechenden Ansatzpunkt, mittels Kombinationstherapie die Ansprechrate fortgeschrittener kolorektaler Karzinome auf gängige Chemotherapeutika erheblich zu verbessern“.

Prof. Dr. Florian Greten, Direktor des Georg-Speyer-Hauses und Sprecher des hessischen LOEWE-Zentrums Frankfurt Cancer Institute erläutert: „Wir waren überrascht zu sehen, dass Tumorzellen Mechanismen der Kommunikation entwickelt haben, die so weit gehen, dass selbst noch die sterbenden Tumorzellen aktiv daran mitwirken, bei einem therapeutischen ‚Angriff‘ das Überleben ihrer Nachbarn zu gewährleisten. Wir haben große Hoffnung, dass wir durch die Unterbrechung der Kommunikation zwischen den Zellen auch in Patientinnen und Patienten diese enorme Steigerung in der Wirkung der Standardtherapie erzielen können“. Jetzt soll dieses neue Therapiekonzept zusammen mit Kollegen des Frankfurt Cancer Institutes an Patienten getestet werden.

Pressemitteilung Goethe-Universität Frankfurt am Main, November 2022
Schmitt M et al.; Nature. 2022 Nov 16 (DOI 10.1038/s41586-022-05426-1).

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