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IGF-1-Inhibition bei Herzinsuffizienz: Im Alter kardioprotektiv?

3.6.2022

Der Wachstumsfaktor IGF-1 hat offenbar eine zweischneidige Wirkung bei der Herzinsuffizienz. Das könnte die kontroversen Ergebnisse rund um den kardialen IGF-1-Signalweg erklären.

Das berichtet jetzt ein Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Simon Sedej von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Med-Uni Graz (Österreich), das seit Jahren an den Zellmechanismen und metabolischen Veränderungen forscht, die für die Herzschwäche verantwortlich sind. Laut Med-Uni Graz belegen klinische und experimentelle Untersuchungen, dass das als insulinähnlicher Wachstumsfaktor 1 bekannte Peptidhormon IGF-1 im Herzen eine wesentliche Funktion bei der Regulierung des Wachstums und der Kontraktionskraft des Herzens und des Stoffwechsels spielt. Bei Herzversagen wird aber immer wieder eine erhöhte IGF-1-Expression und Signalaktivität nachgewiesen. „Bisherige experimentelle Studien an Mäusen haben gezeigt, dass eine erhöhte IGF-1-Rezeptoraktivierung im Herzen sowohl negative als auch positive Wirkung auf die Herzfunktion ausüben kann. Trotz großer Relevanz des kardialen IGF-1-Signalwegs auf die Herzfunktion blieben diese kontroversen Ergebnisse lange ungeklärt“, schilderte Sedej den bisherigen Wissensstand.

Das internationale Team unter seiner Leitung hat im Tiermodell untersucht, welche Folgen die hohe oder niedrige IGF-Rezeptoraktivierung über die Lebenszeit der Tiere hinweg hat. Die Forscher griffen auf zwei Mausgruppen zurück, wobei die erste eine erhöhte und die andere eine niedrige IGF-1-Signalaktivität aufwies. So konnte direkt verglichen werden, wie sich Veränderungen der normalen IGF-1-Signalaktivität auf die Herzfunktion im Verlauf des Lebens auswirken. Es zeigte sich, dass junge Mäuse mit erhöhter IGF-1-Signalaktivität eine bessere Herzfunktion hatten. Diese hat sich jedoch im Laufe des Lebens schneller verschlechtert als bei normalen Mäusen. Es kam früher zu Herzinsuffizienz und schlussendlich einer niedrigeren Lebenserwartung. Die jungen Mäuse mit verminderter IGF-1-Signalaktivität zeigten hingegen anfangs ein abgeschwächtes Herzwachstum und eine beeinträchtigte Herzfunktion, die sich im Alter allerdings verbesserte und letztlich zu einer höheren Lebenserwartung führte.

Medikamentöser Ansatz bei älteren Menschen?

Das Studienteam schließt daraus, dass sich hohe IGF-1-Signalaktivität im Herzen ‒ zumindest bei Mäusen ‒ positiv auf das Herzmuskelwachstum, die Kontraktionskraft und den Stoffwechsel in der Jugend auswirkt. Im Alter ist für die Herzfunktion der Mäuse jedoch eine niedrigere IGF-1-Signalaktivität vorteilhafter. Die Beziehung zwischen der IGF-1-Signalübertragung und der Herzgesundheit ist also nicht linear, sondern eher zweiphasig. Daher könnte eine pharmakologische Hemmung des IGF-1-Signalwegs ‒ obwohl für junge Menschen ungeeignet ‒ bei älteren Menschen die altersbedingte Verschlechterung der Herzleistung durchaus unterdrücken und eine Überlegung hinsichtlich neuer therapeutischer Strategien wert sein. In künftigen Studien will man untersuchen, ob pharmakologische Inhibitoren des IGF-1-Signalwegs, die derzeit in der Krebstherapie eingesetzt werden, altersbedingte Herzerkrankungen verhindern könnten.

Mitteilung der MedInLive (Ärztekammer Wien), Juni 2022
Abdellatif M et al., Circulation 2022 May 26; 101161CIRCULATION AHA122059863, DOI 10.1161/CIRCULATIONAHA.122.059863, PMID 35616058

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