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Kinderorthopädie

Kreuzbandverletzungen: Fachärzte warnen vor Trampolinspringen

24.8.2022

In vielen Sportarten fehlt ein kindgerechtes Training samt passender Prävention. Kreuzbandverletzungen häufen sich bei Kindern, warnen Experten der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Eine besondere Gefahr stellt dabei das Trampolinspringen dar.

Prof. Dr. Romain Seil, Centre Hospitalier de Luxembourg und außerordentlicher Professor für Orthopädische Chirurgie an der Universität des Saarlandes, stellt fest: „Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Kreuzbandverletzungen steigt unaufhaltsam. Das Krankheitsbild ist von einer seltenen Erkrankung zur regelrechten Epidemie geworden“.  Diese Entwicklung zeigt sich auch in vielen anderen Ländern, z. B. den USA (PD Fabricant et al., J Bone Joint Surg Am, 2017). Über 90 Prozent dieser Verletzungen passieren im Sport. Betroffen sind Kinder ab 9 Jahren aufwärts. Besonders häufig es in den Sportarten Fußball, Ski Alpin und Trampolinspringen im heimischen Garten zu den Traumatisierungen. Dabei fällt häufig ein Kind auf das andere oder es kommt nach der Landung falsch auf bzw. fällt aus dem Trampolin heraus. Aus diesen Gründen wird diese Sportart von amerikanischen Pädiatriegesellschaften nicht empfohlen.

Unter den 13- bis 15-Jährigen nimmt die Anzahl der Kreuzbandverletzungen dann noch einmal stark zu. Die Kniegelenke sind dann bereits ausgewachsen, aber Muskulatur, Sehnen und Bänder noch nicht voll entwickelt. Die motorische Kontrolle unter den diesen Bedingungen ist deshalb nicht so gut. „Gleichzeitig steigt jedoch extrem die Belastung, viele Kinder steigen in diesem Alter in nationale und sogar internationale Wettbewerbe und Turniere ein. Das gab es so vor 20 Jahren noch nicht und auch nicht so viele gerissene Kreuzbänder und kaputte Knie“, so Seil. Die Kinder und Jugendlichen sind motorisch nicht gut geschult, es gibt fast nirgends ein Präventionstraining in diesem Alter, um den Verletzungen vorzubeugen - obwohl wissenschaftlich gesichert ist, dass die Hälfte der Kreuzbandverletzungen vermeidbar sind, moniert der Mediziner. Zudem kennen sich viele Trainer nicht mit dem kindlichen Wachstum und der Reifung aus. Insgesamt kommen viele Erwachsene leider ihrer Fürsorgepflicht nicht nach, wobei sich auch die Sportverbände mitschuldig machen, wenn sie keine entsprechende Prävention anbieten.

Bei ernsten Knieverletzungen in jungen Jahren ist ein Hochleistungssport später in den meisten Fällen ausgeschlossen. Aber ob Leistungssport oder nicht: Mittelfristig droht allen jungen Patienten eine spätere Arthrose. Seil: „Das Knie ist dann schlagartig 10-20 Jahre älter als der Patient selbst“. Das kann später auch Jobausfall und Frührente bedeuten. Die S1-Leitlinien zu Vorderer bzw. Hintere Kreuzbandruptur (AWMF-Registernr. 012-005 resp. 187-032) berücksichtigen die von Seil erwähnten speziellen Gesichtspunkte im Zusammenhang mit dem Skelettwachstum und Kindern und Jugendlichen nicht.

Pressemitteilung Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS), August 2022

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