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Gestationsdiabetes

Postpartales Screening erreicht kaum Risikogruppen

15.11.2022

Frauen mit Gestationsdiabetes (GDM) haben nach der Geburt ein erhöhtes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Postpartale Diabetes-Screenings werden aber in knapp 60% der Fälle nicht in Anspruch genommen, zeigt eine jetzt publizierte Auswertung von Versorgungsforschern.

„Wir haben den Anteil des postpartalen Diabetes-Screenings bei 12.991 Frauen mit einer Gestationsdiabetes-Diagnose während der Schwangerschaft im Studienzeitraum im bundesweiten GestDiab-Register zwischen 2015 und 2017 erhoben“, berichtet Prof. Dr. Andrea Icks, Direktorin des Instituts für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie und Leiterin der Studie. In der Stichprobe haben 38,2% der Frauen an einem postpartalen Diabetes-Screening teilgenommen.

Dabei fanden sich Merkmale, die signifikant mit einer Teilnahme an dem postpartalen Screening assoziiert waren: Frauen mit höherem Lebensalter und solche mit Insulinbehandlung während der Schwangerschaft nahmen eher teil, Frauen mit Migrationshintergrund, einem höheren Body-Mass-Index (BMI), Raucherinnen und Frauen mit schlechteren Werten bei Nüchtern-Glucose und HbA1c eher nicht. „Mehr als 60% der Frauen mit GDM haben kein Screening nach der Geburt in Anspruch genommen. Und unter den Nichtteilnehmerinnen waren Frauen mit einem ungünstigeren Lebensstil häufiger vertreten. Hier fragen wir uns, ob diese Frauen gut informiert ihre Entscheidung für oder gegen eine Nachsorge treffen und sehen Bedarf für die Versorgungsforschung“, sagte Icks.

Kein Screening bei großen Mengen GDM-Patientinnen

Gründe für die niedrige Inanspruchnahme können vielfältig sein und nicht nur bei den Patientinnen, sondern auch bei Leistungserbringern oder im Versorgungssystem liegen. Nationale und internationale Arbeiten lassen annehmen, dass die sozioökonomische Lage, also beispielsweise das Bildungsniveau, entscheidenden Einfluss auf das generelle Gesundheitsverhalten hat, so heißt es in einer Pressemitteilung des DDZ. Ähnliche Erkenntnisse hat das Robert-Koch-Institut in einer Untersuchung des Zusammenhangs zwischen sozialer Ungleichheit und Diabetes gesehen. Aber auch eine fehlende Abstimmung zwischen Hausärzten, Diabetologen und Frauenärzten können eine Rolle spielen. „Wichtige Faktoren sind dabei einerseits der Nachwuchsmangel und anderseits die fehlende Finanzierung von interdisziplinärer Versorgung“, stellt DDZ-Direktor Prof. Dr. Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, fest. „Für Deutschland können wir heute nur sagen, dass sich eine relevante Zahl von GDM-Patientinnen nicht screenen lässt“, resümiert Icks. Ob sie sich bewusst dagegen entscheiden oder nicht über das Risiko und die Angebote nach der Geburt informiert sind, ist unklar. Auch eine Konzentration auf das Neugeborene, die neuen Lebensumstände und Zeitmangel könnten dazu beitragen, dass die eigene Nachsorge nicht wahrgenommen wird.

Pressemitteilung Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf, November 2022
Linnenkamp U et al.; Diabet Med. 2022 Jul;39(7):e14861 (DOI 10.1111/dme.14861).

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