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Hirnforschung

Cerebellum relevant für das Erinnern emotionaler Erlebnisse

7.10.2022

Das Cerebellum ist vornehmlich an der Planung, Koordination und Feinabstimmung von Bewegungen beteiligt. Nun haben Forscher der Universität Basel herausgefunden, dass das Kleinhirn auch beim Erinnern von emotionalen Erlebnissen eine wichtige Rolle spielt.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Dominique de Quervain und Prof. Dr. Andreas Papassotiropoulos hat in einer großangelegten Studie 1.418 gesunden Studienteilnehmern emotionale und neutrale Bilder gezeigt. Währenddessen wurde die Hirnaktivität der Probanden mittels Magnetresonanztomographie aufgezeichnet. In einem späteren Gedächtnistest konnten sich die Probanden, wie zu erwarten, an positiv und an negativ besetzte Bilder viel besser erinnern als an neutrale Bilder. Das verbesserte Abspeichern von emotional besetzten Bildern war mit einer erhöhten Hirnaktivität in den bereits bekannten Bereichen des Großhirns verbunden.

Zusätzlich aber identifizierten das Forscherteam eine starke Aktivierung im Kleinhirn. Und konnte zudem zeigen, dass das Kleinhirn während der verbesserten Abspeicherung der emotional besetzten Bilder mit diversen Bereichen des Großhirns verstärkt kommuniziert. Dabei empfängt es Informationen vom Gyrus cinguli, einer Struktur, die wichtig für die Wahrnehmung und Bewertung von Gefühlen ist. Ferner sendet das Cerebellum Signale an verschiedene weitere Hirnregionen, unter anderem zur Amygdala und zum Hippocampus. Letzterer spielt bei der Gedächtnisabspeicherung eine zentrale Rolle.

Besseres Verständnis für posttraumatische Belastungsstörung

„Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Kleinhirn ein integraler Bestandteil eines Netzwerks ist, welches für die verbesserte Abspeicherung emotionaler Informationen verantwortlich ist“, so de Quervain. Obwohl ein verbessertes Gedächtnis für emotionale Erfahrungen ein lebenswichtiger Mechanismus ist, hat dieser auch Schattenseiten: Im Falle sehr negativer Erlebnisse kann er wiederkehrende Angstzustände begünstigen. Daher könnten die nun veröffentlichten Erkenntnisse ebenfalls für das Verständnis psychiatrischer Krankheitsbilder wie der posttraumatischen Belastungsstörung von Bedeutung sein.

Sowohl positive als auch negative emotionale Erlebnisse bleiben besonders gut im Gedächtnis abgespeichert. Dieses Phänomen ist überlebenswichtig, weil wir uns beispielsweise an Gefahrensituationen erinnern müssen, um sie künftig zu vermeiden. Aus bisherigen Studien war bekannt, dass vor allem die Amygdala, die für die Verarbeitung von Emotionen wichtig ist, eine zentrale Rolle bei diesem Phänomen spielt. Gefühle aktivieren die Amygdala, welche ihrerseits die Abspeicherung von Informationen in verschiedenen Bereichen des Großhirns begünstigt.

Pressemitteilung Universität Basel, Oktober 2022
Fastenrath M et al.; Proc Natl Acad Sci U S A. 2022 Oct 11;119(41):e2204900119 (DOI 10.1073/pnas.2204900119)

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