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Drogen- und Suchtpolitik

Drogenbeauftragter der Bundesregierung fordert echten Paradigmenwechsel

30.1.2023

Burkhard Blienert, der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen fordert ein radikales Umdenken bei Alkohol, Tabak und Co. Deutschland habe enormen Nachholbedarf und müsse etliche Fehler der Vergangenheit schleunigst korrigieren. Die Antwort der Lobbyverbände war vorhersehbar.

Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 150.000 Menschen an den Folgen von Alkohol- und Tabakkonsum. Jeder achte Erwachsene hat ein Problem mit dem Glücksspiel. Erwachsene konsumieren im Schnitt ungefähr elf Liter reinen Alkohol im Jahr, rauchen über 1.000 Zigaretten und setzen allein bei legalen Glücksspielen über 550 Euro ein. Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, forderte bei der Vorstellung seiner Arbeitsschwerpunkte für das Jahr 2023 deshalb: „Kaum ein europäisches Land hat einen so liberalen Umgang mit Alkohol, Tabak und Co. Wir können bei den gesundheitspolitischen Problemen nicht länger wegschauen.“

Nach Einschätzung von Blienert sei „Schritt Nummer eins, dass wir endlich für einen vernünftigen Jugendschutz sorgen und konsequente Schritte gegen die Alkoholwerbung einläuten: Raus aus den Sozialen Medien, dem Internet, raus aus dem Fernsehen und dem Radio, am Besten rund um die Uhr, aber zumindest zu den Hauptsendezeiten. Auch das Mindestalter für Alkohol muss auf den Prüfstand: Ab 14 im Beisein der Eltern trinken zu dürfen, ist einfach gesundheitspolitischer Unsinn vergangener Zeiten und muss abgeschafft werden!“ Doch auch „beim Rauchen und Dampfen gibt es enormen Nachholbedarf. Wir müssen dringend die Fehler in der Werbegesetzgebung korrigieren. Rauchen ist tödlich. Und deshalb gibt es auch keinen Grund, weswegen an Kiosken, Supermarktkassen und Tankstellen noch immer mit bunten Bildern für Zigaretten, Erhitzer und E-Zigaretten geworben werden darf“, sagte Blienert.

Besonders diese Forderung hat sofortige und massive Kritik bei Lobbyverbänden hervorgerufen: Beispielsweise empfindet der Branchenverband Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG) das Angebot seiner Mitglieder, also die E-Zigarette, als Teil der Lösung der in Deutschland wieder steigenden Raucherzahlen und nicht als das Problem. Und zitiert als Beleg eine Metaanalyse der Cochrane-Organisation, die der E-Zigarette kürzlich bescheinigte, mit höchster Sicherheit beim Rauchstopp wirksam zu sein, noch wirksamer als Nikotinpflaster, Sprays und andere Produkte (Hartmann-Boyce J et al., Cochrane Database of Systematic Reviews, 2022).

Pressemitteilung Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen. Januar 2023
Pressemitteilung Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG), Januar 2023

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